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Krisengebiete, Konflikte und daraus resultierende Reisewarnungen 2014/2015

Das Jahr 2014 wurde unter anderem durch politische und militärische Krisen geprägt – die noch anhaltenden Krisen und die Eskalation der Lage in der Ukraine, in Syrien und im Irak haben die Berichterstattung in den nationalen sowie internationalen Medien bestimmt. Doch auch andere Länder waren oder sind von Krieg und dem damit verbundenen Leid betroffen, vor allem in Afrika. Ein Überblick über einige aktuelle Krisengebiete:

2014 - Das Jahr der Krisen und Kriege

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) untersucht und analysiert die humanitäre Lage in zahlreichen Krisengebieten weltweit. Im Vorwort zu ihrem Jahresbericht 2014/2015 ist von einem schwarzen Jahr für die Menschenrechte die Rede, weltweit waren 2014, vor allem bedingt durch die Kriege und Konflikte etwa 57 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Zahl der Flüchtlinge war die höchste seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine Zusammenfassung des Reports ist unter anderem auf SPIEGEL ONLINE veröffentlicht worden. Die Ergebnisse im Überblick:

  • Im syrischen Bürgerkrieg wurden Zivilisten vor allem von Regierungskräften getötet. Die Truppen bombardierten gezielt Wohngebiete und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser mit Granaten, Streubomben und Chemiewaffen, Häftlinge wurden gefoltert. Zudem begingen andere Kriegsparteien weitere Gräueltaten, vor allem die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hat Zivilisten gefangen genommen und getötet. Bis zum Ende des Jahres 2014 waren etwa 7,6 Millionen innerhalb Syriens auf der Flucht, weitere vier Millionen flüchteten aus dem Land.
  • Im Ukraine-Krieg gab es laut des Berichts von Amnesty International Völkerrechtsverletzungen auf beiden Seiten. Auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim, die vorher zum ukrainischen Staatsgebiet gehörte, sowie in den von Separatisten kontrollierten Gebieten im Osten der Ukraine waren Entführungen und Misshandlungen von Gefangenen an der Tagesordnung. Die ukrainischen Freiwilligenbataillone sollen ähnliche Vergehen begangen haben. Innerhalb eines Jahres wurden in dem Konflikt mehr als 4000 Menschen getötet, etwa eine Millionen Menschen wurden vertrieben.

2014 war ein Jahr der politischen und militärischen Krisen.

pixabay.com / takazart / Public Domain

  • Während des Gaza-Konflikts im Sommer 2014 wurden mindestens 1500 Zivilisten getötet, insgesamt ist die Rede von 2000 Toten. Amnesty wirft der israelischen Regierung vor allem aufgrund von Angriffen auf zivile Einrichtungen Kriegsverbrechen vor. Auf Seiten der Palästinenser beschoss die radikale Organisation Hamas dem Bericht zufolge Ziele auf israelischem Staatsgebiet.
  • In Nigeria hat der Kampf gegen die Terrorgruppe Boko Haram zahlreiche Opfer in der Zivilbevölkerung als auch bei den Regierungstruppen und deren Helfern gefordert. Anhänger der islamistischen Terrorgruppe entführten mehrfach Kinder und Jugendliche, Hunderte Zivilisten wurden bei Anschlägen getötet. Auf der Gegenseite verübten die Regierungstruppen ebenfalls Verbrechen, z.B. das Misshandeln und Hinrichten von Terrorverdächtigen.
  • Ein blutiger Konflikt, dem in den Medien lange Zeit nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie den aufgeführten Konflikten gewidmet wurde, fand in der Zentralafrikanischen Republik statt. Dort starben bei Kämpfen zwischen religiösen Gruppen mehr als 5000 Menschen, zudem gab es Folterungen, Entführungen und Vergewaltigungen.
  • Der Bürgerkrieg im Südsudan zwischen Regierungstruppen und Oppositionellen hat Zehntausende zivile Todesopfer gefordert. Beide Seiten haben laut der Menschenrechtsorganisation Kriegsverbrechen begangen, etwa zwei Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen.
  • In Somalia bekämpfen sich die islamistische Al-Shabaab-Miliz und das Militär seit Jahren. Bis zu 100.000 Menschen sollen dem Konflikt bisher zum Opfer gefallen sein. Hinzu kommt eine weit verbreitete sexuelle Gewalt.
  • Ein Beispiel für gemeinsame Verbrechen von Polizei und Behörden ist das Vorgehen von Sicherheitskräften und Regierung in Mexiko. Bei der Entführung und Ermordung von Kritikern der Regierung  arbeiten Sicherheitskräfte teilweise auch mit kriminellen Banden und Drogenkartellen zusammen. Beispiel hierfür ist das mehrfache Entführen von Studenten und deren spurloses Verschwinden.

Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes

Das Auswärtige Amt ist als oberste Bundesbehörde zuständig für die deutsche Außen- und Europapolitik. Auf ihrer Webseite warnt die Behörde vor einer weiterhin bestehenden Gefahr terroristischer Anschläge und Entführungen in bestimmten Regionen. Spricht das Auswärtige Amt eine Reisewarnung aus, so besteht eine akute Gefahr bei Reisen in dieses Land bzw. in die Region. Für folgende Länder werden derzeit Reisewarnungen, Teilreisewarnungen und/oder spezielle Reise- und Sicherheitshinweise formuliert:

Irak, Pakistan, Niger, Syrien, Jemen, Demokratische Republik Kongo, Nigeria, Mali, Ägypten, Kamerun, Japan, Ukraine, Tschad, Palästinensische Gebiete, Algerien, Burkina Faso, Afghanistan, Libyen, Mauretanien, Georgien, Somalia, Südsudan, Libanon, Eritrea, Zentralafrikanische Republik

Bei den Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes werden für die betroffenen Regionen bzw. Länder teilweise Abstufungen hinsichtlich der Gefahr vorgenommen. Eine vollständigere Übersicht von Ländern auf allen Kontinenten, für die Reisewarnungen oder andere Einschränkungen gelten, gibt dieser aktuelle Überblick auf krisengebiete.net. Für die jeweiligen Länder bzw. Kontinente werden die Hauptbedrohungen für Reisende und Personen vor Ort beschrieben, zudem wird eine geografische Einordnung der Konflikte und Bedrohungen innerhalb des Landes bzw. der Region vorgenommen.

Die Zivilbevölkerung leidet wie immer am meisten unter den Kriegen und Konflikten.

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Ausblick für 2015 – Fortbestehen vieler Konflikte sowie Zunahme der Gewalt

Die Zivilbevölkerung leidet immer am meisten unter den Kriegen und Konflikten. Der Ausblick auf das laufende Jahr ist dabei alles andere als positiv. Es wird erwartet, dass mehr Menschen unter quasi-staatlichen Herrschaftsstrukturen von Terrorgruppen leben müssen. In den Ländern Europas bereiten der Krieg in der Ukraine sowie die Wiederkehr alter Denkmuster, die eigentlich überwunden schienen, in den Bevölkerungen große Sorgen. In der westlichen Welt werden Regierungen und Geheimdienste weiter den „Krieg gegen den Terror“ als Vorwand nutzen, um die eigenen Bevölkerungen verstärkt auszuspionieren und die Freiheitsrechte zunehmend einzuschränken.

Die Reaktion der internationalen Staatengemeinschaft auf die Flüchtlingsproblematik wird von Menschenrechtsorganisationen und Beobachtern kritisiert. Die Krisenstaaten sowie deren Nachbarstaaten benötigen deutlich mehr Unterstützung bei der Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge. Die Europäische Union (EU) müsse laut dem Bericht von Amnesty ebenfalls mehr Aufnahmeplätze bereitstellen. Des Weiteren habe der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen als Instrument zur Schaffung von dauerhaftem Frieden in Syrien, im Irak, in Gaza, Israel und der Ukraine versagt, wie in diesem Artikel auf ZEIT ONLINE publiziert. Die EU würde die Augen von den zunehmenden Flüchtlingsströmen verschließen und seit Jahren nicht angemessen auf dieses humanitäre Problem reagieren.

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