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Rohstoffe und Energie: Sparen tut not

Was sind Rohstoffe?

Alle Bestandteile der Natur, die die Menschen gezielt für sich nutzen, werden als »Rohstoffe« oder als »(natürliche) Ressourcen« bezeichnet.

Wir alle sind täglich auf Rohstoffe angewiesen. Sie dienen uns als Nahrung und liefern Energie, sind Grundlage für die Produktion von Kleidung, Möbeln und Maschinen oder für den Bau von Häusern. Zu den natürlichen Ressourcen zählen so unterschiedliche Stoffe und Produkte wie Erdöl, Metallerze, Holz, Fisch und landwirtschaftliche Erzeugnisse, aber auch Wasser und Luft.

Man unterscheidet mineralische und organische Rohstoffe. Die mineralischen sind in geologischen Prozessen entstanden, die oft Jahrtausende oder sogar Jahrmillionen andauerten. Ihr Vorkommen ist daher auf absehbare Zeit begrenzt. Jeder Verbrauch einer Einheit dieser Rohstoffe, etwa eines Liters Heizöl, führt dazu, dass diese Einheit für eine künftige Nutzung nicht mehr zur Verfügung steht. Sie werden daher auch als nicht erneuerbare Rohstoffe bezeichnet.

Seit wann nutzen wir Rohstoffe?

So lange es uns gibt. Schon als Jäger und Sammler haben sich die Menschen mit Wildtieren oder Beeren Bestandteile der Natur angeeignet – und sich damit natürlicher Ressourcen bedient.

Bis heute entnehmen wir der Natur in großem Umfang Rohstoffe, zu deren Entstehung wir nichts beigetragen haben, z. B. beim Abbau von Metallerzen und fossilen Energieträgern oder in der Hochseefischerei. Auch wo wir mit dem Ackerbau die Produktion einst der Natur entnommener Stoffe selbst steuern, bleiben wir von natürlichen Ressourcen abhängig: von einem gesunden Boden und seiner Fähigkeit, dauerhaft Nutzpflanzen hervorbringen zu können.

Heißt erneuerbar auch unbegrenzt?

Die sog. erneuerbaren Rohstoffe können theoretisch unendlich lange genutzt werden, wenn die Menschen der Natur immer nur so viel entnehmen, dass der Bestand (z. B. in Wäldern oder Fischschwärmen) nachwachsen und sich so erhalten kann.

Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es den Menschen schwerfällt, sich auf dieses Maß zu beschränken. Ein anschauliches Beispiel ist die Hochseefischerei, die durch zu intensive Befischung schon einige Arten an den Rand des Aussterbens gebracht hat.

Warum sind Rohstoffe Wirtschaftsgüter?

Weil sie nicht unbegrenzt vorhanden sind. Natürliche Ressourcen waren im Verlauf der Menschheitsgeschichte zumeist knapp; sie mussten mühselig gewonnen werden und waren nicht selten umkämpft.

Mithilfe des technischen Fortschritts glaubte man, diese Knappheit überwinden zu können. Spätestens die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte jedoch ernüchternde Erkenntnisse: Wichtige nicht erneuerbare Ressourcen drohen zur Neige zu gehen; unzählige Tier- und Pflanzenarten sterben aus; Böden, Gewässer und die Atmosphäre stoßen an die Grenzen ihrer Fähigkeit, Schadstoffe aufzunehmen. Als Konsequenz daraus fordern Umweltschützer einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen und ihre nachhaltige Nutzung.

Wann versagt der Markt?

Wenn die Marktpreise nicht die Knappheit von Rohstoffen berücksichtigen und aus diesem Grund »zu niedrig« sind, um Verschwendung zu vermeiden.

Nach der Theorie der Marktwirtschaft sollte sich auf einem funktionierenden Markt durch das freie Spiel von Angebot und Nachfrage für jedes Produkt der Preis ergeben, zu dem die volkswirtschaftlich wünschenswerte Menge abgesetzt wird. Je knapper ein Gut ist, desto mehr übersteigt die Nachfrage das Angebot, der Preis steigt. Gerade diese Indikatorfunktion der Preise – hohe Preise zeigen Verknappung an und locken neue Anbieter, niedrige Preise zeigen Überproduktion an und schrecken Anbieter ab – macht die Marktwirtschaft so viel erfolgreicher als andere Wirtschaftssysteme.

Bei der Bewertung von natürlichen Ressourcen allerdings funktioniert dieser Mechanismus oft nicht. Obwohl zahlreiche nicht erneuerbare Rohstoffe knapp sind, da sie bei weiterhin hohem Verbrauch innerhalb von Jahrzehnten oder wenigen Jahrhunderten zur Neige gehen, sind ihre Preise eher niedrig. Weil spätere Generationen die heutige Nachfrage noch nicht beeinflussen, bleiben ihre Interessen unberücksichtigt.

Kaum besser ist es bei den erneuerbaren Ressourcen, obwohl diese bei übermäßiger Nutzung, z. B. bei der Überdüngung von Kulturland, oft noch schneller zur Neige gehen.

Was tun gegen Marktversagen?

Dazu bieten sich verschiedene Maßnahmen an, die darauf hinauslaufen, den Verbrauch von Rohstoffen zu verteuern. Beispielsweise soll eine hohe Besteuerung des Rohstoffverbrauchs (etwa durch die Ökosteuer) gewerbliche und private Nutzer zu sparsamem Umgang mit der Ressource verleiten, ohne dass die erhöhten Preise den Verkäufern einen Anreiz zur Erhöhung der Fördermenge geben. Der Staat lässt sich quasi als Interessenvertreter kommender Generationen den Verbrauch unwiederbringlicher Rohstoffe vergüten; der heute verursachte, sich aber erst später auswirkende Schaden erhält dadurch eine marktmäßige Bewertung.

Neben marktwirtschaftlichen Methoden gibt es auch Versuche, den Rohstoffverbrauch durch gesetzliche Regelungen und zwischenstaatliche Abkommen einzuschränken.

Schonen Monopole unsere Ressourcen?

Unter Umständen. Beim Umgang mit natürlichen Ressourcen wie etwa einem Fischbestand führt gerade der Konkurrenzdruck der Marktteilnehmer zu Verschwendung, weil jeder der Überfischung bzw. der Ausbeutung der Ressource durch die anderen zuvorkommen will. Gehört die Rohstoffquelle einem Monopolisten, also einem Einzelnen, wird der Bestandserhalt der Ressource eher seinem wirtschaftlichen Interesse entsprechen.

Wie abhängig sind wir von Energie?

Nicht nur in der Industrie, auch in der Landwirtschaft und im Dienstleistungsbereich funktioniert fast nichts mehr ohne Strom, Öl, Gas oder Kohle. Straßen und Wohnungen sind bei Bedarf beleuchtet, wir verfügen jederzeit über heißes Wasser, Heizung, Fernseher, Computer und Kochgelegenheit, unsere Autos können wir rund um die Uhr betanken. Den Energiebedarf decken zum großen Teil fossile Energieträger wie Öl, Gas und Kohle.

Neben dem hohen Verbrauch an erschöpflichen Ressourcen belastet auch unser großer Energiebedarf die Umwelt, etwa durch Schadstoffe. Die Hoffnungen der Umweltschützer liegen auf erneuerbaren (oder regenerativen) Energien; darunter versteht man alle Energieformen, die ohne Rohstoffverbrauch gewonnen werden, vor allem aus Wasserkraft, Wind, Sonne und Erdwärme.

Übrigens: Anders gelagert sind die ökologischen Folgen der Nutzung der Kernenergie. Sie verursacht zwar keine den fossilen Brennstoffen vergleichbaren Emissionen, hinterlässt aber Abfallstoffe, die über Jahrtausende hinweg radioaktive Strahlung abgeben.

Kommen wir ohne Öl, Gas und Kohle aus?

Bislang nicht. 2004 wurde der Energieverbrauch Deutschlands zu ca. 83,6 % durch die fossilen Energieträger Mineralöl (36,4 %), Erdgas (22,4 %), Steinkohle (13,4 %) und Braunkohle (11,4 %) bestritten. Die Kernenergie, die fast ausschließlich zur Stromerzeugung genutzt wird, machte etwa ein Achtel des gesamten Energieverbrauchs (12,6 %) aus. Der Anteil erneuerbarer Energien steigt zwar seit einigen Jahren, deckt aber immer noch lediglich einen kleinen Teil unseres Energiebedarfs (2004: rd. 3,7 %).

Warum müssen wir Energie sparen?

Umweltschonende Energieformen werden fossile Brennstoffe auf lange Sicht nicht im gleichen Maß ersetzen können. Um die natürlichen Ressourcen zu schonen, ist daher ein sparsamer Umgang mit Energie notwendig. Technische Verbesserungen, können dabei helfen. Entscheidend wird aber sein, ob wir unsere Denk- und Lebensgewohnheiten ändern. Sind wir bereit, die Umweltverträglichkeit eines Produktes in unser Kaufverhalten einfließen zu lassen? Werden wir bei öffentlichen Investitionen und Maßnahmen heute schon die langfristige Rohstoff- und Energiebilanz im Auge haben? Können wir also im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung unsere Vorstellungen von Wirtschaftlichkeit, Solidarität, Gerechtigkeit u. a. jeweils durch die Perspektive auf zukünftige Generationen ergänzen?

Ist die Umwelt ein Rohstoff?

Betrachtet man ihre Fähigkeit, Schadstoffe aufzunehmen, kann man unsere Umwelt als eine (erneuerbare) natürliche Ressource betrachten. Luft, Gewässer und Boden, aber auch die Lebewesen einschließlich des Menschen selber, sind ständig Schadstoffen ausgesetzt und nehmen diese in sich auf. Bis zu einem gewissen Grad ist unser Ökosystem in der Lage, diese Schadstoffe ohne größere Störungen zu verkraften und z. T. sogar wieder langsam abzubauen. Wird jedoch durch eine zu große Belastung das Gleichgewicht ernstlich gestört, können die Folgen (z. B. Klimaveränderung; »Umkippen« eines Sees) schwerwiegend und irreversibel (nicht mehr rückgängig zu machen) sein.

Wussten Sie, dass …

Wasserkraftwerke nicht nur an Flüssen aus der Kraft des durchfließenden Wassers Strom gewinnen, sondern auch am Meer (Gezeitenkraftwerke) und im Gebirge, wo der Höhenunterschied (Fallhöhe des Wassers) genutzt wird?

Sonnenenergie außer durch Solarzellen (Photovoltaik) in Gebieten mit ganzjährig hoher Sonneneinstrahlung auch durch Solarkraftwerke genutzt werden kann, die durch Sonnenwärme Wasserdampf erzeugen, der eine Turbine zur Stromerzeugung antreibt?

Erdwärme besonders in vulkanisch aktiven Gebieten mit vielen heißen Wasser- und Dampfquellen (z. B. Island) der Energiegewinnung dient?

auch Biodiesel zu den regenerativen Energien zählt, obwohl seine Verbrennung mit dem Ausstoß von Kohlendioxid verbunden ist? Biodiesel wird meist aus eigens dafür angebautem Raps gewonnen; bei seiner Verbrennung wird exakt so viel Kohlendioxid freigesetzt (und Sauerstoff verbraucht), wie während der Wachstumsphase der Luft entzogen (bzw. Sauerstoff freigesetzt) wurde.

Was ist Recycling?

Die Wiederverwertung von Abfällen zur Herstellung neuer Produkte. Die zurückgewonnenen Rohstoffe nennt man auch Sekundärrohstoffe. Durch Recycling steigt der Rohstoffbedarf der Industrieländer seit Jahren deutlich weniger an als die industrielle Produktion. In Deutschland wird der Bedarf an Papier, Glas und einigen Metallen bereits zu mehr als der Hälfte durch Recycling gedeckt.

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