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Nachhaltige Entwicklung: Kommende Generationen im Blick

Was bedeutet nachhaltige Entwicklung?

Eine wirtschaftliche Entwicklung wird dann als nachhaltig bezeichnet, wenn sie nicht auf Kosten der Natur und der nachfolgenden Generationen geht. Wirtschaftliches Wachstum bekommt dadurch eine neue Qualität. Der Begriff kommt aus dem englischen »sustainable« – und wäre besser mit »tragfähig« übersetzt worden.

Der Impuls für dieses Konzept ging ab den 1970er Jahren von Einzelpersonen und Institutionen in den Industrienationen aus, jenen Staaten also, die bei ihrem eigenen Wachstum über Jahrzehnte, teilweise über Jahrhunderte, Raubbau betrieben hatten und dies heute noch tun. 1987 wurde für ein Wirtschaftsdenken, das die Tragfähigkeit der Erde berücksichtigt, der Begriff der nachhaltigen Entwicklung eingeführt.

Seit wann beeinflusst die Idee der Nachhaltigkeit die Weltwirtschaft?

Seit der Umwelt- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro. Ihr Abschlussdokument, die Rio-Deklaration, besteht aus 27 Prinzipien, allein in elf von ihnen ist von nachhaltiger Entwicklung die Rede.

Auf dem Erdgipfel in Rio versammelten sich Vertreter aus 172 Staaten – darunter 108 Staats- und Regierungschefs – sowie 2400 Repräsentanten von Nichtregierungsorganisationen. Besprochen wurden die Anforderungen, denen sich die Welt durch die zunehmende Globalisierung zu stellen haben würde.

Ein Jahrzehnt nach Rio folgte 2002 im südafrikanischen Johannesburg die bis dahin größte Konferenz der Vereinten Nationen. Der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung sollte die Beschlüsse von Rio überprüfen, beschränkte sich aber auf einige Themen und verabschiedete einen Aktionsplan.

Wie kann der Mensch den Regenwald erhalten?

Wenn nachhaltig gewirtschaftet wird, können beide durchaus harmonieren. Das zeigt das Beispiel des Budongo Forest, eines der letzten großen Regenwälder im ostafrikanischen Uganda. Sein unter Naturschutz stehender Teil ist mit 825 km² fast so groß wie die Fläche von Berlin. 332 Vogelarten leben dort – 27 mehr als in ganz Deutschland. Rund um das Naturschutzgebiet liegen 30 Dörfer. Da jede Frau in Uganda durchschnittlich sieben Kinder gebärt, wächst mit der Bevölkerung auch der Druck auf den Wald.

Seit 1999 lernen die Einheimischen mit Unterstützung zweier deutscher Hilfsorganisationen, den Wald nachhaltig zu nutzen. Sie erfahren, dass sie neben der Landwirtschaft auch vom Handel leben können; dadurch werden in Zukunft weniger Wälder in Äcker verwandelt. Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, über Familienplanung zu informieren, damit weniger Kinder geboren werden und die Zahl der Dörfer langfristig überschaubar bleibt.

Kann die Erde uns in Zukunft noch ernähren?

Im Prinzip schon, doch eine Steigerung der Nahrungsmittelproduktion gelingt nur noch durch eine Intensivierung von Ackerbau und Viehzucht – dazu sind angepasste Landbaumethoden und ein gezielter Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln notwendig. Dies schädigt wiederum Boden, Grund- und Oberflächenwasser sowie die Atmosphäre.

Bereits kultivierter Boden geht Bereits kultivierter Boden geht oft durch Übernutzung, Vernässung, Versalzung und Verwüstung wieder verloren, manchmal für immer. Auch die Erschließung von Neuland ist mittlerweile an die letzten Grenzen gestoßen. Neue Anbauflächen werden heute vor allem in Trockengebieten oder im tropischen Regenwald erschlossen. Doch diese Flächen sind für eine intensive Bodenbearbeitung nicht oder kaum geeignet.

Wie lange reichen die Rohstoffe?

Ein genaues Abschätzen der Rohstoffvorräte ist nahezu unmöglich: Viele Lagerstätten sind noch nicht genügend erforscht oder noch gar nicht entdeckt. Außerdem berücksichtigen fast alle Kalkulationen das jeweils herrschende Marktpreisniveau und den Stand der Technik bei der Förderung.

Der Abbau von vielen Bergbauprodukten hat sich in den letzten Jahrzehnten von den Industriestaaten auf Schwellenländer und wenig entwickelte Länder verlagert, die billiger produzieren können. Bei niedrigen Marktpreisen verschärft sich die wirtschaftliche Situation in diesen Ländern. Dann steigen die Ausgaben für dringend benötigte Industriegüter und Nahrungsmittel stärker als die Einnahmen durch die Ausfuhr von Rohstoffen. 85 Entwicklungsländer erzielen mehr als die Hälfte ihrer Exporterlöse mit nur zwei oder drei Rohstoffen.

Welche Konflikte können sich aus knappen Ressourcen ergeben?

Es können zwei Konflikttypen unterschieden werden: »Verteilungskonflikte« werden um den Besitz bzw. die Kontrolle einer Ressource geführt; »Verschmutzungskonflikte« werden durch die Zerstörung der Umwelt ausgelöst.

Ein häufiges Motiv für Verteilungskämpfe ist Wasser: Ägypten z. B. ist zu 97 % von auswärtigem Flusswasser abhängig. Der ehemalige ägyptische Präsident Anwar As Sadat hatte einmal mit Krieg gedroht, falls Äthiopien das Wasser des Blauen Nil aufstauen würde.

Kann sich Energie erneuern?

Im physikalischen Sinn natürlich nicht, doch manche Energiearten stehen immer zur Verfügung: die erneuerbaren oder regenerativen Energien. Sie beruhen auf den vier Grundelementen der Erde: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Dagegen werden die vier weltweit wichtigsten Energierohstoffe Braun- und Steinkohle, Erdöl und Erdgas irgendwann verbraucht sein.

Die weltweit bedeutendste regenerative Energiequelle ist das Wasser. Österreich deckt mehr als die Hälfte seines Strombedarfs aus der Wasserkraft, in Kanada und der Schweiz liegen die Werte sogar über 60 %. Auch Brasilien verdankt über 90 % der Stromerzeugung seinem reichhaltigen Wasserangebot, und Ghana kann mithilfe des Voltaflusses und dessen Stausee fast seinen ganzen Strom mit Wasserkraft erzeugen.

Was haben Hanf und Raps gemeinsam?

Hanf und Raps, aber auch Arnika und Indigo werden als nachwachsende Rohstoffe genutzt. Wie viele andere Pflanzen besitzen sie natürliche Inhaltsstoffe, z. B. Fasern, Farben, Öle und heilende Wirkstoffe, die der Mensch in zahlreichen Lebensbereichen einsetzen und nutzen kann.

Seit Jahrhunderten werden land- und forstwirtschaftlich erzeugte Produkte nicht nur für die Lebensmittelherstellung genutzt. Erst mit der industriellen Revolution verloren sie an Bedeutung. Synthetische Produkte traten an die Stelle pflanzlicher Erzeugnisse, da sie billiger, haltbarer oder vielseitiger einsetzbar waren. In jüngerer Zeit wird die Herstellung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen jedoch wieder belebt. Öl- und Stärkepflanzen stehen bei der Nachfrage an der Spitze, gefolgt von Faser- und Heilpflanzen.

Bei welcher Energieart ist Deutschland Weltmeister?

Deutschland ist nicht nur »Exportweltmeister«, sondern auch Weltmeister in der Erzeugung und Nutzung von Windenergie. Mit fast 18 500 Megawatt installierter Leistung wurde 2005 fast ein Drittel der weltweiten Windenergie in Deutschland produziert.

Gefördert wurde der Siegeszug der Windenergie durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2000, das Betreibern für mehrere Jahre eine feste Vergütung für den von ihnen in das Stromnetz eingespeisten Strom garantiert. Bis 2010 soll der Anteil an erneuerbaren Energien in Deutschland auf mindestens 12,5 % und bis 2020 auf mindestens 20 % erhöht werden.

Lässt sich mit Kühen Strom erzeugen?

Mit ihrer Gülle und dem Mist ist das möglich. Auch aus Gartenabfällen kann man energiereiches Biogas herstellen. Durch Vergären der Gülle entsteht Gas, das in Gasbrennern zu Strom umgewandelt wird. Die dabei frei werdende Wärme kann vor Ort zum Heizen genutzt werden. Biogas könnte in Zukunft ca. 1 % des Energiebedarfs in Deutschland decken.

Übrigens: Holz und Holzkohle waren über Jahrtausende die wichtigsten Heizmaterialien. In Zukunft soll Holz zur ökologischen Stromversorgung beitragen. Bereits heute werden rasch wachsende Bäume wie Pappel, Weide und Esche auf Versuchsplantagen angepflanzt, um ihre systematische Nutzung zu erproben.

Welcher Kraftstoff kommt vom Acker?

Biokraftstoff. Bereits Rudolf Diesel experimentierte für den Antrieb seines ersten Motors in den 1890er Jahren mit Pflanzenölen. Durch die Energiekrise 1973 wurden Biokraftstoffe, die man beispielsweise aus Rapsöl gewinnen kann, als ernsthafte Alternative zu Erdöl oder Erdgas wieder ins Gespräch gebracht. Die Zahl der Tankstellen, an denen man Bio- oder Rapsdiesel tanken kann, nimmt stetig zu. Auch im Bereich der Schmier- und Verfahrensstoffe werden aus Rapsöl gewonnene Produkte immer beliebter, da sie biologisch schnell abgebaut werden und die Umwelt nur gering belasten.

Wussten Sie, dass …

die USA, in denen weniger als 5 % der Weltbevölkerung leben, fast 25 % der weltweiten Treibhausgasemissionen produzieren?

in Deutschland die Siedlungs- und Verkehrsfläche jährlich um 129 ha wächst, eine Fläche, die so groß wie 200 Fußballfelder ist? Ginge es in diesem Tempo weiter, so wäre Deutschland in 80 Jahren zugepflastert.

1950 ein Hektar Agrarfläche weniger als zwei Menschen ernähren musste, es 2000 aber schon vier waren? Bei unverändertem Bevölkerungswachstum werden es 2050 sieben sein.

in Australien ein neuartiges Aufwindkraftwerk geplant ist? In einem Treibhaus von 7 km Durchmesser soll Luft erhitzt werden, die in einem 1 km hohen Turm aufsteigt und schließlich durch Turbinen Strom für 200 000 Haushalte erzeugt.

Wie viel Energie wird weltweit benötigt?

Der Energieverbrauch steigt ständig: 1950 waren es etwa 2 Mrd. Steinkohleeinheiten (SKE) pro Jahr; 50 Jahre später, im Jahr 2000, lag der Verbrauch bei mehr als der sechsfachen Menge (über 12 Mrd. SKE) – obwohl die Weltbevölkerung sich nur verdreifachte. Das bedeutet, dass sich der jährliche Pro-Kopf-Energieverbrauch verdoppelte. Während der Energieverbrauch in den Industrieländern auf sehr hohem Niveau stagniert, steigt er in den Schwellen- und Entwicklungsländern weiterhin stark an. Europa mit Russland verbraucht zusammen mit Nordamerika (ohne Mexiko) fast 60 % der weltweit erzeugten Energie, Mittel- und Südamerika knapp 6 % und Afrika gerade einmal 3 %.

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