wissen.de Artikel
Scrum Master: Warum dieses Tätigkeitsfeld mehr und mehr an Bedeutung gewinnt
Scrum: Projektmanagement im Namen der Selbstorganisation
Scrum gibt einen Prozessrahmen für das Projekt- und Produktmanagement in Teams und Abteilungen vor. Dieser unterscheidet sich deutlich von klassischen Arten des Projektmanagements und schafft damit eine produktivere Arbeitsumgebung.
Zu den wichtigsten Elementen von Scrum gehören:
- Selbstorganisation: Die einzelnen Mitarbeiter entscheiden selbst, wie ihre Arbeitsprozesse im Einzelnen aussehen.
- Eigenverantwortung: Das Team trägt als Ganzes Verantwortung dafür, dass das gewünschte Auftragsvolumen abgearbeitet wird.
Die Organisation läuft dabei folgendermaßen ab:
- Es werden gleichbleibende Zeiträume definiert (Sprints)
- Das gewünschte Ergebnis wird definiert (Definition of Done)
- Im sogenannten Product Backlog sind die Aufgaben und ihre Reihenfolge definiert
Zu Beginn eines Sprints erstellt das Team einen gemeinsamen Plan (Sprint Planning) und definiert zudem die einzelnen Verantwortlichkeiten. Zudem gibt es einen regelmäßigen (täglichen oder zweitäglichen) Austausch (Daily Scrum), um die Aufgabenverteilung zu aktualisieren.
Nach einem Sprint nimmt das Team mit dem Teamleiter die Ergebnisse unter die Lupe (Sprint Review) und verbessert die eigenen Prozesse für die Zukunft (Sprint Retrospective).
Die Teamleitung mischt sich in die tagesaktuelle Aufgabenerfüllung nicht ein und schreibt zudem nicht vor, wie die einzelnen Mitarbeiter an Aufgaben herangehen sollen.
Vorteile des Scrum-Konzepts
Die Scrum-Methode bringt einige unschätzbare Vorteile mit sich. Dazu gehören:
- Klarheit der Verantwortung: Das Team hat sich für einen Sprint ein bestimmtes Arbeitspensum vorgenommen. Sie haben die Rollen nach den jeweiligen Stärken klar verteilt und können auch auf die täglichen Anforderungen einzelner Teammitglieder perfekt eingehen. Jeder fühlt sich für das Ergebnis mitverantwortlich und gibt aus sich selbst heraus das Beste, um dieses zu erreichen.
- Einbringen eigener Stärken: Durch die Tatsache, dass jedes Teammitglied seine Arbeitsprozesse selbst gestalten kann, bringen die Mitarbeiter fast schon automatisch ihre persönlichen Stärken mit ein. Dies wiederum ist ein starker Motivator. Darüber hinaus dürfen Mitarbeiter mit bestimmten Vorgehensweisen experimentieren.
- Entlastung der Teamleitung: Die Teamleitung wird deutlich entlastet und hat Kapazitäten für wirkliche Führungsaufgaben. Dabei geht es zum einen um langfristige Zielvorgaben sowie Feedback. Darüber hinaus unterstützt die Teamleitung das Team genau in den Bereichen, die es benötigt. Sie erklärt bei größeren Veränderungen stets den größeren Kontext und beseitigt so grobe Informationsasymmetrien.
Darum benötigen Unternehmen Scrum Master
Wenn Unternehmen sich dazu entschließen, Abteilungen künftig nach der Scrum-Methode zu organisieren, ist dies gerade zu Beginn schwierig. Sowohl wie Teamleitung als auch die einzelnen Team-Mitglieder müssen sich an die neue Situation gewöhnen.
Herausforderungen für Teamleitung
- Heraushalten aus der Arbeitsorganisation
- Eine neue Fehlerkultur akzeptieren
- Aufkommende Probleme werden ans Team zur Lösung adressiert
- Keine disziplinarische Führung der Mitarbeiter mehr
- Feedback und Hilfestellung werden häufig über Fragen formuliert
Herausforderungen für Teammitglieder
- Deutlich mehr Verantwortung übernehmen
- Verantwortliches Handeln innerhalb der Gruppe
- Offene Kommunikation bei Problemen innerhalb des Teams
- Fertigkeiten erweitern, um im Bedarfsfall Kollegen ersetzen zu können
Genau hier kommen Scrum Master ins Spiel. Sie verfügen selbst über keinerlei disziplinarische Macht im Unternehmen, sondern fungieren unterstützend.
Scrum Master sind also die wichtigsten Beobachter und Kommunikatoren in einem Team. Sie kennen die verschiedenen Perspektiven der einzelnen Personen und versuchen, wichtige Dinge so anzusprechen und zu moderieren, so dass sie von der Gruppe selbst gelöst werden.
Wer entsprechende Kompetenzen aufbaut, wird künftig als Scrum Master oder Experte für Agile Management sehr gute Jobperspektiven haben. Eine entsprechende Weiterbildung kann sich zudem auch für Fachleute lohnen, die später entsprechende Aufgaben in ihrem Betrieb übernehmen möchten. Passende Lehrgänge enden mit einer Zertifizierung, die die wertvolle Zusatzqualifikation unterstreicht.
Tätigkeiten eines Scrum Masters
Zu Beginn der Tätigkeit liegt der Fokus auf vor allem auf der Lehre in Bezug auf Scrum-Methoden. In Trainingseinheiten wird ein Grundverständnis für Scrum geschaffen und darüber hinaus gehen Scrum Master auch auf Fragen einzelner Teammitglieder zum Scrum-Prozess ein.
Im späteren Verlauf haben Scrum Master jedoch noch viele weitere Aufgaben:
- Mentoring: In 1:1-Situationen begleitet der Scrum Master einzelne Teammitglieder und verfolgt deren Arbeit. Im Normalfall kennen sie sich dabei mit dem Arbeitsfeld ebenfalls aus und können dabei auch echte Hilfestellung während der Arbeitsprozesse geben. Dabei geht es stets darum, die einzelnen Personen dazu zu bringen, ihre Probleme selbst zu lösen.
- Coaching: Hierbei geht es vollständig um die jeweilige Person und nicht um die Aufgabe selbst. Durch Vorgehensweisen wie aktives Zuhören sollten die Teammitglieder angehalten werden, ihr eigenes Denken, Handeln und Fühlen zu reflektieren, um daraus Fortschritte für sich selbst zu ziehen. Coachings sind auch oft beim Übergang wichtig, weil viele Mitarbeiter mit der zusätzlichen Eigenverantwortung fremdeln: Entsprechende Kompetenzen werden im Studium und vielen Betrieben nur sehr begrenzt vermittelt. Hier geht es also häufig auch innerhalb des Teams darum, Methoden der Entscheidungsfindung zu etablieren.
- Mediation bei Konflikten: Hier wird die Entwicklung des Teams als Ganzes gefördert. Durch Beobachtung erkennen Scrum Master die verschiedenen Ansichten zu wichtigen Themen und die Differenzen innerhalb des Teams. Bei der Mediation stellen Scrum Master sicher, dass all dies offen ausgesprochen wird.
Weitere Aufgaben im Kurzüberblick:
- Förderung von Gruppenarbeit
- Hilfe bei der Gestaltung von Meetings
- Beratung in Bezug auf Organisationsdesign
Scrum von Agilität: Im Zuge der Digitalisierung immer wichtiger
Scrum hat längst über die Branche der Software-Entwicklung hinaus große Bekanntheit erlangt. Im Zuge der Digitalisierung und der Vernetzung vieler Disziplinen in einem Unternehmen lässt sich immer mehr die Notwendigkeit moderner Organisationsformen erkennen. Richtig umgesetzt, können Agilität und Scrum dabei helfen, die Produktivität innerhalb von Abteilungen deutlich zu erhöhen. Darüber hinaus wird zudem eine neue Vertrauenskultur etabliert, die Mitarbeiter motiviert und dazu anhält, durch Experimentieren neue Arbeitsprozesse und Ideen zu entwickeln, die großes Potenzial entfalten können.