Lexikon
Tschad
Unabhängigkeit und innere Krisen
1960 wurde der Tschad in die Unabhängigkeit entlassen. Die Gegensätze zwischen den heterogenen Bevölkerungsgruppen bestimmten die innenpolitische Entwicklung. Es kam immer wieder zu bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen, in die auch Frankreich und Libyen eingriffen. 1973 besetzte Libyen den Aouzou-Streifen im Norden des Tschad. Das Militär stürzte 1975 N'Garta Tombalbaye, den ersten Präsidenten. Der Bürgerkrieg setzte sich in wechselnden Konstellationen fort. 1990 wurde Hissène Habré, seit 1982 diktatorisch herrschender Machthaber, von Idriss Déby gestürzt. 1994 zog Libyen seine Truppen aus dem Aouzou-Streifen ab. 1996 trat eine neue Verfassung in Kraft.
Der von Déby eingeleitete Demokratisierungsprozess änderte wenig an den instabilen innenpolitischen Verhältnissen, die auch durch Auseinandersetzungen mit verschiedenen Rebellenorganisationen belastet blieben. Der sudanesische Darfur-Konflikt (seit 2003) führte zum Zustrom von Hunderttausenden von Flüchtlingen und zur beschleunigten innenpolitischen Destabilisierung. Déby wurde zuletzt 2006 in umstrittenen Wahlen im Präsidentenamt bestätigt. 2007 einigten sich Regierung und Opposition, die die Präsidentschaftswahl 2006 boykottiert hatte, u. a. auf eine Reform des Wahlsystems. Verschiedene Friedens- und Versöhnungsabkommen mit dem Sudan, dem Déby die Unterstützung der Rebellen vorwarf, bzw. den Rebellenorganisationen blieben ohne durchschlagenden politischen Erfolg. Im Februar 2008 besetzten Rebellen zeitweise Teile der Hauptstadt N'Djamena. Sie wurden von Regierungseinheiten nach blutigen Kämpfen zurückgeschlagen. Im selben Jahr wurden die ersten Kontingente von Friedentruppen der UN bzw. der EU (EUFOR; MINURCAT) im Tschad stationiert. 2009 wehrte die Armee einen Angriff der von Darfur aus operierenden Rebellengruppe »Union der Widerstandskräfte« (UFR) ab. 2010 konnte das durch die Auswirkungen des Darfur-Konfliktes belastete Verhältnis zum Sudan (2008 zeitweilige Suspendierung der diplomatischen Beziehungen) weitgehend normalisiert werden. Am 13. 2. 2011 wählte die Bevölkerung ein neues Parlament. Die Wahlen wurden von der Regierungspartei MPS mit überwältigender Mehrheit gewonnen. Bei den Präsidentschaftswahlen am 25. 4. 2011 wurde Amtsinhaber Déby mit rd. 84 % der Stimmen im Amt bestätigt. Der Urnengang war von den wichtigsten Oppositionskandidaten boykottiert worden.
- Einleitung
- Natur und Klima
- Bevölkerung
- Staat und Politik
- Wirtschaft und Verkehr
- Geschichte
- Frühe Reiche und koloniale Herrschaft
- Unabhängigkeit und innere Krisen
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