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Raps und Co.: Geschätzte Öllieferanten

Seit wann werden Sonnenblumen landwirtschaftlich genutzt?

Seit dem 19. Jahrhundert. Zuerst in der Ukraine, dann auch in anderen warmen Regionen Ost- und Südosteuropas kultivierte man die in Nordamerika heimische Sonnenblume (Helianthus annuus) erstmals in großem Maßstab, um aus ihren schwarz-weiß gestreiften Früchten Öl zu pressen. In Deutschland sind Sonnenblumen erst in jüngerer Zeit zu Agrarpflanzen geworden, nachdem man speziell für das kühlere Klima geeignete Sorten gezüchtet hatte. Aufgrund des überaus hohen Ölgehalts der Samen – der Embryo besteht zu 35–57 Prozent aus Öl – gilt die Sonnenblume neben Raps (Brassica napus), Ölpalme (Elaeis) und Sojabohne (Glycine max) als eine der wichtigsten Ölpflanzen weltweit.

Übrigens: Sonnenblumenkerne sind auch eine gesunde Knabberei. Mit ihnen lassen sich – am liebsten geröstet – Desserts, Backwaren sowie Salate verfeinern. Des Weiteren schätzen Vögel die Kerne als nahrhaftes Futter in der kalten Jahreszeit.

Weshalb gilt Raps als nachwachsender Rohstoff?

Weil man ihn als Ausgangsstoff für die Herstellung von Treibstoff nutzen kann. Grundlage des sog. Biodiesels ist Rapsöl, das jedoch chemisch modifiziert (umgeestert) werden muss, bevor es als Treibstoff für herkömmliche Dieselmotoren eingesetzt werden kann. Die Vorteile gegenüber Dieselkraftstoff auf Erdölbasis sind vor allem ökologischer Natur. Bei der Verbrennung von Biodiesel entsteht zum einen weniger Ruß, der als Krebs erregend eingestuft wird, zum anderen enthält der Treibstoff keinen Schwefel, der beim Verbrennen ebenfalls Schadstoffe erzeugt.

Schließlich ist Biodiesel – und das ist als größter Vorteil anzusehen – kohlendioxidneutral. Das heißt, dass bei seiner Verbrennung nur so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt, wie die Pflanzen während ihres Wachstums der Atmosphäre entzogen haben. Damit könnte Biodiesel theoretisch dazu beitragen, den klimaschädigenden Ausstoß von Kohlendioxid durch den Autoverkehr zu senken. Dies würde aber voraussetzen, dass überwiegend Biodiesel als Kraftstoff eingesetzt würde – und davon ist man weit entfernt. Eine große Schwierigkeit beim Ersatz herkömmlichen Diesels durch Biodiesel sind die begrenzten Anbauflächen. Schätzungen des Umweltbundesamts zufolge ließen sich maximal fünf Prozent des Dieselkraftstoffs durch Biodiesel ersetzen.

Übrigens: Vom Mittelalter bis weit ins 19. Jahrhundert hinein diente das aus Rapssamen gewonnene Rüböl als Lampenbrennstoff, bis es vom Petroleum abgelöst wurde. Damit war Raps als Energielieferant scheinbar überflüssig geworden – bis in den 1970er Jahren die Ölkrise kam.

Wovon hängt die Qualität des Olivenöls ab?

Von der Art der Ernte und der Pressung. Das beste Öl gewinnt man aus Früchten, die handgepflückt sind. Da das Pflücken arbeitsaufwendig und teuer ist, spannt man Netze direkt unter die Kronen und schüttelt die Oliven hinein, um sie möglichst schonend zu ernten. Verlesen und gereinigt werden die Oliven dann zu einem Brei vermahlen.

Tropföl gilt als das kostbarste und reinste Öl. Es läuft allein durch das Eigengewicht aus dem Olivenbrei heraus. Das hochwertige sog. Jungfernöl gewinnt man in einer ersten Pressung, die mithilfe von Zentrifugen und kaum noch mit mechanischen oder hydraulischen Pressen vorgenommen wird. Dieses Öl kommt als »natives Olivenöl extra« bzw. »extra vergine« in den Handel. Beim nächsten Durchlauf erhält man »natives Olivenöl« bzw. »vergine«, das schon an Qualität eingebüßt hat und nur noch als einfaches Speiseöl Verwendung findet. Mithilfe von Druck und Hitze werden schließlich die letzten Ölreste ausgequetscht, die sich nur noch technisch nutzen lassen.

Übrigens: Nennenswerte Ernten kann man erst von zehn- bis zwanzigjährigen Bäumen erwarten, dann jedoch bringen Ölbäume mehrere Hundert Jahre lang reiche Erträge. Durchschnittlich 60 Kilogramm, im Idealfall sogar bis zu 200 Kilogramm Oliven können pro Baum geerntet werden. Und 100 Kilogramm der rotbraunen bis blauschwarzen Früchte liefern im Durchschnitt 14 bis 16 Liter Olivenöl.

Weshalb gilt Olivenöl als Lebenselixier?

Wegen seiner gesunden Inhaltsstoffe. Olivenöl enthält reichlich ungesättigte Fettsäuren, darunter besonders viel einfach ungesättigte Ölsäure. Als Bestandteil der täglichen Nahrung kann es den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen, den Blutdruck senken und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen; außerdem hemmt sein hoher Vitamin-E-Anteil die Zellalterung. In allen Mittelmeerländern gibt es deutlich weniger Arteriosklerose und Herzinfarkte, was zum großen Teil auf den reichlichen Genuss von Olivenöl zurückzuführen ist.

Übrigens: Oliven dienen seit jeher vor allem der Ölgewinnung. Zu biblischen Zeiten nutzte man das kostbare Gut als Lebensmittel, aber auch als Lampenöl. Als Salböl spielte es eine wichtige Rolle bei rituellen Handlungen oder war Bestandteil von Opfergaben. Ölbäume galten als wertvoller Besitz, sie zu fällen war unter Androhung drakonischer Strafen verboten – sowohl von weltlicher Seite wie von überirdischen Mächten.

Wo und wie wird Sesam genutzt?

In den Tropen und Subtropen Afrikas und Asiens schätzen die Menschen den Sesam (Sesamum indicum) seit alters als Ölpflanze. Das einjährige Kraut erinnert mit seinen weißen bis weinroten, glockigen Blüten an den Fingerhut. Ob die Art ursprünglich aus Afrika oder Indien stammt, konnte bisher nicht geklärt werden. Heute kultiviert man Sesam jedenfalls in Indien, Südchina, im Sudan und in Mexiko. Er braucht nur etwa drei Monate von der Aussaat bis zur Reife.

Die gelblichen bis bräunlichen, gerade einmal zwei Millimeter großen Sesamsamen enthalten etwa 50 Prozent fettes Öl, 25 Prozent Eiweiß und sieben Prozent Kohlenhydrate. Die getrockneten Samen schmecken nussartig – ein Aroma, das sich beim Rösten noch verstärkt. Aus den Samen wird das hellgelbe, geruchlose und fast geschmacklose Sesamöl gepresst. Es ist reich an ungesättigten Fettsäuren und wird als Speiseöl und bei der Margarineherstellung verwendet. Antioxidantien wie Sesamin und Sesamolin verhindern, dass das Öl schnell ranzig wird. Die Pressrückstände (Sesamkuchen) geben noch ein gutes Viehfutter ab.

Ist Leinöl nur ein Speiseöl?

Nein, das Öl des Saatleins (Linum usitatissimum) wird auch industriell genutzt. Bereits im 15. Jahrhundert wurde es als schnell trocknendes Öl zu einem wichtigen Grundstoff bei der Herstellung von Ölfarben, welche die niederländischen Brüder van Eyck (Hubert 1370–1426 und Jan 1390–1441) in die Malerei einführten. Heute ist Leinöl, das erst bei Temperaturen unter –18 °C erstarrt, ein bedeutender Rohstoff für die Produktion von Lacken, Linoleum oder Kitt sowie als Beimischung für Druckfarben. Außerdem dient es der Fabrikation von wasserabweisenden Textilmaterialien.

Ähnlich wie der Saatlein erfährt auch der Leindotter (Camelina sativa) eine Renaissance als Öllieferant. Das Öl dieser alten Kulturpflanze ist jedoch ernährungsphysiologisch wenig wertvoll, so dass es vor allem zur Herstellung weicher Schmierseifen oder, mit Leinöl gemischt, als Anstrichöl verwendet wird.

Was liefert der Jojobastrauch?

Ein »Öl«, bei dem es sich jedoch chemisch betrachtet um ein flüssiges Wachs handelt. Mehr als 40 Prozent dieses »Öls« ist in den Samen enthalten. Es ist äußerst oxidationsresistent – wird also nicht ranzig –, überdies auch bei hohen Temperaturen sehr stabil und enthält reichlich Vitamin A und E. Mittlerweile ist das seit den 1970er Jahren in Mode gekommene Jojobaöl aus der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie nicht mehr wegzudenken. Seine beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften machen es zu einem exzellenten Hautpflegemittel selbst bei Akne, Schuppenflechte oder Sonnenbrand. In gehärteter Form findet es auch als Politur und Pflegemittel für Möbel und Autos Verwendung.

Zur Gewinnung seines wertvollen Öls bzw. Wachses wird der Jojobastrauch (Simmondsia chinensis) heute in Argentinien ebenso angebaut wie z. B. in Israel und Japan. Gerade für trockene Regionen ist er eine optimale Kulturpflanze. Die ursprünglich in der amerikanischen Sonorawüste beheimate immergrüne Pflanze kann immerhin bis zu 200 Jahre alt werden.

Wussten Sie, dass …

die Sonnenblume eine uralte Kulturpflanze ist? Roh, geröstet oder gesalzen waren die Kerne für die nordamerikanischen Indianerstämme von jeher eine wichtige Nahrungsquelle; Indianer waren es auch, welche die Pflanze vermutlich schon vor über 3000 Jahren in Kultur nahmen.

Null-Null-Raps für Rehe und Hasen tödlich sein kann? Da die bitterstofffreien Sorten nicht mehr signalisieren, wann die Sättigungsgrenze erreicht ist, können sich die Tiere überfressen und schließlich an Blähungen verenden.

Blätter und unreife Früchte des Ölbaums medizinisch genutzt werden können? Sie enthalten die blutdrucksenkende Substanz Oleuropein.

Was ist Null-Null-Raps?

Eine neue Rapszüchtung, die erst seit Mitte der 1970er Jahre auf dem Markt ist. Er enthält fast keine Erucasäure mehr, die dem Rapsöl bis dahin einen bitteren, kratzigen Geschmack verliehen hatte. Das aus den neuen Rapssorten gewonnene Öl besteht dagegen zu über 50 Prozent aus Ölsäure, einer ungesättigten, und zu 23 Prozent aus Linolsäure, einer essenziellen Fettsäure.

Wofür ist der Olivenbaum ein Symbol?

Das ist unterschiedlich. In der Antike war der Baum ein Sinnbild für Fruchtbarkeit und Glück, gespendet von göttlichen Gnaden. Die Griechen sollen ihn dereinst von ihrer Göttin Athene, die alten Ägypter von ihrer Göttin Isis erhalten haben. Nach Wettkämpfen zeichnete man siegreiche Athleten mit Kränzen aus Olivenzweigen aus. In der Bibel wird der Baum an vielen Stellen erwähnt. Hier steht er für Fruchtbarkeit, aber auch für die Schönheit Israels, das mit diesem Baum verglichen wird. Die Taube, die Noah das Ende der Sintflut anzeigt, kehrt mit einem Ölbaumzweig im Schnabel zurück. So wurden Olivenzweige bei Juden und Christen zu Zeichen des Neubeginns und des Friedens.

Wussten Sie, dass …

grüne und schwarze Oliven vom gleichen Baum stammen können? Grüne Oliven werden unreif gepflückt, schwarze in reifem Zustand.

Leinsamen die Darmtätigkeit fördern? Vor dem Verzehr gibt man sie in Wasser, bis sie schleimig aufgequollen sind.

der älteste Olivenbaum Europas angeblich in der Nähe der montenegrinischen Stadt Bar steht? Er soll mehr als 2000 Jahre alt sein.

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