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Niedere Tiere – wirbellose Herrscher im Tierreich

Hinter den »Niederen Tieren« verbirgt sich eine Vielzahl von Tierarten, denn der Begriff ist lediglich eine beschreibende Sammelbezeichnung für alle Tiere, die keine Wirbelsäule haben. Die Wirbellosen, wie sie deshalb auch genannt werden, sind die heimlichen Herrscher auf der Erde, denn zu ihnen gehören über 96 Prozent aller bislang beschriebenen Tierarten.

Die kleinsten Wirbellosen sind den meisten Menschen nur wenig präsent, sind sie doch mit bloßem Auge nicht zu erkennen: die Einzeller. Unter dem Mikroskop allerdings offenbart sich eine erstaunliche, formenreiche Welt, die sich auch in den fantasievollen Namen widerspiegelt: Sonnentierchen, deren kugelige Körper von feinen Kieselnadeln wie von Sonnenstrahlen umstanden sind, sind hier ebenso zu finden wie die bekannten Pantoffeltierchen oder die Glocken- und Trompetentierchen, die bereits in Kolonien zusammenleben.

Auch die Schwämme sind für viele Menschen eine eher unbekannte Größe. Das ist kein Wunder, denn die Mehrzahl der rund 5000 Schwammarten lebt im Meer. Die Schönheit der in vielen Farben vorkommenden Tiere und ihre Formenvielfalt erschließen sich also höchstens Tauchern. Als sehr einfach gebaute Lebewesen besitzen Schwämme weder Organe noch Muskeln noch ein Nervensystem. Dennoch haben sie – wie die vielzelligen Lebewesen – bereits Zellen, denen bestimmte Aufgaben zugeordnet sind.

Nesseltiere, zu denen so unterschiedliche Tiere wie Seerosen, Quallen und Korallen gehören, bilden die einzige Gruppe des Tierreichs, die mit Nesselkapseln ausgestattet ist – hochkomplizierte Gebilde, die dem Beutefang und der Verteidigung dienen. Ihre Gifte können auch für Menschen sehr schmerzhaft und mitunter sogar lebensgefährlich sein. Dennoch kann man sich der faszinierenden Schönheit dieser Wasserbewohner kaum entziehen.

Das ist bei den »Würmern« mit Sicherheit anders! Sie beeindrucken kaum durch ihre äußere Gestalt, sind allerdings für den Menschen nicht unbedeutend – sei es als gefährliche Schmarotzer und Krankheitserreger wie etwa der Fuchsbandwurm, sei es als oft unterschätzte Helfer wie der nützliche Regenwurm.

Einzeller: Eine vielfältige Gruppe

Was sind Einzeller?

Einzeller sind die einfachsten Lebewesen mit einem echten Zellkern; in ihm ist die genetische Information gespeichert.

Daneben besitzen sie weitere Elemente, die jeweils eine besondere Funktion haben: Das endoplasmatische Reticulum und der Golgi-Apparat zum Beispiel sind Membransysteme, die in der Zellgrundsubstanz (Cytoplasma) liegen; sie dienen der Herstellung und dem Transport von verschiedenen Zellbestandteilen. In den Mitochondrien findet die Energiegewinnung statt, sie sind die »Kraftwerke« der Zelle. Ein Zellskelett aus feinen, kreuz und quer gespannten, dehnbaren Fäden (Filamente) hält den Körper in Form oder verändert ihn auch. Viele tierische Einzeller, die auch Protozoen genannt werden, bewegen sich mit Geißeln oder Flimmerhaaren fort, die das Tier durch Schlängeln, propellerartiges Kreisen oder koordinierten Ruderschlag vorwärts treiben.

Trotz des einfachen Grundbauplans gibt es eine Vielzahl sehr verschiedenartiger tierischer Einzeller (Protozoen). Die Hauptgruppen sind die Geißeltierchen (Flagellata), die Wurzelfüßer (Rhizopoda), die Sporentierchen (Sporozoa) und die Wimpertierchen (Ciliata).

Gibt es Einzeller zwischen Tier und Pflanze?

Ja. Bei den Flagellaten gibt es tatsächlich Arten, die wie Pflanzen Chloroplasten tragen und Fotosynthese treiben, also mithilfe von Sonnenlicht aus Kohlendioxid und Wasser Substanz aufbauen und Energie gewinnen. Bei dem Grünen Augentierchen (Euglena viridis) ist neben der Ansatzstelle der Geißel am Vorderende ein orangefarbener Fleck zu erkennen: Ihm verdankt das Augentierchen seinen deutschen Namen. Der Fleck enthält Carotinoide und »beschattet« eine lichtempfindliche Stelle am Ende der Geißel. Auf diese Weise kann Euglena orten, woher das Licht kommt. Und je nachdem, wie intensiv es ist, ändern sich Geißelbewegung und Schwimmrichtung: entweder auf die Lichtquelle zu oder von ihr weg.

Euglena viridis wird eigentlich den Pflanzen zugerechnet, aber es gibt eine nahe verwandte Art, Euglena gracilis, die ihre Chloroplasten verliert, wenn man sie im Dunkeln hält, und eine weitere Art, Astasia longa, die aufgrund einer Mutation keinen grünen Farbstoff mehr bilden kann. Beide ernähren sich wie andere tierische Einzeller von Nährstoffen, die im Wasser enthalten sind.

Können Einzeller verdursten?

Ja, sie sind auf Feuchtigkeit angewiesen. Einzeller brauchen Süßwasser, Meerwasser, Blut oder sonstige Körperflüssigkeiten von anderen Organismen zum Leben. Viele sind allerdings in der Lage, Trockenheit, Kälte, Nahrungs- oder Sauerstoffmangel durch Ausbildung von Ruhestadien mit widerstandsfähigen Hüllen (Zysten) zu überdauern.

Können Einzeller dem Menschen gefährlich werden?

Ja, viele Einzeller leben parasitisch. Unter den Geißel- und Sporentierchen beispielsweise gibt es Parasiten, die vor allem in tropischen und subtropischen Ländern jährlich Tausende von Opfern fordern.

Zu den bekanntesten Sporentierchen dieser Art gehören Plasmodium vivax, Plasmodium malariae und Plasmodium falciparum, die Malaria-Erreger. Sie werden durch den Stich einer infizierten weiblichen Anopheles-Mücke übertragen, mit dem sog. Sporozoiten in die menschliche Blutbahn gelangen.

Diese vermehren sich in mehreren Zyklen ungeschlechtlich in Gefäßwänden, Leberzellen und roten Blutkörperchen und wechseln dabei die Gestalt. Jeder Vermehrungszyklus endet für den betroffenen Menschen in einem Fieberanfall. Parallel entwickeln sich Gametozyten, das heißt Zellen, die männliche bzw. weibliche Geschlechtszellen bilden können. Dies geschieht aber erst, nachdem die Gametozyten von einer anderen weiblichen Anopheles-Mücke beim Blutsaugen aufgenommen wurden. In deren Darm findet dann die geschlechtliche Fortpflanzung des Malaria-Erregers statt: Männliche und weibliche Geschlechtszellen vereinigen sich zur Zygote. Diese wandert in die Magenwand der Mücke und bildet dort eine Zyste, in der die Sporozoiten entstehen. Wenn die Zyste eine gewisse Größe erreicht hat, platzt sie. Die Sporozoiten werden frei und wandern zur Speicheldrüse der Anopheles-Mücke, um mit dem nächsten Stich den Wirt zu wechseln.

Parasitisch lebende Geißeltierchen können ebenfalls komplizierte Entwicklungszyklen durchlaufen. Dabei verändern sie mehrfach die Gestalt – von rundlich und geißellos bis spindelförmig mit freier oder über eine Membran mit dem Zellleib verbundener Geißel. Zudem wechseln sie in ihrem Wirt den Aufenthaltsort, wandern etwa aus dem Blut in Körperzellen; sie können aber auch Immunzellen oder das Zentralnervensystem befallen – wie beispielsweise Trypanosoma brucei. Dieser Parasit, der von der Tsetse-Fliege übertragen wird, löst die in weiten Teilen Afrikas gefürchtete Schlafkrankheit aus.

Wie pflanzen sich Einzeller fort?

Ungeschlechtlich oder geschlechtlich. Im Fall der ungeschlechtlichen (asexuellen) Fortpflanzung kommt es zur Zwei- oder Vielteilung einer Zelle; hierbei sind Eltern- und Tochtergeneration genetisch gleich. Vor der Teilung muss der Kern der »Elternzelle« seine Chromosomen verdoppeln (Mitose), damit die »Töchter« einen normalen Satz erhalten. Bei der geschlechtlichen (sexuellen) Fortpflanzung wird das Erbgut von zwei Einzelzellen vereint. Damit die Chromosomenzahl der Individuen konstant bleibt, ist eine Reduktionsteilung (Meiose) auf den normalen Satz notwendig. Bei manchen Einzellern kommt es zum Generationswechsel: einer Generation mit geschlechtlicher folgt eine Generation mit ungeschlechtlicher Fortpflanzung.

Schwämme: Zarte Gebilde

Sind Schwämme Lebewesen?

Ja, Schwämme zählen zu den Tieren. Dass sie für uns Menschen eher eine unbekannte Größe sind, ist kein Wunder, denn die Mehrzahl der rund 5000 Schwammarten lebt im Meer, nur etwa 100 sind im Süßwasser zu Hause. Die Schönheit der weiß, grau oder grün bis gelb, pink und orangerot gefärbten Tiere und ihre Formenvielfalt erschließen sich höchstens Tauchern.

Schwämme besitzen weder Organe noch Muskeln noch ein Nervensystem. Bis ins 19. Jahrhundert hinein hielt man sie sogar für Pflanzen. Im Grunde genommen besteht ein Schwamm aus nur zwei Schichten: einer äußeren, die von zahlreichen Poren durchbrochen ist (ihr lateinischer Name Porifera bedeutet wörtlich »Porenträger«), und einer inneren aus begeißelten Zellen, welche die Nährstoffe aus dem Wasser filtern. Dazwischen liegt eine gallertige Grundsubstanz. Die Zellen bilden allerdings keinen festen Gewebsverbund, sondern können sich – wie auch Amöben – selbständig bewegen. Löst man einen Schwamm in seine Einzelzellen auf – etwa, indem man ihn durch ein Sieb streicht – kann er sich anschließend wieder neu organisieren. Auf die Art der Gerüstsubstanzen beziehen sich die Gruppenbezeichnungen Kalkschwämme (Klasse Calcarea) bzw. Glasschwämme (Klasse Hexactinellida). Die Hornschwämme (Dictyoceratida), zu denen auch der Badeschwamm (Spongia officinalis) gehört, werden den Gemeinschwämmen (Klasse Demospongiae) zugerechnet.

Wie sind Schwämme aufgebaut?

Bei Schwämmen findet sich nur eine Grundform, allerdings in mannigfacher Ausgestaltung: eine hohle, bauchige Struktur, die an eine Vase erinnert. Sie kann zum Becher geweitet oder bis zur Kugel gestaucht sein, gebogene oder gerade Röhren bilden. Immer ist sie jedoch nach oben offen. Der Aufbau der »Gefäßwand« aus einer Lage festerer Zellen als »Außenhaut« und einer Lage begeißelter Zellen zur Nahrungsbeschaffung ist bei allen Schwämmen gleich, aber die Zwischenschicht ist unterschiedlich gestaltet. Die einfachsten Organisationstypen findet man nur unter den Kalkschwämmen (Klasse Calcarea): Beim sog. Ascon-Typ ist die Innenseite des »Gefäßes« mehr oder weniger glatt, die Poren verbinden Außenwelt und Innenraum wie Stichkanäle. Beim Sycon-Typ ist die innere Oberfläche durch U-förmige Vertiefungen vergrößert, in welche die Poren münden. Eine weitere Oberflächenvergrößerung mit vielen Verästelungen und Höhlungen führt zum Leucon-Typ, dem alle Glas- und Gemeinschwämme angehören. Die Geißelzellen in den Gruben und Höhlungen erzeugen mit ihrer Aktivität einen Wasserstrom, der von außen durch die Poren in den Innenraum zieht und von dort durch die Öffnung oben wieder nach draußen. Dabei werden im Wasser vorhandene Nahrungspartikel ausgefiltert und von den Geißelzellen aufgenommen.

Wie vermehren sich Schwämme?

Schwämme haben die freie Auswahl: Sie können sich sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich fortpflanzen. Im ersten Fall entwickeln sich einige Zellen zu Spermien, andere zu Eizellen. Die meisten Schwämme sind zunächst männlich und werden danach weiblich. Die Spermien werden ins Wasser entlassen, von einem anderen Schwamm eingespült und zu den in der Zwischenschicht des Leibesgefäßes liegenden Eizellen geschafft. Aus den befruchteten Eiern entwickeln sich bewimperte Larven, die das Muttertier über die Körperöffnungen verlassen und sich schon bald irgendwo festsetzen, um zu einem neuen Schwamm heranzuwachsen.

Bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung entstehen am Muttertier Knospen, die entweder dort verbleiben oder abfallen und vom Wasser weggetragen werden. Süßwasserschwämme müssen manchmal Trockenphasen überbrücken. Auch sie bilden Winterknospen aus, ein »Konzentrat« von Zellen, das in eine mit Skelettnadeln gepanzerte feste Hülle eingebettet ist. Bessern sich die äußeren Verhältnisse, verlassen die Zellen die Knospe und beginnen, einen neuen Schwamm aufzubauen.

Ist jeder Schwamm ein Badeschwamm?

Nein. Nur Schwämme aus der Familie Spongidae sind weich und schmiegsam, da sie kein Skelett aus Kieselsäure- oder Kalknadeln besitzen, sondern eines aus Sponginfasern. Was als Naturbadeschwamm in den Handel kommt, ist dieses Sponginskelett. Um es freizulegen, entfernt man die äußere Haut und spült in mehreren Arbeitsgängen das Schwammskelett durch. Es wird danach getrocknet, gebleicht und in marktfähige Stücke geschnitten. Erst dann besitzt es seine charakteristische gelbbraune Farbe, denn lebende Schwämme sind dunkelbraun bis schwarz. Kommerziell genutzt werden vor allem der Dalmatiner Schwamm, der Feine Levantiner und das Elefantenohr.

Wussten Sie, dass …

Schwämme nicht die einzigen sessilen, also auf einer Unterlage fest verwachsenen Tiere sind? Beispielsweise haben auch Seelilien, Seeanemonen und Manteltiere eine solcherart bodenständige Lebensweise.

die Manteltiere zur entfernten Verwandtschaft der Wirbeltiere zählen? Ihre frei schwimmenden Larven besitzen eine Chorda, eine Vorform unserer Wirbelsäule.

die größten Schwämme über drei Meter groß werden, die kleinsten dagegen nur wenige Millimeter?

der Name der Comicfigur »Spongebob« auf den wissenschaftlichen Namen der Badeschwämme, Spongidae, zurückgeht?

Wie viel Feuchtigkeit nimmt ein Schwamm auf?

Bis zum 30-fachen seines eigenen Gewichts. Das gelingt den Schwämmen, weil sie eine riesige innere Oberfläche besitzen: 25 bis 30 Quadratmeter sind bei einem Badeschwamm von wenigen Gramm Gewicht keine Seltenheit.

Quallen: Zauberhafte Wasserbewohner

Sind Quallen immer durchsichtige, frei schwimmende Gebilde?

Nein. Das, was man gemeinhin unter einer »Qualle« versteht, ist bei vielen Arten nur eine von zwei Lebensformen, die sog. Meduse. Quallen zeigen nämlich einen Generationswechsel: Auf jede sich geschlechtlich fortpflanzende Medusengeneration folgt ein sog. Polypenstadium mit ungeschlechtlicher Vermehrung. Diese fest am Boden verankert lebenden Wesen teilen sich durch Einschnürung. Die dabei entstehenden scheibenförmigen, schwimmfähigen Wesen entwickeln sich wieder zum tentakelbesetzen Medusenstadium des Tieres.

Bei Schirmquallen schnüren sich von oben nach unten Scheiben vom Polypenkörper ab. Wenn sich die oberste Scheibe, die den Mund und die Tentakel trägt, löst, werden diese eingeschmolzen; an ihrer Stelle bilden sich Randlappen. Das Ganze um 180° gedreht, die Lücken zwischen den Randlappen mit Velarlappen, Sinneszellen und neuen Tentakeln aufgefüllt – schon ist die Meduse fertig. Den nächsten abgeschnürten Scheiben wachsen ebenfalls Randlappen, bevor sie sich nach und nach ablösen. Die Medusen bilden Eier und Samenzellen, wobei manche Arten die befruchteten Eier bis zur Entwicklung der Larven in ihrem Körper behalten. Die bewimperte Larve selbst ist zunächst im Wasser frei beweglich, bis sie sich mit einem Ende am Grund festsetzt und zum Polyp wird.

Welche Quallen sind lebensgefährlich?

Die Würfelquallen. Sie sind an den Stränden Australiens und im indopazifischen Raum zu Recht sehr gefürchtet: Die »Stiche« der »Seewespen« (Chironex fleckeri und Chiropsalmus quadrigatus) beispielsweise können, wenn sie nicht sofort sachkundig behandelt werden, innerhalb von zwei Minuten zum Tod durch Atemstillstand oder Herzversagen führen. Das in einer Qualle enthaltene Gift reicht aus, um 60–70 Menschen umzubringen. Wo die etwa zehn Zentimeter großen Tiere in Massen auftauchen, können sie ganze Badestrände unbenutzbar machen.

Würfelquallen haben einen fast quadratischen Querschnitt und einen relativ hohen Schirm. An den vier Ecken sitzen die Fangfäden, die bei manchen Arten zu mehreren gebündelt sind. Dank kräftiger Muskeln kann sich der Schirm blitzschnell zusammenziehen, so dass das Tier mit einer Geschwindigkeit von bis zu fünf Kilometern in der Stunde davonschießt. Die meisten der 16 bekannten Arten sind in flachen, tropischen Gewässern zu finden; auf hoher See – wohin sie wohl nur von der Strömung verfrachtet werden – trifft man Würfelquallen nur selten an. Der einzige in Europa heimische Vertreter, Charybdea marsupialis, lebt im Mittelmeer, wo er zum Glück Wassertiefen von 500–1000 m bevorzugt.

Was sind Staatsquallen?

Kolonien von Quallen, die frei auf dem offenen Meer herumschwimmen. Die einzelnen, vegetativ durch Knospung entstandenen Quallen trennen sich nicht, sondern bleiben miteinander verbunden. Die Einzeltiere gestalten sich im Sinne einer differenzierten Arbeitsteilung ganz spezifisch zu Organen um, so dass gleichsam ein übergeordnetes Wesen entsteht. Weil solche Nesseltierkolonien ähnlich wie ein geregeltes Gemeinwesen funktionieren, nennt man sie Staatsquallen.

Staatsquallen bieten trotz ihrer giftigen Tentakel verschiedenen Organismen einen Lebensraum und dienen manchen Hochseebewohnern als Nahrung. So vergesellschaften sich Jungfische gern mit den Quallen. Zwischen den Tentakeln finden sie nicht nur Schutz vor Fressfeinden, sondern sie laben sich auch an den Nahrungsresten ihrer lebenden Herberge und reißen sogar gelegentlich Teile der Staatsquallen ab, um sie zu fressen. Nicht nur der häufig an der Wasseroberfläche dahintreibende Mondfisch (Mola mola) ernährt sich bevorzugt von Segelquallen, auch Hochseeschnecken verschmähen diesen Leckerbissen nicht.

Wozu brauchen Quallen Tentakel?

Um zu jagen. Gewöhnlich suchen Quallen mit ihren Tentakeln das erreichbare Oberflächenwasser nach Fischen und Krebsen ab, die sie mit ihren stark giftigen, in Batterien auf den Tentakeln angeordneten Nesselkapseln betäuben. Die Nesselkapseln springen bei Berührung einer Sinnesborste auf und schießen in Sekundenbruchteilen kleine harpunenartige, mit Widerhaken versehene Stilette, klebrige oder umwickelnde Fäden oder auch pfeilartige Geschosse mit Nervengift in ihr Opfer bzw. ihren Angreifer. Da sie nur einmal abgeschossen werden können, bilden sich die »Patronen« ständig nach. Ziehen sich die Tentakel zusammen, wird die Beute zur Mundöffnung der Nährpolypen hinaufbefördert. Kommt ein Mensch mit den Tentakeln in Kontakt, können stundenlanges schmerzhaftes Hautbrennen oder sogar Herz-Kreislauf-Beschwerden die Folge sein – selbst bei Berührung toter angeschwemmter Tiere oder Tentakel-Bruchstücken.

Die Tentakel können übrigens beachtliche Längen erreichen: diejenigen der Portugiesischen Galeere (Physalia physalis) sind bis zu 50 Meter lang.

Weshalb sind Tiefseequallen nicht durchsichtig?

Um sich in ihrem dunklen Lebensraum zu tarnen. Ein Beispiel ist die Quallenart Periphylla periphylla, die vornehmlich in Tiefen unter 1000 Meter zu Hause ist. Ihre rote Farbe, die auch ihren Magen umgibt, tarnt sie in der Tiefe des Meeres perfekt, denn sie wirkt dort nahezu schwarz. Hinzu kommt, dass diese Farbe wahrscheinlich dafür sorgt, dass kein Licht aus ihrem Magen nach außen dringt, wenn sie Beutetiere gefressen hat, die infolge von Biolumineszenz leuchten. Allerdings hat das Farbpigment auch die Fähigkeit zu leuchten – ob zur Abwehr von Feinden oder zum Anlocken von Beutetieren, ist nicht bekannt. Periphylla periphylla zu fangen und näher zu untersuchen, ist gerade wegen dieses roten Farbstoffs recht schwierig. Unter Lichteinfluss verändert er sich nämlich, wobei die Schirme der Quallen zerstört werden und die Tiere sterben.

Wussten Sie, dass …

es auch Süßwasserquallen gibt? Sie stammen ursprünglich aus Ostasien und wurden 1880 nach Europa eingeschleppt; sie sind nur etwa drei Zentimeter groß und haben keine Tentakel.

die meisten, aber nicht alle Quallen in Nord- und Ostsee ungefährlich sind?

Korallen: Blumen des Meeres

Weshalb heißen Korallen auch Blumen des Meeres?

Weil sie mit ihren blütenähnlichen Formen und anmutigen Bewegungen Pflanzen ähneln. Doch hinter den bunt gefärbten »Blütenblättern« verbergen sich in Wirklichkeit die Tentakelkränze von Polypen, die aus ihrem Versteck herausragen. Die Gemeine Pferdeaktinie (Actinia equina), die treffend auch Purpurrose genannt wird, »blüht« beispielsweise bei Flut regelrecht auf. Dann schiebt sie ihre Tentakel, die sie bei Ebbe in den Mundraum gestülpt hat, wieder heraus und »angelt« damit nach kleinen Fischen, Krebsen oder Weichtieren.

Wer bildet die Korallenriffe?

Die Stein- oder Riffkorallen, jedoch sind auch Feuerkorallen und andere Korallentiere sowie viele andere Lebewesen daran beteiligt. Die Grundlage legen jedoch die Steinkorallen. Ihre Polypen scheiden aus der Fußscheibe Kalk ab, der sich als Sockel mit einem ringförmigen Wall ablagert. Dieser Kreis wird von Scheidewänden weiter unterteilt, ähnlich wie bei einer Torte. Wall und Wände wachsen langsam in die Höhe. Dabei stülpen die außerhalb des Polypen liegenden Kalkgebilde dessen Haut nach innen. So entsteht quasi im Inneren des Tieres ein Außenskelett. Wenn es zu hoch wird, zieht sich der Polyp nach oben und setzt einen neuen Sockel oder eine Querwand. Durch ungeschlechtliche Fortpflanzung, die über sog. Fußscheibenausläufer (Stolonen) oder Längsteilung der Mundscheibe vonstatten gehen kann, wachsen mit der Zeit große Kolonien heran, die entsprechend große Riffe bilden.

Diese Riffe bestehen also aus den Skeletten von Abermillionen von Polypen. Sie wachsen jedoch sehr langsam in die Höhe: im Schnitt nur 0,5 bis drei Zentimeter pro Jahr. Lebende Tiere findet man aber immer nur in den obersten Schichten, etwa bis in eine Wassertiefe von 50 Metern. Grund dafür sind Algen, mit denen die Polypen in Symbiose leben, denn diese Algen brauchen Licht, um Fotosynthese betreiben zu können. Das Kohlendioxid, das sie dabei verwenden, stammt jedoch nicht aus der Luft, sondern aus im Meer gelöstem Kalziumhydrogenkarbonat. Weil die Algen laufend Kohlendioxid abziehen, fällt in ihrer Umgebung ständig Kalk an, den die Polypen in ihre Skelette einbauen.

Wo gibt es Korallenriffe?

Vorrangig in der Nähe des Äquators, da die meisten Riffbauer, die vor allem unter den Acropora- und Porites-Arten zu finden sind, für ihre Entwicklung konstante Wassertemperaturen über 20 ºC benötigen. Zu nennen ist vorderhand das berühmte Great Barrier Reef im Osten Australiens, aber auch die wunderschönen Riffe der Karibik, die ein Paradies für Taucher darstellen.

Es gibt aber auch durchaus Korallentiere, welche die kühleren Meere der Nord- beziehungsweise Südhalbkugel bevorzugen. Eine Korallenart, die man im Nordatlantik antrifft, ist etwa Paragorgia arborea. Sie wächst vor der norwegischen Küste und kann verzweigte Stämme von bis zu zwei Metern Höhe und mehreren Zentimetern Dicke ausbilden.

Wer hält sich eine Seerose als »Haustier«?

Der Einsiedlerkrebs Pagurus arrosor lebt zum Teil mit der Schmarotzerrose (Calliactis parasitica) zusammen. Sie sitzt auf dem Schneckenhaus, das dem Krebs als Zuhause dient. Wechselt er das zu klein gewordene Schneckenhaus, hebt er seine Begleiterin von der alten Behausung ab und setzt sie auf die neue. Die Anemone, wie die Seerose auch genannt wird, schützt ihren Partner mit ihren giftbewehrten Tentakeln, sie selbst profitiert vom ständigen Ortswechsel und dem, was vom Tisch der Krebse abfällt.

Ein ähnliches Gespann bilden die Mantelaktinie Adamsia palliata und der Krebs Pagurus prideauxi. Hier braucht der Einsiedlerkrebs aber nicht einmal mehr umzuziehen: Seine Seerose sitzt am unteren vorderen Rand seines Schneckenhauses und vergrößert es durch ihre Körperabscheidungen.

Übrigens: Nicht nur Einsiedlerkrebse »halten« sich Seerosen als »Haustiere«, sondern es gibt gleichsam auch den umgekehrten Fall, dass Seerosen sich Haustiere zulegen. Zwischen den Tentakeln der Riesenseerosen halten sich beispielsweise gern Anemonen- oder Clownfische auf: Dabei sind die Fische einer bestimmten Seerosenart durch eine Schleimschicht vor deren Nesselgift geschützt, während andere Fische von ihr getötet und gefressen werden. »Ihren« Anemonenfischen bietet die Seerose also Sicherheit. Dafür revanchieren sich die Gäste mit Putzen, Futterkrümeln und der Abwehr von Fischen, die ihrerseits Appetit auf Anemonen haben.

Wussten Sie, dass …

die Tentakel der Korallen mit Nesselkapseln ausgestattet sind? Sie enthalten Giftstoffe, mit deren Hilfe die unbeweglichen Tiere ihre Beute fangen oder Feinde abwehren.

die meisten Korallen in Kolonien zusammenleben? Bei den Seefedern können sie bis zu 40 000 Einzelpolypen umfassen.

Wie verteidigen sich Seefedern?

Mithilfe von Licht. Wenn Seefedern gestört werden, stoßen sie einen leuchtenden Schleim aus, um den möglichen Feind zu verwirren. Dieses Leuchten breitet sich über den gesamten Korallenstock aus. Es entsteht jedoch nicht, wie bei anderen Tieren, in besonderen Leuchtorganen, sondern geht auf kleine Körner zurück, die im Schleim der Seefedern eingebettet sind. Sie leuchten bläulich oder violett, grünlich oder gelblich auf, wenn der Schleim in das Wasser abgegeben wird; selbst getrockneter Schleim gibt wieder Licht ab, sobald er mit Feuchtigkeit in Berührung kommt. Dieses Phänomen ist aber nur bei Dunkelheit zu beobachten, Licht hemmt es.

Würmer: Ungeliebte Schmarotzer, nützliche Helfer

Was bezeichnet man als Würmer?

Tiere mit einem weichen, länglichen Körper, die nicht näher miteinander verwandt sein müssen. Die drei artenreichsten »Wurmstämme« sind Plattwürmer, Schlauchwürmer und Ringelwürmer. Viele Würmer leben im Meer, einige haben das Land erobert, bevorzugen dort aber Lebensräume mit hohem Feuchtigkeitsgehalt. Eine dritte Gruppe hat sich zu Parasiten entwickelt und hält sich im feuchten Milieu eines Wirtskörpers auf. Viele Würmer sind zu einer gerichteten Fortbewegung fähig, wobei flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (Hydroskelett) als Widerlager für den Hautmuskelschlauch dienen. Sie verfügen z. T. über ein gut entwickeltes Nervensystem, das auf der Bauchseite liegt (Bauchmark), und eine Anhäufung von Nervenzellen am Vorderende, was als Anfang einer Gehirnentwicklung verstanden werden kann. Außerdem kommen bei den Würmern erstmals Gefäßsysteme für den Blut- und Sauerstofftransport, ein echter Darm und Organe zur Ausscheidung von Stoffwechsel- und/oder Geschlechtsprodukten vor. Vor allem aber ist bei ihnen zum ersten Mal eine besondere Gewebeschicht zu finden, das Mesoderm, aus dem sich bei höheren Tieren die Organe entwickeln.

Welche Würmer haben bunte Tentakel?

Die marinen, also im Meer lebenden Fächerwürmer. Die bunt gefärbte Tentakelkrone, die ihren Mund wie ein Trichter umgibt, schmückt das vordere Ende der Tiere; mit ihrer Hilfe können sie Fressbares aus dem Wasser fischen und zum Mund befördern. Der Rest ihres Körpers sitzt in einer unten verschlossenen Röhre, die entweder im Sand steckt oder auf Steinen befestigt ist. Ihren Kot geben die Tiere ab, indem sie ihn entlang einer Rinne auf der Bauchseite durch die Röhre nach oben drücken.

Zwei Arten, die man im Mittelmeer und im Atlantik finden kann, sind der Meerpinsel (Sabella penicillus) und die Schraubensabelle (Spirographis spallanzanii). Beide Vertreter werden 25 bis 30 Zentimeter lang, doch während die Röhren des Meerpinsels nur wenige Zentimeter aus dem Sandboden herausragen, legt die Schraubensabelle bis zu 60 Zentimeter lange Röhren auf felsigem Untergrund an. Ihren Namen verdankt Letztere übrigens dem Umstand, dass einer der beiden Tentakelträger größer ausgebildet und wie eine Schraube gewunden ist.

Wer verursacht im Watt die typischen kringeligen Häufchen?

Der Watt- oder Pierwurm (Arenicola marina). Er ist vom Schlickwatt bis zum Sandwatt weit verbreitet, erreicht seine höchste Dichte jedoch im Mischwatt. Hier bewegen bis zu 50 Tiere pro Quadratkilometer jedes Jahr etwa 400 Kilogramm Sand, das sind stolze 4000 Tonnen pro Hektar. Dadurch wird jedes Jahr die gesamte Masse des Wattbodens bis zu einer Tiefe von etwa 30 Zentimetern umgearbeitet.

Von großer ökologischer Bedeutung ist seine große Populationsdichte jedoch in erster Linie für die Nahrungskette im Lebensraum Wattenmeer. Der Wattwurm ist trotz seiner verborgenen Lebensweise mit jedem Rückgang des Wassers bei Ebbe eine regelmäßig verfügbare Beute für zahlreiche Wattbewohner oder Durchzügler. Viele Vögel, vor allem Austernfischer (Haematopus ostralegus), aber auch Fische wie die Scholle (Pleuronectes platessa) und verschiedene Krebse haben eine Vorliebe für diese eiweißhaltige Nahrung. Allerdings erwischen sie meist nur das dünnere Hinterende des Wurms, wenn sich dieser zur Kotabgabe an die Wattoberfläche wagt. Die abgerissenen Endglieder werden jedoch wieder regeneriert, so dass die Räuber den Bestand der Ringelwürmer nicht gefährden können. Wenn er zum Fressen im unteren Teil seiner Röhre liegt, ist der Wattwurm perfekt vor seinen Fressfeinden geschützt.

Trägt der Regenwurm seinen Namen zu Recht?

Ja, denn er kommt meist nur an Regentagen ins Freie, wenn Sauerstoffmangel ihn aus seinen Gängen an die Erdoberfläche treibt. Da er sehr empfindlich auf ultraviolettes Licht reagiert, verträgt er kein Sonnenlicht – er würde praktisch verbrennen; außerdem kann er sich an der Erdoberfläche kaum gegen Austrocknen schützen. Deshalb bevorzugt er ansonsten den Aufenthalt im feuchten Dunkel der Erde.

Den bekanntesten Vertreter – Lumbricus terrestris, den Gemeinen Regenwurm – kennt wohl jedes Kind. Er wird neun bis 30 Zentimeter lang, relativ dick und ist charakteristisch segmentiert. Auffallend bei ihm ist auch das abgeplattete Hinterende. Nur halb so groß und schlank ist Eisenia foetida, der Kompost- oder Mistwurm. Er hat sich zu einem echten Verkaufsschlager entwickelt, denn er lässt sich leicht vermehren. Züchter verkaufen ihn unter verschiedensten Bezeichnungen an Hobbygärtner. Und das nicht von ungefähr: Die Humusproduktion ist nämlich einer der größten Verdienste der Regenwurmfamilie. Die Tiere ziehen Pflanzenteile in ihre unterirdischen Gänge, lösen das verrottende Gewebe mit ihrem Speichel auf und verzehren es. Beim Weg durch den Verdauungstrakt vermehren sich die dem Substrat anhaftenden Bakterien und werden mit dem Kot ausgeschieden. Auf diese Weise fördern Regenwürmer das »Bodenleben«. Aber auch die Belüftung durch die zahlreichen Gänge, das Zerkleinern von Erdbrocken und das Umschichten von Nährstoffen tragen zur Bodenverbesserung bei.

Weshalb ist der Blutegel ein »Nutztier«?

Weil er in der Medizin eingesetzt wird. Die medizinische Anwendung von Blutegeln zum Aderlass ist seit der Antike bekannt und war in vergangenen Jahrhunderten eine weit verbreitete Therapieform. Das sog. Ausleiten sollte den Körper entgiften, Stauungen und Krämpfe lösen und Entzündungen heilen. Die Beliebtheit der Methode führte in einigen Regionen Europas zur Ausrottung der Tiere, so dass man begann, sie gezielt zu züchten. Heute werden Blutegel noch in der Naturheilkunde zur Behandlung von rheumatischen Beschwerden und Venenentzündungen eingesetzt. Der Blutgerinnungshemmer Hirudin, der im Speichel des Blutegels enthalten ist, wird auch Medikamenten beigegeben, die die Entstehung von Thrombosen verhindern sollen; er wird mittlerweile gentechnisch hergestellt.

Übrigens: Ausschließlich verwendet wird der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis), mit zehn bis 20 Zentimetern Länge der größte europäische Egel. Er lebt natürlicherweise in stehenden Gewässern mit reichem Pflanzenbewuchs und wartet auf Tiere, die zur Tränke kommen. Er kann in einer halben Stunde bis zu 15 Milliliter Blut aufnehmen, das er z. T. in Blindsäcken einlagert, die vom Darm abgehen. Rund fünf Monate kann er von seinem Vorrat zehren.

Was ist charakteristisch für Bandwürmer?

Ihr mit Saugnäpfen besetzter und oft zusätzlich mit Haken bewehrter Kopf, an den sich ein kurzes Halsstück und eine mehr oder weniger lange Kette aus gleichförmigen Körpergliedern anschließen. Alle Bandwürmer schmarotzen im Darmkanal von Wirbeltieren. Der Mensch ist der Endwirt für Rinder- und Schweinebandwurm (Taenia saginata bzw. Taenia solium), d. h., in ihm erlangen die Tiere die Geschlechtsreife. Der Vermehrungszyklus beginnt, wenn mit Eiern angefüllte Körperglieder abgestoßen und mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Gelangen ungeklärte Abwässer oder menschliche Ausscheidungen auf Weiden, können sie von Rindern oder Schweinen aufgenommen werden. In diesen Zwischenwirten entwickeln sich die Bandwurmlarven. Isst nun ein Mensch nicht vollständig durchgegartes finnenhaltiges Rind- oder Schweinefleisch, stülpt die Finne ihren Kopf aus und heftet sich im Dünndarm fest. Rinder- und Schweinebandwurm, die zehn bzw. vier Meter lang werden können, verursachen meist nur Magen-Darm-Beschwerden.

Wen befällt der Leberegel?

Vor allem Schafe, Rinder, Ziegen und Rotwild, die bei starkem Befall die sog. Leberfäule entwickeln: Sie leiden an Blutarmut und magern ab; ihr Fleisch darf nicht verwertet werden. Bis der Große Leberegel (Fasciola hepatica) einen dieser Wirte erreicht, muss er einen komplizierten Lebenszyklus durchlaufen. Hat er in den Gallengängen der befallenen Tiere seine Eier abgelegt, gelangen diese mit der Gallenflüssigkeit in den Darm und mit dem Kot ins Freie. Weiterentwickeln können sich aber nur die Eier, die zufällig in Wasser abgegeben wurden. Aus ihnen entstehen frei schwimmende Wimperlarven, die eine Lungenschnecke als Wirt benötigen.

In der Schnecke finden in verschiedenen Organen mehrere Entwicklungszyklen unterschiedlich gestalteter Larven und eine ungeschlechtliche Vermehrung statt. Am Ende verlassen schwimmfähige Larven die Schnecke und suchen sich eine im Wasser stehende Pflanze, an der sie sich einkapseln. Werden sie mit der Pflanze von einem Wiederkäuer aufgenommen, bohren sie sich vom Darm aus zur Leber und zu den Gallengängen durch und entwickeln sich dort zum geschlechtsreifen Tier weiter.

Können Würmer auch Pflanzen schädigen?

Ja, Fadenwürmer, auch Nematoden genannt, sind solche Pflanzenschädlinge. Sie gehören zu den Schlauchwürmern, sind drehrund und können sich schlängelnd fortbewegen. Das hat einigen ihrer Vertreter auch die Bezeichnung »Älchen« eingebracht. In der Landwirtschaft und im Weinbau richten die winzig kleinen, bodenbewohnenden Nematoden oft große Schäden an, weil sie durch Anstechen und Aussaugen von Wurzelzellen die Pflanzen zum Absterben bringen oder deren Wachstum beeinträchtigen. Außerdem können sie Viren und Bakterien übertragen.

Abhilfe schafft etwa ein konsequenter Fruchtwechsel. Besonders wirkungsvoll ist die Einsaat der befallenen Flächen mit Phacelia (auch Bienenfreund genannt), das auch die Unkräuter verdrängt; sie dienen den Älchen oft als Zwischenwirt.

Übrigens: Nematoden können auch Menschen befallen, etwa der Spulwurm (Ascaris lumbricoides), der oft durch Düngung von Feldern mit menschlichen Fäkalien übertragen wird, und der Madenwurm (Enterobius vermicularis), ein häufiger Plagegeist bei Kindern. Auch die in manchen tropischen Ländern grassierende Flussblindheit wird von Fadenwürmern verursacht. Kriebelmücken übertragen deren Larven und stellen gleichzeitig Zwischenwirte dar.

Welcher Wurm gilt als Delikatesse?

Der Pazifische oder Samoanische Palolo (Eunice viridis). Zu Hause ist der etwa 40 Zentimeter lange Ringelwurm in den Korallenriffen rund um die Südseeinseln. Normalerweise verlässt er seine Wohnröhren nur bei Dämmerlicht oder im Dunkeln. Im Oktober und November schwärmen die Palolos aus und stoßen dabei ihre mit Eiern bzw. Sperma gefüllten Hinterleiber komplett ab.

Diese jedoch suchen das Licht und wimmeln schon bald in so großer Zahl in den oberen Wasserschichten herum, dass die Inselbewohner die als Delikatesse geltenden Palololeiber mit Körben abschöpfen und einen großen Festschmaus veranstalten. Das Schwärmen findet immer zu Beginn des letzten Mondviertels im Oktober und im November statt. Je nach Lage der Mondphasen kann die Schwärmintensität an den beiden Terminen sehr unterschiedlich sein: »Große« bzw. »kleine« Palolozeit nennen das die Einheimischen.

Wussten Sie, dass …

Wurmerkrankungen weltweit sehr häufig sind? Mit dem Rinderbandwurm (Taenia saginata) sind etwa 40 Millionen Menschen infiziert, mit dem Erreger der Bilharziose (Pärchenegel) rund 200 Millionen und mit dem Spulwurm (Ascaris lumbricoides) sogar eine Milliarde.

eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm tödlich enden kann? Die sich in Leber, Lunge oder Gehirn entwickelnden Larven lösen die meist tödlich verlaufende Krankheit Echinococcose aus.

Was sind Trichinen?

Als »Trichinen« bezeichnet man die im Muskelfleisch von verschiedenen Fleisch- und Allesfressern eingekapselten Trichinella-Larven. Wird infiziertes Fleisch roh genossen (z. B. Mett), lösen die Verdauungssäfte die Kapseln auf und setzen die Larven frei. Innerhalb weniger Tage haben die Tiere Geschlechtsreife erreicht und paaren sich. Danach sterben die Männchen ab und die Weibchen dringen durch die Darmschleimhaut in die Blutbahn ein. Dort gebären sie lebende Larven, die über den ganzen Körper verteilt werden. Diese können sich nur in quer gestreifter Muskulatur festsetzen und einkapseln. Typische Symptome sind zu Beginn allgemeine Schwäche, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, nach ein bis drei Wochen kommen rheumaähnliche Schmerzen, Fieber und Schwellungen im Augenbereich dazu. Diese Symptome halten meist bis zu einem Jahr an und verschwinden danach ohne bleibende Folgen. Wenn jedoch der Herzmuskel befallen wird, kann diese Wurminfektion sogar tödlich enden.

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