wissen.de Artikel
Für Männer ist Sex wichtiger als für Frauen
Sexuelle Tagträumereien, Lust, Masturbieren: Diese drei Phänomene werden in der Psychologie unter dem Begriff der sexuellen Motivation zusammengefasst. Im Alltag ordnen viele dem männlichen Geschlecht eine stärkere sexuelle Motivation zu als dem weiblichen. Und auch wissenschaftlich wurde dieser Zusammenhang bereits mehrmals festgestellt. Wie groß genau Unterschiede in der sexuellen Motivation zwischen den Geschlechtern sind, war allerdings bislang unklar. Dies zeigt sich nun in einer neuen, groß angelegten Meta-Studie zu dem Thema.
Sex-Studien aus aller Welt
Um herauszufinden, wie groß der Unterschied wirklich ist, hat ein Team um Julius Frankenbach von der Universität des Saarlandes mehr als 200 internationale Studien mit über 620.000 Teilnehmern zum Thema sexuelle Motivation ausgewertet. In den Studien mussten die Teilnehmer beider Geschlechter angeben, wie häufig sie an Sex denken, Lust darauf haben und masturbieren.
Die Schwierigkeit dabei: Wahrscheinlich haben nicht alle Studienteilnehmer diese intimen Fragen auch wirklich immer ehrlich beantwortet. So ist den Wissenschaftlern zum Beispiel aufgefallen, dass Männer im Schnitt angaben, mehr Sexualpartnerinnen gehabt zu haben als Frauen Sexualpartner. In einer überwiegend heterosexuellen Gesellschaft gehe diese Rechnung nicht auf, so Frankenbach und sein Team. Die Forschenden nutzten deshalb spezielle statistische Methoden, mit denen sich diese Ungenauigkeiten weitestgehend herausrechnen ließen. Dadurch konnten sie schließlich herausfinden, wie weit die sexuelle Motivation bei Männern und Frauen auseinandergeht.
Männer wollen öfter
Das Ergebnis: Bei Männern ist die sexuelle Motivation tatsächlich deutlich stärker ausgeprägt als bei Frauen. „Männer denken häufiger an Sex, fantasieren häufiger darüber, erleben häufiger sexuelle Affekte wie Verlangen und masturbieren häufiger als Frauen“, berichten die Wissenschaftler. Der Unterschied sei ungefähr halb so stark ausgeprägt wie der Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Körpergröße.
Das sind allerdings nur Durchschnittswerte, die nichts über eine einzelne Person aussagen. Es gibt natürlich auch Frauen, die mehr Lust auf Sex haben als der Durchschnittsmann. „Wir schätzen auf Basis unserer Daten, dass 24 bis 29 Prozent der Frauen stärker von Sex motiviert sind als der durchschnittliche Mann“, sagt Frankenbachs Kollege Malte Friese.
Warum im Schnitt dennoch Männer stärker sexuell motiviert sind als Frauen, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Forschenden vermuten, dass soziale und genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten. Dazu zähle etwa, wie bereits Kindern das Thema Sexualität vorgelebt wird. „Wenn zum Beispiel Kinder schon beobachten, dass Männer und Frauen ihre Sexualität unterschiedlich ausdrücken und andere dies wertschätzen oder ablehnen, lernen sie, sich später entsprechend zu verhalten“, so Friese.
Quelle: Universität des Saarlandes