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420. Geburtstag - René Descartes: Der methodische Zweifler

Der Satz "Ich denke, also bin ich" hat ihn berühmt gemacht: René Descartes war Mathematiker, Physiker und vor allem Philosoph. Seine ganz dem rationalen Denken verschriebenen Schriften machten ihn bei den Kirchenvätern des 17. Jahrhunderts unbeliebt – und zum Begründer einer neuen Philosophie. Heute wäre Descartes 420 Jahre alt geworden.
DAL, 30.03.2016

René Descartes (1648)

Gemeinfrei

Mit dem Zweifel fängt bei René Descartes alles an. Könnte nicht alles in der Welt bloß ein Traum sein? Was können wir überhaupt sicher wissen? Skeptisch sein und nichts per se für wahr halten – das ist der Ansatz, mit dem Descartes im 17. Jahrhundert den Grundstein für die erkenntnistheoretischen Diskussionen der Aufklärung legt. Noch heute gilt er deshalb als Begründer der modernen Philosophie.

Über jeden Zweifel erhaben ist für den denkenden Pionier lediglich eins: die Existenz des eigenen Ichs. Denn selbst, wenn wir tatsächlich nur träumen, bleibt etwas zurück, das sich nicht bestreiten lässt. Wenn wir denken können, dass wir träumen, dann denken wir, so Descartes Argument. Egal, ob der Traum Wirklichkeit ist oder nicht. Diese Logik bringt sein wohl berühmtester Satz auf den Punkt: "Cogito ergo sum." "Ich denke also bin ich."

Viel gereister Adeliger

Wissenschaftliches Denken gehört für Descartes seit Kindheitstagen an zum Alltag. Geboren am 31. März 1596 in der französischen Stadt La Haye ist er als drittes Kind einer Adelsfamilie Teil der gehobenen Gesellschaftsschicht – und genießt eine dementsprechende Ausbildung. An der Jesuitenschule von La Fléche studiert der junge Descartes unter anderem die mathematischen Werke von Archimedes.

Nach der Schule nimmt Descartes ein Studium der Rechtswissenschaft auf und legt 1616 sein juristisches Examen ab. Anstatt jedoch eine juristische Karriere einzuschlagen, absolviert er an einer Pariser Akademie für junge Adelige einen Kurs in Fechten, Reiten, Tanzen und gutem Benehmen. Kurz darauf begibt er sich unter dem Feldherrn Moritz von Nassau im niederländischen Breda in den Kriegsdienst. Dort trifft er auf den sechs Jahre älteren Arzt und Naturforscher Isaac Beeckman, der ihn für die Physik begeistert. Ihm widmet Descartes sein erstes naturwissenschaftliches Werk.
Später nimmt Descartes an den ersten Kämpfen des Dreißigjährigen Krieges teil. Dazwischen und danach bereist er Europa. In Prag besichtigt er die Arbeitsstätte des Astronomen Tycho Brahe, in Regensburg die von Johannes Kepler. Er beginnt, sich nun auch selbst intensiv mit Physik, Mathematik und Philosophie zu beschäftigen.

Mathematik als Ideal

Descartes veröffentlicht etliche naturwissenschaftliche Schriften und widmet sich darin vor allem der Geometrie und der Physik. Darüber hinaus beschäftigt er sich aber auch mit biologischen Phänomenen – zum Beispiel dem menschlichen Blutkreislauf oder der Reizweiterleitung im Körper.

Das Interesse für Naturwissenschaften und Mathematik prägt auch Descartes philosophisches Denken. In seinem Hauptwerk "Discours de la méthode" aus dem Jahr 1637 sucht er nach einer Methode, mit der man alles Wissen systematisch zusammenfassen kann. Für die Suche nach dem Erkenntnisgewinn formuliert er strenge Regeln – ähnlich den Verfahren und Arbeitsmethoden in der Mathematik.

Mit Ausnahme der Mathematik, konkurrieren Descartes zufolge in allen Wissenschaften nämlich zahlreiche Theorien – ohne dass ihr rivalisierender Geltungsanspruch entschieden werden könne. Mit seinem Vorgehen versucht er, dieser Situation ein Ende zu bereiten und einen Neuanfang des Denkens einzuläuten.

Denken mit Verstand

Alles Wissen ist für Descartes zunächst ein Vorurteil. Regel Nummer eins seiner Methode lautet deshalb: Akzeptiere nur als wahr, was ohne Zweifel gewiss ist. Insbesondere der Tradition gegenüber solle die Haltung der Skepsis eingenommen werden.

Regel Nummer zwei und drei beziehen sich auf das Lösen komplexer Probleme. Hier gilt: Jedes Problem lässt sich in einfache Fragen unterteilen, die mit Gewissheit entschieden werden können. Aus den Antworten dieser Einzelfragen kann man nun der Reihe nach das Wissen für die Beantwortung der Ausgangsfrage aufbauen. Regel Nummer vier heißt: Überprüfe stets, ob deine Untersuchung vollständig ist.

Descartes glaubt, dass alle Menschen mit dieser Methode zu den gleichen Urteilen kommen müssten, wenn ihnen die gleichen Informationen zur Verfügung stehen. Jeder Mensch ist für ihn vernunftbegabt und das Vermögen des menschlichen Verstandes bei allen gleich.

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