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Auswege aus der Schuldenfalle

Manchmal beginnt es mit einem kostspieligen Urlaub oder der Anschaffung eines größeren Autos, oft ist eine langwierige Krankheit Grund dafür oder Arbeitslosigkeit, häufig sind es aber auch die Folgen einer Scheidung: man hat sich übernommen und wird sie einfach nicht mehr los - die Schulden.

Michael Fischer

Wie kann ein Kassensturz helfen, die Schulden zu reduzieren?

Um seine Finanzen bzw. die Schulden in den Griff zu bekommen, sollte man als Erstes seine finanzielle Situation genau analysieren. Ein Kassensturz kann helfen, das Verhältnis von Einkommen und Ausgaben bzw. Belastungen durch laufende Kredite zu bestimmen und mögliche Einsparpotenziale aufzudecken. Dem monatlichen Nettoeinkommen sollten folgende monatliche Kosten gegenübergestellt werden:

  • Miete
  • Nebenkosten (Strom,Heizung, Müllabfuhr etc.)
  • Lebensmittel
  • Telefon/Handy
  • Fernseh- und Rundfunkgebühren/Pay-TV
  • Kleidung
  • Versicherungen
  • Beiträge für laufende Kredite/Tilgungsraten
  • Sonstiges

Können die Ausgaben soweit reduziert werden, dass die Kreditraten weiter zu bezahlen sind, erübrigen sich weitere Maßnahmen.

Was ist eine Überschuldung?

Wenn dagegen der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, so bedeutet das: Überschuldung. In diesem Fall bietet es sich an, mit Banken und Gläubigern zunächst über eine Zahlungsvereinbarung zu sprechen. Folgende Kompromisslösungen sind eventuell möglich: vorübergehende Ratenreduzierung, Zinsstop, eine Stundungsvereinbarung oder ein Verzicht auf Forderungen bei der Zahlung einer einmaligen Summe. Auch die Umschuldung in einen anderen Kredit kann als vorläufige Lösung in Frage kommen - natürlich gegen entsprechende Kreditsicherheit oder Bürgschaft.

Wann bietet sich eine Schuldnerberatung an?

Bei andauernd hohen Schulden sollte unbedingt eine fachliche Beratung in Anspruch genommen werden. Diese leisten z. B. öffentliche Schuldnerberatungsstellen. Nach dem Bundessozialhilfegesetz besteht ein Rechtsanspruch auf eine kostenlose Schuldnerberatung. Zwar gibt es in Deutschland derzeit rund 11.000 Schuldnerberatungsstellen, doch aufgrund der großen Nachfrage müssen Schuldner nicht selten mehrere Monate auf den ersten Beratungstermin warten. Ein Schuldnerberater hilft nicht nur dabei, zusätzliche Einnahmequellen und Einsparpotenziale aufzudecken, sondern kann auch bei Überschuldung die Vermittlungsgespräche mit den Banken oder Gläubigern übernehmen und nicht zuletzt dem Schuldner bei der Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens helfen.

Was ist eine Privatinsolvenz?

Während es bis Mitte der Neunziger Jahre ausschließlich Unternehmen vorbehalten war, eine Insolvenz und eine damit verbundene Schuldbefreiung zu beantragen, gilt dies mittlerweile auch für private Schuldner. Ein Verbraucherinsolvenzverfahren muss beim zuständigen Amtsgericht gestellt werden. Nach Prüfung der Sachlage kann ein Insolvenverfahren eingeleitet werden, das eine Einigung mit den Gläubigern zum Ziel hat. Per Gerichtsbeschluss können hier auch unwillige Gläubiger zur Zustimmung gezwungen werden. Seit 2001 werden übrigens auch die Verfahrenskosten, die bis dahin der Schuldner sofort zu tragen hatte, gestundet.

Wozu ist die “Wohlverhaltensperiode” notwendig?

Ist die Privatinsolvenz gerichtlich anerkannt, muss sich der Schuldner sechs Jahre lang an einen strikten Schuldenregulierungsplan halten. In dieser Zeit verwaltet und verwertet ein Treuhänder - eine Art Insolvenzverwalter - das pfändbare Einkommen und Vermögen. Der Schuldner erhält einzig einen monatlichen Freibetrag. Hält er sich sechs Jahre lang diszipliniert an die Vorgaben und verheimlicht keine zusätzlichen Einkünfte, dann bekommt er vom Gericht den Rest seiner Schulden erlassen. Wer Jahre später erneut in den Überschuldungsstrudel gerät, für den sind die Aussichten allerdings weniger gut: ein Privatinsolvenzverfahren kann man nur ein einziges Mal beantragen.

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