Lexikon
Ölverschmutzung
Ölpestdie Verunreinigung von Gewässern und Böden mit Mineralölprodukten. Auf der Wasseroberfläche bildet Öl einen Film mit starkem Drang zur Ausbreitung, Böden werden mehr oder weniger stark durchtränkt. Im Extremfall kann 1 Liter versickertes Öl 1 000 000 l Grundwasser verseuchen. Leichtflüchtige Bestandteile eines schwimmenden Ölfilms verdunsten innerhalb weniger Tage, schwerflüchtige (hauptsächlich aromatische Kohlenwasserstoffe) verbleiben über Monate im Gewässer, sinken ab und werden langsam abgebaut. Der Ölfilm unterbricht die Wechselwirkung zwischen Wasser und Atmosphäre, verschmutzt insbesondere das Gefieder von Seevögeln und schließlich, mit entsprechenden Folgen für Flora und Fauna, Fischerei oder Tourismus, den Spülsaum der Küsten. Durch den Betrieb oder Havarien von Schiffen und Bohrinseln, die Einleitung ölhaltiger Rückstände wie z. B. Ballast- und Tankwaschwasser oder Bilgenöl aus dem Maschinenraum auf See, die Produktionsabwässer von Bohrinseln, den Betrieb von Ölfördereinrichtungen zu Lande u. a. sind immer wieder Verschmutzungen durch Mineralöle in großem Ausmaß festzustellen.
Ölpest: Unfälle mit Tankschiffen
Jahr | Datum | Schiffsname | Schiffsflagge | geschädigtes Land | ausgelaufene Ölmenge (in t) |
1967 | 18. 3. | Torrey Canyon | Liberia | Großbritannien, Frankreich | 117 000 |
1972 | 19. 12. | Sea Star | Südkorea | Golf von Oman | 120 300 |
1976 | 12. 5. | Urquiola | Spanien | Spanien | 95 000 |
1978 | 13. 3. | Amoco Cadiz | Liberia | Frankreich | 230 000 |
1979 | 29. 7. | Atlantic Empress/Agean Captain | Griechenland | Tobago | 276 000 |
1980 | 24. 2. | Irene´s Serenade | Griechenland | Griechenland | 100 000 |
1983 | 6. 8. | Castillo de Belver | Spanien | Südafrika | 255 000 |
1989 | 24. 3. | Exxon Valdez | USA | Alaska (USA) | 42 000 |
1989 | 19. 12. | Kharq 5 | Iran | Marokko | 70 000 |
1990 | Mega Borg | Norwegen | Texas (USA) | 43 000 | |
1991 | Haven | Zypern | Italien | 50 000 | |
1992 | 3. 12. | Aegean Sea | Griechenland | Spanien | 70 000 |
1993 | Maersk Navigator | Dänemark | Sumatra | 25 000 | |
1993 | 5. 1. | Braer | Liberia | Shetland Inseln | 84 500 |
1993 | Negligence 4 | Zypern | Deutsche Bucht | 50 000 | |
1994 | Nassya | Zypern | Bosporus | 98 500 | |
1996 | 15. 2. | Sea Empress | Großbritannien (Milford Heaven) | 72 000 | |
1997 | 2. 1. | Nachotka | Russland | Japan | 19 000 |
1999 | 12. 12. | Erika | Malta | Frankreich (Belle Île) | 25 000 |
2002 | 13. 11. | Prestige | Bahamas | Spanien, Frankreich | 70 000 |
Ölpest: Opfer
Kormorane
Zwei ölverklebte Kormorane, die sich kaum noch bewegen können.
© Corbis/Bettmann/Reuters
Ölunfälle: 1978 verursachte der Supertanker Amoco Cádiz nach Schiffbruch durch 213 000 t auslaufendes Öl große Schäden an der Küste der Bretagne; 1979 flossen über mehrere Monate Tausende von t Rohöl in die Bucht von Campeche nach einer Bohrlochexplosion; 1989 liefen aus dem leckgeschlagenen Tanker Exxon Valdez 42 000 t Rohöl in den Prinz William-Sund; 1990 verunreinigten rd. 43 000 t Rohöl aus dem Supertanker Mega Borg die texanische Küste. 1991 wurden infolge des Golfkrieges verheerende Ölschäden im Persischen Golf verursacht. Eine der schwersten Ölkatastrophen ereignete sich 1994 in der nordrussischen Republik Komi, als rd. 80 000 t Rohöl aus einer geborstenen Pipeline ausliefen. 25 000 t Schweröl liefen 1999 aus dem im Sturm geborstenen maltesischen Öltanker „Erika“ aus und verschmutzten auf einer Länge von 450 km die Küste der Bretagne. 2002 havarierte der auf den Bahamas registrierte Tanker „Prestige“ vor Nordwestspanien; 40 000 t Schweröl verseuchten die galizischen Strände. 2006 zerstörten israelische Luftangriffe ein küstennahes Kraftwerk im Libanon; über 15 000 t Öl liefen ins Meer.
Ölunfallbekämpfung: Wichtigster Schritt bei einer Ölverschmutzung in Gewässern ist das Verhindern einer weiteren Ausbreitung des Ölfilms durch Einrichtung von geeigneten Sperren. Mit Ölabschöpfgeräten wird das Öl möglichst rein abgeschöpft. Doppelrumpfklappschiffe können z. B. Öl auf einer Breite von 42 m abschöpfen. Neben den rein mechanischen Bekämpfungsmaßnahmen, die absolut vorrangig einzusetzen sind, gibt es auch chemische. Dabei werden Chemikalien (Dispergatoren) verwendet, die das Öl im Wasser fein verteilen. Diese Methode hat sich aber als ökologisch bedenklich erwiesen, weil die Dispergatoren die Verdampfung der flüchtigen, besonders toxischen Bestandteile des Öls verhindern. Dennoch kann, je nach Sachlage, der Einsatz von Dispergatoren sinnvoll sein.
Für Bodenkontaminationen wurden biologische Reinigungsverfahren entwickelt, die alternativ zum Abbaggern und Umlagern bzw. Verbrennen verseuchter Erde eine Behandlung vor Ort ermöglichen.
Rechtliches: Zur Verringerung der von der Schifffahrt ausgehenden Verschmutzungen wurden internationale Übereinkommen abgeschlossen, die u. a. spezielle Bau- und Ausrüstungsregeln zur Verhütung unfallbedingter Folgen einschließen; zu Lande soll das Problem durch präventive Rechtsvorschriften, z. B. für Gefahrguttransport oder Altölentsorgung, beherrschbar bleiben.

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