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Raffael - Gigant der Renaissancemalerei

Raffael wurde von seinen Zeitgenossen als "Gott der Kunst" verehrt und auch heute gilt der Maler noch als einer der ganz Großen. Experten zählen ihn zu den wichtigsten Vertretern der italienischen Hochrenaissance. Doch vielen Laien ist Raffael ebenfalls ein Begriff – immerhin hat er der Nachwelt so berühmte Werke wie die Sixtinische Madonna hinterlassen. Vor 500 Jahren starb der Künstler, der trotz seiner kurzen Schaffenszeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
DAL. 06.04.2020

Raffael bildet mit Leonardo da Vinci und Michelangelo das große Dreigestirn der Renaissance.

Historisch

Schon zu Lebzeiten war er vielen nur unter seinem Vornamen bekannt und noch heute kennen die wenigsten seinen Nachnamen: Raffael. Dieser Name steht für einen der größten Künstler aller Zeiten, der die europäische Malerei nachhaltig geprägt hat. In nur 37 produktiven Lebensjahren wurde er ein wichtiger Teil der Malerei in der italienischen Hochrenaissance – gemeinsam mit Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti bildet er das sogenannte Dreigestirn dieser bedeutenden Epoche der Kunstgeschichte.

Wahrscheinliches Selbstportät als Teenager

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Als Waise nach Perugia

Doch auch ein so Großer wie Raffael fing klein an. 1483 als Raffaello Sanzio da Urbino geboren, kam der spätere Superstar der Hochrenaissance schon früh mit Pinsel und Leinwand in Berührung. Denn sein Vater war Goldschmied und Maler am Hof des Herzogs von Urbino. Von ihm lernte Raffael erste Grundlagen der Maltechnik, doch für eine vollständige Malereiausbildung reichte die Zeit nicht: Der Vater starb, als Raffael erst elf Jahre alt war. Drei Jahre zuvor war bereits seine Mutter verstorben.

Kurz nachdem er zum Waisen geworden war, ging Raffael nach Perugia. Dort wurde er Schüler von Perugino, dem wichtigsten Meister der sogenannten Umbrischen Schule. Unter der Leitung Peruginos eignete sich Raffael das Künstlerhandwerk an und bewies schon früh Talent. Schnell gelang es ihm, Gemälde im Stil seines Lehrers anzufertigen, die von den Originalen nur schwer zu unterscheiden waren.

Ein Auftrag vom Papst

Spätestens im Alter von 17 Jahren war Raffaels Begabung nicht mehr zu übersehen: Er begann erste Auftragsarbeiten wie Porträts, religiöse Andachts- und Altarbilder und vor allem Madonnen zu malen. Für seine harmonischen und ausgewogenen Marienbildnisse wurde der Maler später berühmt – ein Leben lang malte er sie in unzähligen Varianten auf Holz, Leinwand oder Gips.

Um 1504 verließ Raffael Perugia, um sich von seinem Lehrer zu lösen und sich an Leonardo da Vinci und Michelangelo zu schulen. Vier Jahre später war sogar schon der Papst auf ihn aufmerksam geworden: Julius II. rief Raffael nach Rom, um sich an der Ausmalung der päpstlichen Gemächer zu beteiligen – es war der bis dato wichtigste Auftrag des Künstlers. Während Michelangelo die Decke der Sixtinischen Kapelle bemalte, bekam Raffael die Verantwortung für die Ausstattung ganzer Wohnräume im Apostolischen Palast übertragen. Heute sind diese Zimmer als Stanzen des Raffael bekannt.

Die Stanza della Segnatura ist der wohl berühmteste der vier Säle, die Raffel und seine Mitstreiter von 1508 bis 1524 austatteten.

Seine berühmteste Madonna

Um 1512 entstand das wohl bekannteste Werk des Künstlers: die Sixtinische Madonna. Raffael erschuf das Marienbildnis im Auftrag des Papstes für den Hochaltar der Klosterkirche San Sisto in Piacenza. Zumindest einen Ausschnitt daraus, die beiden kleinen Engel, kennt heute fast jeder – zieren sie doch gerade um Weihnachten herum immer wieder Postkarten und andere Alltagsgegenstände.

Raffael hatte sich in Rom schnell einen Namen gemacht. Als der große Michelangelo der "ewigen Stadt" 1516 den Rücken kehrte und nach Florenz ging, kam ihm endgültig die unangefochtene Führungsrolle unter den Malern Roms zu. In dieser Zeit entstanden viele weitere Meisterwerke wie die berühmten Entwürfe der Tapisserien für die Sixtinische Kapelle.

Die "Sixtinische Madonna" wird seit Mitte des 18. Jhs. in Dresden ausgestellt. Das Gemälde in seiner Gesamtheit ist vielen Menschen weniger geläufig als die beiden Puttenfiguren am unteren Bildrand.

Raffael - Google Art Project / Gemeinfrrei

"Lebendige Dinge"

Was aber war das Besondere an Raffaels Stil? Der Maler beherrschte die typischen Techniken der Hochrenaissance-Kunst in Perfektion. Damals ging es den Künstlern nicht mehr nur darum – wie noch im 15. Jahrhundert üblich – die Realität möglichst authentisch wiederzugeben. Stattdessen orientierten sie sich vermehrt an Vorbildern der Antike und idealisierten ihre Darstellungen stärker in Form, Farbe und Komposition.

Raffael verwendete die für die Renaissance charakteristischen Stilmittel und war überzeugt: Lediglich die Kunst sei imstande, die in der Natur nur unvollkommen zu findende Schönheit durch die 'certa idea' des Künstlers vollkommen zu verwirklichen. Dabei zeigte sich in seinen Werken eine ganz eigene individuelle Handschrift. Allen voran zeichneten sich seine Gemälde durch eine besondere Bildkomposition und eine Lebendigkeit aus, die Zeitgenossen faszinierte:

"In Wahrheit ist es so, dass man die anderen Malereien Malereien nennen darf, jene Raffaels aber lebendige Dinge, weil das Fleisch bebt, man den Geist sieht, die Sinne seiner Figuren pulsieren und lebendiges Leben sich in ihnen zu erkennen gibt", schrieb etwa Georgio Vasari, Biograf Raffaels und selbst Hofmaler der Medici.

Raffael soll einigen seiner Madonnen das Antlitz der Bäckerstochter Margherita Luti (l.) gegeben haben, so auch der 1513-14 entstandenen Madonna della seggiola (r.).

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Unvergessen – auch nach 500 Jahren

Obwohl Raffael vor allem für seine Gemälde berühmt wurde, betätigte er sich auch als Zeichner, Druckgrafiker und sogar Architekt. Seine Weggefährten lernten ihn als einen liebenswürdigen Mann mit angenehmen Umgangsformen kennen. Eine besondere Beziehung soll der Maler zu Margherita Luti gehabt haben. Sie war sein bevorzugtes Modell und wahrscheinlich seine Geliebte.

Im Alter von nur 37 Jahren verstarb der Künstler – bis heute ist unklar, woran genau. War es eine Geschlechtskrankheit oder doch ein schlimmes Fieber, dass den produktiven Maler viel zu früh ins Jenseits beförderte? Klar ist nur: Auch 500 Jahre nach seinem Tod bleibt Raffael unvergessen. Anlässlich seines Todestages wurden auf der ganzen Welt Ausstellungen zu Ehren Raffaels geplant, natürlich auch in Rom.

"Seine wunderbaren Werke weisen über das Irdische hinaus", sagte der Leiter der Uffizien in Florenz, Eike Schmidt, dem Evangelischen Pressedienst. Darum hätten sie eine "gewaltige Bedeutung" auch für die heutige Zeit.

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