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US-Wahlkampf: Wer ist Kamala Harris?

Die US-Vizepräsidentin Kamala Harris will Donald Trump im November besiegen – sie ist die neue Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten. Wird sie gewählt, könnte sie zur ersten Frau an der Spitze der USA werden. Doch wer genau ist die Politikerin, die bisher als Vizepräsidentin im Schatten von Joe Biden stand? Welche politischen Ansichten vertritt Kamala Harris? Wie ist sie privat? Und hat sie wirklich eine Chance gegen Trump?
AMA, 07.08.2024
Kamela Hariis vor Hintergund mtt US-Flagge und Weißem Haus

© kmingww und franckreporter, beide iStock

Nachdem US-Präsident Joe Biden nun doch auf eine erneute Kandidatur verzichtet hat, geht die bisherige Vizepräsidentin Kamala Harris für die Demokraten ins Rennen. Gelingt es ihr tatsächlich, ihren republikanischen Kontrahenten Donald Trump im Präsidentschaftswahlkampf zu bezwingen, wäre sie nicht nur die erste Frau in diesem Amt, sondern auch der erste asiatisch-stämmige Mensch und die zweite schwarze Person. Doch wer genau ist Kamala Harris?

Eine Kindheit zwischen Demos und Indien

Kamala Harris kam am 20. Oktober 1964 in Oakland, Kalifornien, als Kind zweier hochgebildeter Einwanderer zur Welt. Ihre Mutter Shyamala Gopalan Harris war im Alter von 19 Jahren aus Indien in die USA gezogen, um dort Medizin zu studieren und ein Heilmittel für Brustkrebs zu finden. Ihr jamaikanischer Vater wiederum hat in den USA Wirtschaft studiert. Beide Eltern waren auch in der US-Bürgerrechtsbewegung aktiv und nahmen Kamala und ihre Schwester Maya noch im Kinderwagen mit zu Demonstrationen. Als 13-Jährige führte Kamala sogar bereits ihre erste eigene Demo an: Sie kämpfte erfolgreich dafür, dass die Kinder auf dem Rasen vor ihrem Wohnhaus spielen durften. 

Nach der Scheidung ihrer Eltern lebte Kamala, deren Name auf Sanskrit übrigens „Lotus“ bedeutet, bei ihrer Mutter. Diese legte großen Wert darauf, ihren Töchtern deren indisches Erbe näherzubringen. Sie nahm sie mit in den Hindu-Tempel und besuchte mit ihnen jedes zweite Jahr Verwandte in Indien. „Sie erzog uns zu stolzen starken schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein“, sagte Harris vor wenigen Jahren in einer Rede über ihre 2009 an Brustkrebs verstorbene Mutter.

Eine starke Frau

Außerdem ermutigte ihre Mutter Harris dazu, ihren Träumen zu folgen, egal wie viele Hindernisse ihr den Weg versperren mögen: „Meine Mutter sah mich an und sagte: ‚Kamala, du magst die Erste sein, die viele Dinge tut, aber sieh zu, dass du nicht die Letzte bist.‘“ Davon angetrieben, studierte Harris Politik, Jura und Wirtschaft an der Howard University und an der University of California – zwei Eliteuniversitäten. Danach machte sie Karriere als Staatsanwältin: zunächst als erste weibliche Bezirksstaatsanwältin von San Francisco, dann als erste schwarze Generalstaatsanwältin von Kalifornien.

2017 startete Kamala Harris dann auch politisch durch und zog für Kalifornien in den US-Senat ein. Anfang 2021 folgte das Amt der US-Vizepräsidentin unter Joe Biden, das sie als erste Frau sowie als erste schwarze und asiatisch-stämmige Person übernahm. Ihre Chance, darin zu glänzen, nutzte Harris jedoch kaum. Beziehungsweise wurde es ihr dadurch erschwert, dass Biden ihr nur selten eine entsprechende Bühne ließ und dass Vizepräsidenten in den USA primär als Vertreter des Präsidenten dienen und nur wenig Möglichkeiten zur eigenen politischen Profilierung haben.

Biden übertrug Kamala Harris stattdessen eine der undankbarsten Aufgaben überhaupt: Sie sollte die unkontrollierte Zuwanderung von Mexiko in die USA in den Griff kriegen. Da ihr dabei jedoch Fehler unterliefen und sie die Brisanz des Themas zu unterschätzen schien, wird sie von den Republikanern bis heute für die illegale Einwanderung von Millionen Menschen verantwortlich gemacht.

Wie stehen ihre Chancen?

Nichtsdestotrotz hat Kamala Harris nun das Ziel, sich im Wahlkampf gegen Donald Trump durchzusetzen und Anfang November zur ersten US-Präsidentin der Geschichte zu werden. Nachdem US-Präsident Biden wegen seines hohen Alters und zunehmender Gebrechlichkeit und sprachlicher Aussetzer in den Umfragen immer weiter hinter Trump zurückfiel, zogen die Demokraten die Notbremse: Unter dem Druck seiner Partei und der schlechten Umfragen verzichtete Biden auf die Kandidatur und empfahl Kamala Harris als seine Nachfolgerin. Sie wurde dann auch von der demokratischen Partei offiziell nominiert.

Ihre Chancen stehen dabei sogar recht gut. In Umfragen liefern sich Harris und Trump derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem die 59-Jährige oft um wenige Prozentpunkte vorn liegt.  In einer aktuellen Reuters/Ipsos-Erhebung sprachen sich zum Beispiel 43 Prozent der Befragten für Harris aus und 42 Prozent für Trump. Die restlichen Prozente entfielen auf unabhängige Kandidaten. Eine Umfrage von RMG Research brachte Harris sogar 47 Prozent Zustimmung im Vergleich zu 42 Prozent für Trump.

Im Fokus: Frauenrechte und Kampf gegen die Kriminalität

Doch wie würde Harris ihr Amt gestalten, sollte sie tatsächlich gewinnen? Innenpolitisch liegen ihr vor allem Frauenrechte und das Recht auf Selbstbestimmung am Herzen. Das macht sie zum Gegner der strengen Abtreibungsverbote, die seit einem Grundsatzurteil des obersten Gerichtshof in einigen Bundesstaaten möglich wurden. Darüber hinaus setzt sich die Demokratin auch für ein schärferes Waffenrecht ein und ist gegen die Todesstrafe. Ein Erbe aus ihrer Zeit als Staatsanwältin ist außerdem ihr hartes Vorgehen gegen Kriminalität.

Außenpolitisch ist Kamala Harris dagegen noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, da Joe Biden ihr in dieser Hinsicht nur wenige wichtige Auftritte überlassen hat. Doch bei ihrer Teilnahme an der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2024 bekannte sie sich – in Abgrenzung zum eher isolationistisch veranlagten Republikaner Trump – zur NATO und zu internationaler Zusammenarbeit.

Kamala privat

Privat ist Kamala Harris mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff verheiratet. Die beiden lernten sich 2013 bei einem von einer gemeinsamen Freundin eingefädelten Blind Date kennen und heirateten nur ein Jahr später. Gemeinsame Kinder hat das Paar keine, doch Emhoff brachte zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe in die Beziehung mit: Cole und Ella. Sie nennen ihre Stiefmutter „Momala“ – eine Mischung aus Kamala und Mom. Emhoff ist der erste „Second Gentleman“ in der Geschichte der USA und würde durch einen Sieg von Harris sogar zum ersten „First Gentleman“ aufsteigen – das Äquivalent zur „First Lady“.

Charakterlich gilt Kamala Harris als warmherzig und familienfreundlich, aber auch als ambitioniert und fordernd. Sie hat außerdem ein besonderes Hobby: Die Vizepräsidentin liebt Sneaker, am meisten die ikonischen Converse-Chucks. Sie trägt sie immer, wenn der Anlass es erlaubt.

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