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Alternative Anlagen: Investmentoptionen im Bereich Finanzierungskapital
Es ist heutzutage nicht mehr ganz leicht, sein Geld für sich arbeiten zu lassen und es dadurch zu vermehren. Sehr viele klassische Methoden wurden durch die viele Jahre andauernde, und erst kürzlich beendete, Niedrigzinsphase der Europäischen Zentralbank (EZB) vollkommen unrentabel. Hierdurch erfuhren andere Herangehensweisen einen Bedeutungswandel, wurden aber ebenfalls vielfach durch eine plötzliche Schwemme von Investoren unattraktiv.
Neuerdings kommt überdies noch ein seit Jahrzehnten ungekanntes Inflationsniveau hinzu. Es vermag sogar Anlageformen unrentabel zu machen, die bisher wenigstens genügten, um das investierte Geld auf gleichbleibendem Kaufkraftniveau zu erhalten – bei einer Inflationsrate von 7,6 Prozent im Juni 2022 wird die Suche nach lohnenden Anlageformen zum Geduldsspiel.
Besonders Menschen, die mehr als nur einige wenige tausend Euro anlegen möchten, sehen sich deshalb heute vor einem veritablen Problem: Anlagemethoden gibt es nach wie vor viele. Anlagemethoden, die wirklich noch einen Gewinn versprechen, der das immer existente Risiko rechtfertigt, sind hingegen rar. Eines der wenigen Gebiete, auf dem Investoren noch Spielraum finden, findet sich im Bereich des Finanzierungskapitals.
Finanzierungskapital: Geld für sehr breite Einsatzformen
Was ist eigentlich Finanzierungskapital? Letzten Endes lässt sich mit diesem Begriff jegliche Form von geliehenem oder anderweitig von Dritten zur Verfügung gestelltem Kapital subsummieren, das benötigt wird, um irgendeine Form von unternehmerischer Aktivität zu finanzieren. Etwa:
- Generelles Startkapital für Gründer
- Crowdfunding für bestimmte Projekte existierender Firmen
- Kapital für die Entwicklung von Immobilien
- Mittel für die aussichtsreiche Rettung angeschlagener Firmen
- Unterstützung für Buyouts durch die Belegschaft
Diese Liste ließe sich noch weiter fortführen. Im Kern geht es jedoch immer um dasselbe: Ein gewerblicher Player benötigt Geld. Dieses wird ihm unter anderem durch Investoren zur Verfügung gestellt.

Mezzanine-Kapital
Viele Finanzierungen lassen sich auf klassischem Weg nicht durchführen. Der Grund dafür ist, dass Banken mittlerweile sehr scharfen Regularien unterworfen sind. Durch diese dürfen sie Finanzierungskredite nur unter sehr engen (Risiko-) Vorgaben vergeben. Außerdem sind sie verpflichtet, stets eine sehr große Menge an Eigenkapital vorzuhalten, um geplatzte Finanzierungen abfedern zu können.
Seit einigen Jahren besteht deshalb eine Situation, in der selbst bei realistischer Betrachtung wenig risikoreiche Aktivitäten keine klassischen Finanzierungen mehr erhalten – oftmals nur deshalb, weil andere schneller waren und die Eigenkapitalregeln keine weitere Kreditvergabe mehr gestatten. Da der Geldbedarf jedoch weiter besteht, haben sich zahlreiche Geber von Private Equity etabliert; das heißt Beteiligungskapital.
Mezzanine-Kapital nimmt diesbezüglich eine Sonderrolle ein. Investoren legen ihre Gelder in speziellen Häusern an; etwa Private-Equity-Gesellschaften oder Spezial-Fonds. Diese vergeben dann das Mezzanine-Kapital an Projekte, die in ihr Portfolio fallen und den internen Codes of Conduct entsprechen. So gibt es ebenso Firmen, die sich stark auf das Immobilienthema fokussieren als auch solche, die beispielsweise ausschließlich Wachstumskapital für frisch gegründete Startups vergeben.
Das Geld kann bilanziell sowohl Eigen- als auch Fremdkapital ähneln – hierher entstammt der Name. Mezzanine stet ihm Italienischen für „Halb und Halb“. Ähnelt es Eigenkapital, wird zudem die Finanzkraft gestärkt, wodurch zusätzliche Fremdfinanzierungen leichter möglich werden können.
Im Gegenzug erhalten die Mezzanine-Geber je nach Auslegung Zinsen, werden an Gewinnen beteiligt, erhalten Genussrechte oder -scheine oder beispielsweise Wandel- oder Optionsanleihen – Mezzanine-Kapital lässt diesbezüglich viele Freiheiten.

Schiffsfinanzierungen
Was den Umfang dieses Texts anbelangt, so dürften Schiffsfinanzierungen die älteste Investmentoption sein. Sie können auf eine Geschichte zurückblicken, die bis zum Beginn des Entdeckungszeitalters am Ende des Mittelalters zurückreicht. Letzten Endes war sogar die Flotte von Kolumbus auf diese Weise finanziert – durch die spanische Krone, die sich im Gegenzug eine Gewinnbeteiligung sicherte.
Über lange Zeit war diese Anlage jedoch etwas in Vergessenheit geraten. Mittlerweile jedoch werden gewerbliche Schiffe immer kostspieliger und bringt fast jedes Jahr eine weitere Steigerung der transportieren Tonnage. Die Pandemie trägt hieran ebenso einen Anteil wie es die zu zurückhaltenden Kreditvergabe gezwungenen Banken sind – die dahinterstehenden Baseler Akkorde gelten für die G20-Staaten sowie weitere Nationen.
Erneut existieren hierbei Gesellschaften, die sich ganz konkret der Finanzierung verschrieben haben. Je nach Art wird das Geld entweder in den Neubau oder den Betrieb von Schiffen investiert. Dabei geht es primär um Frachtschiffe jeglicher Art. Die Finanzierungsgesellschaften achten typischerweise auf eine möglichst breite Nutzbarkeit. Je universeller ein Schiff einsetzbar ist, desto mehr Frachten kann es aufnehmen und desto rentabler ist es unterwegs.

Hedgefonds
Hedgefonds haben bei einer breiten Bevölkerung einen eher schlechten Ruf – wohingegen sie bei Investoren nach wie vor sehr beliebt sind. Denn letztendlich handelt es sich dabei um aktiv verwaltete, also von echten Profis betreute, Investmentfonds, die nur für alternative Anlagen zur Verfügung stehen.
Zwar widmet sich längst nicht jeder Hedgefonds der Finanzierung. Da aber das Kernprinzip des Systems darin besteht, das Geld der Anleger in möglichst renditereche Gegenstände zu investieren, kommen durchaus Unternehmen und Unternehmungen in den Genuss. Etwa Aktiengesellschaften oder Dritte, die mit Derivaten arbeiten.
Dabei können Hedgefonds zweifelsohne mit beeindruckenden Renditezahlen für sich werben. Allerdings muss Anlegern klar sein, wie enorm hoch das Risiko bei dieser Anlageform (PDF-Doc) sein kann. Zwar werden Hedgefonds, wie erwähnt, von Profis ihres Schaffens gemanagt. Da jedoch per Definition nur in besonders risiko- und dadurch ertragsreiche Unternehmungen investiert wird, ist das Ausfallrisiko deutlich höher als bei sehr vielen anderen Investments.

Infrastruktur
Wer erschafft und betreibt eigentlich Infrastruktur zwischen Straßen, Telekommunikation und Bildungseinrichtungen? Wer jetzt glaubt, dafür seien ausschließlich staatliche Akteure zuständig, die ihre Mittel wiederum relativ problemlos (ohne Investoren) über von jedem Bürger bezogene Steuergelder bekommen, der irrt.
Natürlich spielen Staaten bei der Infrastruktur eine wichtige Rolle – keinesfalls jedoch die einzige.
- Mautstraßen,
- Mobil- und Satellitenfunk,
- Krankenhäuser,
- private Schulen und
- verschiedenste kulturelle Einrichtungen
gehören ebenfalls zur Infrastruktur einer Region. Sie fallen jedoch keineswegs automatisch unter eine staatliche Hoheit, sondern werden oft wahlweise privat errichtet oder betrieben – mitunter sogar beides. Vielerorts gehen Länder, Staaten und Kommunen zudem privat-öffentliche Partnerschaften ein, wodurch die Grenzen zwischen beidem für ein Projekt völlig verschwimmen.
Damit haben wir es erneut mit einer Form der alternativen Anlage zu tun, bei der sich Investoren für den Bereich Finanzierungskapital betätigen können. Denn ganz gleich, ob ein Betreiber in irgendeinem Land die Maut für Schnellstraßen einzieht oder ob ein privates Konsortium eine ebensolche Bildungseinrichtung erbauen möchte: Immer wird Finanzierungskapital benötigt.
Eine Möglichkeit, um in Infrastruktur zu investieren, sind ETFs, also Exchange Traded Funds. Allerdings existieren weiter zahlreiche klassische Fonds, die sich der Vergabe von derart speziellem Finanzierungskapital widmen.
Doch warum Infrastruktur? Aus Sicht von Anlegern können diese Investitionen mehrere Vorteile ins Feld führen:
- Infrastruktur wird in vielen Nationen immer stärker privatisiert, da Errichtung, Unterhalt und Betrieb zunehmend teurer werden.
- Bei sehr vielen Arten von Infrastruktur ist der Staat regulierend beteiligt, da es hierbei um eine wichtige gesellschaftliche Dienstleistung geht. Dadurch sind typischerweise Regulierungsbehörden stark involviert, was für hohe Sicherheit sorgt.
- Infrastruktur ist durch ihre Ausgestaltung der Deckung von Grundbedürfnissen weitgehend frei vom Auf und Ab der Märkte.
- Gerade durch das Fortschreiten der Digitalisierung, die Mobilitätswende und die Nutzung alternativer Energieträger besteht jetzt und noch für sehr lange Zeit eine besonders große Notwendigkeit für die Neuerrichtung und Umgestaltung von Infrastruktur.
Hinsichtlich der Erträge besonders interessant sind hierbei geschlossene Infrastrukturfonds. Im Gegensatz zu ihren offenen Gegenparts wird dabei in ein einzelnes, konkretes Projekt investiert. Dadurch haben Anleger die Freiheit, ihre Mittel sehr gezielt zu vergeben und überdies eine stete Kontrolle zu haben.
Der Nachteil: Da geschlossene Fonds sozusagen Unternehmensbeteiligungen sind, erfolgt der Geldrückfluss über Gewinnbeteiligungen aus Verkauf oder Bewirtschaftung – worauf wiederum Einkommenssteuer abzuführen ist.