Lexikon

Eugnik

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griechisch
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1883 von dem britischen Naturforscher F. Galton geprägter Begriff für ein bevölkerungspolitisches Konzept, das die Erhaltung und Verbesserung der erblich guten Eigenschaften in einer Gesellschaft zum Inhalt hat. Ziel der Eugenik ist es, unerwünschte Eigenschaften, sogenannte Degenerationserscheinungen, in einer Gesellschaft auszumerzen (negative Eugenik) und erwünschte Eigenschaften zu fördern und so zu einer Höherentwicklung der Gesellschaft zu kommen (positive Eugenik), und zwar durch Erforschung der erbbiologischen Gesetze sowie Kontrolle und Beeinflussung der Fortpflanzungsprozesse. Die Eugenik gründet sich auf die Erkenntnisse der menschlichen Erblehre und die Fortpflanzungsbiologie und fußt auf der Überzeugung, dass der Mensch ausschließl. ein Produkt seiner Erbanlagen ist und somit auch die Entwicklung der Gesellschaft von der Gesamtheit der in ihr vertretenen Erbanlagen bestimmt wird.
In Deutschland wurde eugenisches Gedankengut von W. Schallmeyer und A. Ploetz 1895 eingeführt und unter dem Begriff Rassenhygiene verständlicher gefasst. Auch in vielen anderen Ländern, wie England, Frankreich, USA und Sowjetunion, gewann der Eugenik-Gedanke Einfluss. In Deutschland ergaben sich weitreichende Übereinstimmungen zwischen dem Eugenik-Gedanken und der Ideologie des Nationalsozialismus. Im Sinn einer „Höherzüchtung“ wurde im Dritten Reich planmäßig die Förderung „anlagemäßig wertvoller“ Familien und Erbstämme betrieben. Gleichzeitig wurde ein Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses erlassen, das Zwangssterilisationen bei allen als minderwertig eingestuften Bevölkerungsgruppen wie psychisch Kranken, Behinderten, Nichtsesshaften und Asozialen sowie ethnisch unerwünschten Gruppen wie Juden, Polen, Russen, Sinti und Roma ermöglichte. Die Pervertierung eugenischen Gedankenguts lieferte schließlich auch die Begründung für die Tötung „unwerten Lebens“ und die Ausrottung „rassisch Minderwertiger“ (Euthanasie).
Heute wird in Deutschland eugenisches Gedankengut zum einen aufgrund seiner historischen Pervertierung von Humangenetikern strikt abgelehnt, zum anderen ist es auch wissenschaftlich nicht haltbar, da die Eigenschaften des Menschen nicht ausschließlich genetisch bestimmt sind, sondern auch von seinem sozialen Umfeld geprägt werden.