Lexikon

Jungsteinzeit

Neolithikum

Neue Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen

Die Jungsteinzeit brachte neben einer Reihe technischer und kultureller Neuerungen vor allem den Übergang von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaftsweise (neolithische Revolution). Eine ihrer wichtigsten Erfindungen ist der Pflanzenanbau (Hack- und Hülsenfrüchte), insbesondere der Getreideanbau (Hirse, Gerste, später auch Weizen), zunächst in Form des Hackbaus, später in Form des Feldbaus mit Hilfe des von Rindern gezogenen Pflugs. Für den Getreideanbau mussten in Vorderasien sogar erst die Voraussetzungen durch künstliche Bewässerungssysteme geschaffen werden. Die Domestikation Fleisch spendender Tiere (Schaf, Ziege, Schwein, Rind; das Pferd ist in Mitteleuropa nachneolithisch) hängt ernährungswirtschaftlich eng mit dem beginnenden Pflanzenanbau zusammen.
Auch auf dem Gebiet der Rohstoffgewinnung, seiner ökonomischen Nutzung und technischen Verarbeitung zeichnen sich in der Jungsteinzeit Neuerungen ab: die Keramikherstellung, d. h. das durch Brennen bewirkte Härten von (als Gefäß- oder Figuralplastik) geformten, mit einem Magerungsmittel versehenen Tongegenständen, die Lehmbauweise (aus luftgetrocknetem Lehm), die Zimmermannskunst (überwiegend für den Hausbau), die Steinarchitektur und neue Steinbearbeitungsverfahren (Schliff, Durchbohrung). Üblich war die Bearbeitung von Geweih, Knochen und Elfenbein zu Geräten, Waffen und Schmuck.
Die bodengebundene produzierende Wirtschaftsweise zwang zu einem sesshaften Wohnen in dörflichen und vereinzelt bereits stadtartigen Siedlungen (z. B. Jericho). Die oft mehrere hundert Jahre existierenden Tellsiedlungen im vorderasiatischen Raum umfassten mehrere hundert, manchmal über tausend Bewohner. Neben Rechteckbauten kamen viereckige, Rund- und Ovalbauten vor. Bestattungen wurden oftmals innerhalb des Dorfareals unter den Hausböden und zwischen den Häusern angelegt. Die vorherrschende Bestattungsart in den neolithischen Kulturen Europas war dagegen die Beisetzung des Toten in einer Grabgrube meist in Hockstellung.
Jungneolithisch waren auch die Großsteingräber (Sippenbegräbnis) der Megalith-Kulturen. Pflanzenanbau und Tierhaltung machten die Menschen auf den zyklischen Ablauf der Jahreszeiten und auf wichtige Vorgänge im Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft aufmerksam (Zeugung, Geburt und Tod, Ernte u. Ä.). Eine Muttergottheit stand wahrscheinlich im Mittelpunkt von Fruchtbarkeitsreligionen, wie zahlreiche weibliche Tonstatuetten bezeugen. Verschiedene technische Vorrichtungen führten zu einem differenzierten Handwerk und damit zu einem Güteraustausch innerhalb der einzelnen Siedlungsverbände. Es bildeten sich verschiedene Bevölkerungsschichten, aus denen sich allmählich politische und geistliche Führungsschichten (Adel, Priester) herauskristallisierten. Diese Struktur war nicht überall gleichmäßig ausgebildet; besonders ausgeprägt trat sie in Vorderasien und Ägypten auf.
Trichterbecher-Kultur: Steingrab
Großsteingrab der Trichterbecher-Kultur
Großsteingrab der jungsteinzeitlichen Trichterbecher-Kultur; entdeckt bei Rostock.
  1. Einleitung
  2. Periodisierung
  3. Neue Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen
  4. Regionale Kulturgruppen
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