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Die kleine Wortgeschichte: „auftakeln“

»Das ist aber eine abgetakelte Fregatte!« Der nicht sehr schmeichelhafte Satz trifft meist ältere, üppige Damen, die ihre besten Jahre hinter sich haben und dies nur noch unvollkommen kaschieren können. Die Bemerkung »Die hat sich aber aufgetakelt«, ist auch nicht viel freundlicher: Damit sind auffällig herausgeputzte Frauen gemeint, die viel modische und kosmetische Unterstützung offenbar nötig haben.

Die Redewendung entspringt natürlich der Seemannssprache. Der »Takel«, Ende des 16. Jahrhunderts aus dem Niederdeutschen übernommen, war ursprünglich nur das Tauwerk eines Segelschiffes, wurde später aber als Begriff für die wichtigste Ausstattung insgesamt verwendet. Seit Ende des 18. Jahrhunderts bezeichnen Matrosen die komplette Segelausstattung samt der Masten als Takelage oder Tafelwerk. Auftakeln [von nd. uptakeln] ist folglich das Vorgang des »Schiffseinrichtens« bis zum Segelsetzen. Abtakeln meint entsprechend das Fortschaffen der beweglichen Takelage oder gar das Ausmustern eines Schiffs. Was abgetakelt ist, kommt folglich nicht mehr als stolzer Segler daher, sondern ziemlich glanzlos.

Die gescholtenen Damen dürfen sich allerdings trösten - manchmal zielt diese Beschreibung auch auf die Herren der Schöpfung. So beginnt Kurt Tucholsky 1925 eine Theaterkritik über Marcel Achards Komödie »Marlborough sen va-t-en guerre« mit dem Satz: »Herr General Marlborough kommt heraus, herrlich bunt anzusehen und aufgetakelt wie ein Pfingstochse: weinrotes Seidentuch, dito Höflingshöschen, weiße Strümpfe, schwarze Escarpins und güldene Ringellocken. Er ist kupferrot im Gesicht vor lauter kriegerischem Mut und schielt.«

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