Lexikon
Karl I., der Große
Karl der GroßeSeine Vielseitigkeit und seine Leistungskraft erschließen uns die historische Gestalt: Aus der Fülle seiner Taten und Leistungen erwächst das Bild eines überlegen planenden, rastlos tätigen und zielklaren Herrschers, dessen ganzes Tun einen wachen, der Ordnung verschworenen Geist, einen unbeugsamen Willen und eine einzigartige Spannweite verrät.
Die Gelehrten seiner Umgebung haben dazu noch manchen persönlichen Zug überliefert. So schildert Einhard seine äußere Gestalt: groß, massig, mit einem runden Kopf, der auf einem kurzen, stämmigen Nacken saß; das Gesicht beherrscht von großen Augen mit scharfem, durchdringenden Blick, aber gewöhnlich freundlich-heiter in seinem Mienenspiel; dazu eine Stimme, die überraschend hell war und, wie Einhard bemerkt, 〉mit der ganzen Gestalt nicht recht in Einklang stand〈. Dieser Kontrast ist mehr als eine Äußerlichkeit: er verdeutlicht nur, dass die Gestalt mancherlei Gegensätze in sich zusammenschloß. Wie Karls viel gepriesene Freundlichkeit auch in Schrecken erregenden Zorn umschlagen konnte, so muss er überhaupt von starken inneren Spannungen erfüllt gewesen sein: von ihnen sind seine gewaltigen Leistungen getrieben; auf ihrer Bändigung beruht seine persönliche Größe und seine Geschichtsmächtigkeit.
Einhard hat diese Größe mit dem antiken Begriff der magnanimitas zu verdeutlichen versucht: der Größe des Geistes und der Seele... Die Selbstsicherheit und Kraft, die Karl erfüllten, erwuchsen aus der tiefen Überzeugung, von Gott zur Herrschaft berufen zu sein; der göttliche Auftrag gab seinem Handeln die letzte Rechtfertigung und Sicherheit...
Der tote Karl aber wurde selbst zum Symbol. Sein Herrschertum entwickelte prägende Kraft: hinfort musste ein großer Herrscher wie Karl der Große sein. Seinem Vorbild eiferten die Kaiser und Könige des Mittelalters nach. Er war der Maßstab, nach dem die Geschichtsschreiber Lob und Tadel verteilten, und das Volk, das ihn als Helden besang, beschwor ihn zugleich als Verkörperung von Recht und Gerechtigkeit. (Aus: Josef Fleckenstein, Karl der Große, 1962, Auszug)
Krieger und Eroberer
Der bedeutendste Krieg von allen, die er führte, vom sächsischen abgesehen, ... [war] der gegen die Awaren oder Hunnen. Er führte ihn mit mehr Eifer als die anderen und mit größeren Zurüstungen. In eigener Person führte er jedoch nur einen Feldzug nach Pannonien an - dieses Land nämlich bewohnte zu der Zeit jenes Volk -, die Ausführung der übrigen übertrug er seinem Sohne Pippin, den Landeshauptleuten, auch Grafen und Sendboten. Obgleich diese den Krieg mit der größten Tapferkeit führten, ging er erst im achten Jahre zu Ende. Wie viel Schlachten während desselben geschlagen, wie viel Blut vergossen wurde, wird dadurch bewiesen, dass Pannonien ganz unbevölkert ist und der Ort, der vormals Kagans Königsburg war, jetzt so verödet liegt, dass auch keine Spur menschlicher Behausung auf ihm zu entdecken ist. Der gesamte Adel der Hunnen kam in diesem Krieg um, ihr ganzer Ruhm ging unter. Alles Geld und die seit langer Zeit angehäuften Schätze fielen in die Hände der Franken, kein Krieg so weit Menschengedenken reicht, brachte diesen so viel Reichtum und Macht. Denn während man sie bis dahin beinah als arm ansehen konnte, fand sich nun in der Königsburg eine solche Masse an Gold und Silber, und in den Schlachten fiel so kostbare Beute an, daß man mit Recht glauben durfte, die Franken hätten gerechterweise den Hunnen das geraubt, was diese früher anderen Völkern ungerechterweise geraubt hatten. Von fränkischen Großen fanden in diesem Kriege nur zwei ihren Tod, Herzog Erich nämlich von Friaul, der in Liburnien bei der Seestadt Tersatto durch Hinterlist der Bewohner umkam, und Gerold, der Landeshauptmann von Bayern, der in Pannonien, während er die Schlacht gegen die Hunnen ordnete ... mit nur zwei anderen getötet wurde, die ihn begleiteten ... Im Übrigen war dieser Krieg für die Franken fast unblutig und nahm ein sehr günstiges Ende, wiewohl er sich wegen seiner Bedeutung längere Zeit hinzog."
Kaiser und Reformer
Alle [waren] schon in der genannten Basilika des heiligen Apostels Petrus wiederum versammelt. Da krönte ihn der ehrwürdige und segenspendende Vorsteher [Leo III.] eigenhändig mit der kostbaren Krone. Dann riefen alle gläubigen und getreuen Römer, die den Schutz und die Liebe sahen, die Karl der römischen Kirche und ihrem Vertreter gewährte, einmütig mit lauter Stimme auf Gottes Geheiß und auf die Eingebung des heiligen Petrus, des Himmelreiches Schlüsselträger, hin: 〉Leben und Sieg sei Karl, dem frömmsten Augustus, dem von Gott gekrönten großen und friedfertigen Kaiser!〈 ... Sofort salbte der heiligste Vorsteher und Oberpriester [Leo III.] mit Heiligem Öl Karl, seinen hervorragendsten Sohn ... zum König. Nach der Krönung wurde ihm vom Papst wie früher den Fürsten der alten Zeit gehuldigt, und von da an wurde er nicht mehr Patricius, sondern Kaiser und Augustus genannt."
"Im selben Jahr [799] erhoben sich in Rom die Verwandten des seligen Papstes Hadrian, die das Volk auf ihre Seite gebracht hatten, gegen Papst Leo [III.] ... Er floh zum Frankenkönig Karl, der grausame Rache an den Feinden nahm und ihn wieder auf seinen Thron einsetzte. Seit jener Zeit steht Rom unter der Macht der Franken. Als Belohnung dafür krönte der Papst ihn am 25. Dezember zum Römischen Kaiser in der Kirche des heiligen Petrus, nachdem er ihn vom Kopf bis zu den Füßen gesalbt und ihm das kaiserliche Gewand und die Krone aufgesetzt hatte."
Organe hin, Organe her
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Rohstoffe aus der Tiefe
Im und auf dem Meeresboden lagern wertvolle Metalle. Doch Tiefseebergbau ist mit hohen Risiken verbunden, deshalb hat bisher noch kein Abbau stattgefunden. Von RAINER KURLEMANN Der Hunger nach Rohstoffen macht auch vor den Ozeanen nicht Halt, denn der Meeresboden birgt Schätze, die zur Produktion von Hightech-Geräten,...