Lexikon

Brandt

Das Ende der Kanzlerschaft

Im Innern leitete die Regierung Brandt unter dem Motto „mehr Demokratie wagen“ mehrere gesellschaftliche Reformen ein. Nachdem 1972 die knappe Mehrheit der sozialliberalen Koalition durch Fraktionsaustritte von Abgeordneten verloren gegangen war, überstand Brandt das von der CDU/CSU beantragte konstruktive Misstrauensvotum und gewann in vorgezogenen Neuwahlen eine sichere Mehrheit für die Koalition.
Für das Eindringen des DDR-Spions G. Guillaume in den Kreis seiner engsten Mitarbeiter übernahm Brandt die politische Verantwortung und trat am 6. 5. 1974 als Bundeskanzler zurück.
Brandt konfrontierte die Deutschen mit den Konsequenzen des Kri
Brandt konfrontierte die Deutschen mit den Konsequenzen des Krieges
Die Londoner Times kommentierte den Rücktritt Willy Brandts am 8. 5. 1974 (Auszüge)

Es ist unmöglich, den Eindruck zu vermeiden, dass Herr Brandt gar nicht so abgeneigt war, einen Job aufzugeben, der ihm in so vieler Hinsicht zur Last geworden war. Er hatte die beiden historischen Aufgaben erreicht, die ihn wirklich interessierten - er hatte die Sozialdemokratische Partei zum ersten Malseit mehr als 40 Jahren wieder zur Macht gebracht, und er hatte das unvollendete Geschäft des 2. Weltkriegs zum Abschluss gebracht, indem er Beziehungen mit Deutschlands östlichen Nachbarn wiederherstellte. Diese beiden Errungenschaften verschaffen ihm einen soliden Platz in der Geschichte...
Es blieb Herrn Brandt überlassen, das deutsche Volk mit den wahren Konsequenzen des Krieges zu konfrontieren: die Spaltung der Nation in zwei Staaten und der dauernde Verlust der östlichen Gebiete ... Herr Brandt tat dies, und indem er dies tat, versetzte er sein Land in die Lage, für seine Geschichte wenigstens zum Teil zu sühnen
; er befreite gleichzeitig die Ost/West-Diplomatie von der paralysierenden Konstruktion der deutschen Frage, wodurch er den ganzen Komplex der Verhandlungen, die sich nunmehr in Gang befinden, möglich machte ...
Keine andere Politik hätte aber mehr erreichen können, und die langfristigen Ergebnisse sind noch abzuwarten.
In der Folge näherte sich Brandt der „Friedensbewegung“ und dem linken Parteiflügel. Sicherheitspolitisch geriet er in Gegensatz zu seinem Amtsnachfolger H. Schmidt. Unter Revision früherer Äußerungen begrüßte Brandt uneingeschränkt die Wiedervereinigung Deutschlands. Er war Alterspräsident des ersten gesamtdeutschen Bundestages.
Brandt veröffentlichte u. a.: (mit R. Löwenthal) „E. Reuter“ 1957; (mit L. Lania) „Mein Weg nach Berlin“ 1960; „Draußen Schriften während der Emigration“ (hrsg. von G. Struve) 1966; „Über den Tag hinaus“ 1974; „Begegnungen u. Einsichten. Die Jahre 1960 1975“ 1976; „Links u. frei. Mein Weg 1930 1950“ 1982; „Der organisierte Wahnsinn“ 1985; „Erinnerungen“ 1989.
  1. Einleitung
  2. Politische Laufbahn
  3. Architekt der Ostpolitik
  4. Das Ende der Kanzlerschaft
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