Berliner Mauer: Bau 1961
Berliner Mauer: Bau 1961
Die Mauer teilt Berlin und Deutschland
Mit dem Bau der Berliner Mauer durch die DDR-Staatsführung strebt der Kalte Krieg zwischen Ost und West dem Höhepunkt zu. Die deutsche Teilung erhält ihr augenfälliges Mahnmal. Die Krise in der geteilten Stadt lässt die Welt an den Rand einer militärischen Auseinandersetzung rücken. Am frühen Morgen beginnen Einheiten der DDR-Grenzpolizei und Betriebskampftruppen auf Geheiß der DDR-Regierung unter Walter Ulbricht, die Übergänge zwischen dem Osten Berlins bzw. der DDR und den drei Westsektoren mit Stacheldraht und Sperrzäunen abzuriegeln. Alle Verkehrsverbindungen werden unterbrochen. Ost-Berliner und Bewohner der DDR dürfen nur noch mit ausdrücklicher Genehmigung der DDR-Behörden den Westteil der Stadt besuchen. West-Berliner Bürger benötigen für den Aufenthalt im östlichen Teil ebenfalls eine behördliche Erlaubnis der DDR. Unmittelbarer Auslöser der Absperrmaßnahme war der ständig anschwellende Flüchtlingsstrom von Ost nach West. 1960 war die DDR erneut in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Hinzu kamen ein härterer politischer Kurs der SED, Repressalien gegen Ost-West-Pendler sowie eine weitere Kollektivierungswelle in der Landwirtschaft. Der Erste Sekretär des SED-Zentralkomitees, Walter Ulbricht, drängte auf eine gewaltsame Lösung der Berlin-Frage und auf eine Sperrung der Sektorengrenze. Bei einem Fortgang des Exodus wäre der wirtschaftliche Zusammenbruch der DDR zu befürchten gewesen. Der sowjetische Ministerpräsident Nikita S. Chruschtschow lehnte in der Berlin-Frage eine Politik der Gewalt zunächst ab, weil er eine direkte Konfrontation mit den USA vermeiden wollte. Statt dessen drohte er, mit der DDR einen separaten Friedensvertrag abzuschließen und ihr die Souveränität und die Kontrolle über die Zufahrtswege nach Berlin zu übertragen. Diese Aussage löste eine Art "Torschlusspanik" aus. Die letzte große Fluchtwelle setzte über die Osterfeiertage 1961 ein. Die Flüchtlingszahlen stiegen noch einmal rapide an. Vom 31. März bis zum 3. April nutzten 5200 Personen den verstärkten Reiseverkehr, um sich in den Westteil Berlins abzusetzen. Im Juni stieg die Zahl auf 19 198, im Juli auf 30 415 und im August auf 47 433 an. Am 9. August hatte die Tageszahl der in den Westen fliehenden Personen mit 1926 einen Rekordstand erreicht. Insgesamt waren seit 1949 rd. 2,6 Mio. Menschen geflohen. Am 25. Juli hatte US-Präsident John F. Kennedy im Fernsehen den neuen außenpolitischen Kurs seiner Regierung erläutert. Er gab zu verstehen, dass seine Regierung auf die Präsenz der Westmächte und den freien Zugang zur Stadt beharrte, sich die amerikanischen Garantien aber nur auf West-Berlin erstreckten. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Sektorengrenze in Berlin gesperrt würde. Vom 3. bis 5. August trafen sich die Generalsekretäre der kommunistischen Parteien der Warschauer-Pakt-Staaten in Moskau. Sie erörterten Lösungsmöglichkeiten der Berlin-Frage. Auf diesem Treffen fiel die Entscheidung zu Gunsten des Mauerbaus. Verworfen wurde u. a. eine Sperrung der Luftkorridore oder eine Absperrung Ost-Berlins von der übrigen DDR. Statt dessen erhielt Ulbricht die Zustimmung zur Abriegelung aller Fluchtwege aus der DDR. Um 2 Uhr früh treffen am 13. August die ersten Nachrichten von Absperrungen im Westteil der Stadt ein. Daraufhin wird die Polizei in Alarmbereitschaft versetzt. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt (SPD) unterbricht noch in der Nacht eine Wahlkampfreise und kehrt nach Berlin zurück. Unmittelbar nach seinem Eintreffen fährt er zum Potsdamer Platz. Dort haben sich bereits Tausende von West-Berlinern versammelt, um gegen die Absperrmaßnahmen zu protestieren. Vor dem Brandenburger Tor setzt die Volkspolizei Wasserwerfer ein, um die Demonstranten zurückzudrängen. Das historische Brandenburger Tor im Herzen von Berlin wird am 14. August um 14 Uhr auf Anordnung des Innenministeriums der DDR gesperrt. Bei den Sperrmaßnahmen an der Berliner Sektorengrenze werden am 15. August erstmals Betonteile statt Stacheldraht verwendet. Sie bestehen aus 1,25 m hohen Platten, die zu einer Gesamthöhe von 4 m aufgeschichtet werden. Parallel zum Mauerbau verläuft die Abschottung der DDR zur Bundesrepublik Deutschland. Am 19. August verbarrikadieren Volkspolizisten und Angehörige der Betriebskampfgruppen Haustüren und Kellerfenster an der Sektorengrenze. Die Bewohner müssen ihre Wohnungen überstürzt räumen. Immer wieder nutzen Menschen diese letzte Möglichkeit zur Flucht durch Sprünge aus dem Fenster. Das DDR-Innenministerium fordert die West-Berliner Bevölkerung auf, einen Abstand von 100 m zur Mauer einzuhalten. Dies ruft die US-amerikanische Schutzmacht auf den Plan. Sie sieht darin einen Übergriff auf West-Berlin. Nachdem die Amerikaner an der Sektorengrenze Panzer auffahren lassen, rückt die DDR von ihrer Forderung ab. Am 24. August wird erstmals ein Flüchtling erschossen. Die tödlichen Kugeln treffen ihn, als er den Humboldthafen zum Bezirk Tiergarten durchschwimmt. Bis 1989 sterben 78 Flüchtlinge.