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Olympische Winterspiele in Peking

Am 04. Januar 2022 begannen in Peking die Olympischen Winterspiele. Bis zum 20. Februar werden sich in der chinesischen Hauptstadt Sportler und Sportlerinnen aus aller Welt in verschiedensten Wintersportarten messen. Doch diese Olympischen Spiele haben einen bitteren Beigeschmack: Sie werden von Umweltsünden, Menschenrechtsverletzungen und der Corona-Pandemie überschattet.
JFR, 04.02.2022

Die Eröffnungs- und Schlussfeiern der XXIV. Olympischen Winterspiele finden im Nationalstadion in Peking statt.

GettyImages, bingdian

Die Olympischen Winterspiele werden alle vier Jahre ausgetragen und fanden zuletzt 2018 in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang statt. Die sieben Sportarten Biathlon, Bobsport, Curling, Eishockey, Eislauf, Rennrodeln und Skisport bilden dabei das Herz des Wintersports. In diesen Sportarten werden sich Teilnehmende aus 91 Ländern messen, wobei Sportler aus Haiti und Saudi-Arabien zum ersten Mal dabei sind.

Der Großteil der Sportarten wird dabei in den Stadien von Peking selbst ausgetragen, während die Wettbewerbe im Bob und Rennrodeln in einer eigens dafür erbauten Bahn etwa 70 Kilometer nördlich vom Pekinger Stadtzentrum gelegenen Yanqing stattfinden. Die Ski- und Biathlon-Wettkämpfe werden in Zhangjiakou ausgetragen, das knapp 200 Kilometer nordwestlich von Peking an den Ausläufern der Gobi-Wüste liegt.

Die chinesische Bevölkerung kann nur über das Staatsfernsehen an den Olympischen Spielen teilnehmen, denn aufgrund der Pandemie werden für die Allgemeinheit keine Tickets verkauft. Ausländische Touristen dürfen die Spiele ebenfalls nicht besuchen. Nur ausgewählte Menschen mit Einladung dürften den Spielen beiwohnen, wobei unklar ist, welche Zuschauergruppe genau damit gemeint sind.

Shougang Big Air – in der einzigen Schneesport-Wettkampfstätte in Peking werden die Big-Air-Wettbewerbe ausgetragen.

 

N509FZ / CC BY-SA 4.0

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Politischer Boykott der Pekinger Winterspiele

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wählte China als Gastgeberland für die Olympischen Winterspiele 2022. Doch die autoritäre Politik in China steht für viele Kritiker im Konflikt mit der olympischen Idee von Völkerverständigung und friedlichem Miteinander. Im Dezember 2021 kündigten daher viele Staaten, darunter die USA, Australien und Japan, einen politischen Boykott der Winterspiele in Peking an und werden daher keine offiziellen Vertreter des Landes nach China entsenden. Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock und die deutsche Innenministerin Nancy Faeser kündigten an, den Winterspielen in China fernzubleiben.

Den politische Boykott begründen die Regierungen insbesondere mit der Unterdrückung und Zwangs-Internierung der Uiguren. Diese im Nordwesten Chinas lebende Volksgruppe ähnelt in Kultur und Religion eher anderen Kulturen Zentralasiens. Der größte Teil der Bevölkerung ist muslimisch. Die Zentralregierung Chinas versucht durch ein Verbot der Sprache und andere Umerziehungsmaßnahmen, diese eigenständige Kultur zu unterdrücken und an ihre Standards anzugleichen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Einschränkung der Rechte in Hongkong und der repressive Umgang mit den Aktivisten der Hongkonger Proteste von 2019/2020.

Einen "richtigen" Boykott der Olympischen Spiele leiteten die Länder jedoch nicht ein, um die Athleten und Athletinnen, die antreten wollen, nicht zu bestrafen. Doch über 200 Nichtregierungsorganisationen auf der ganzen Welt fordern, dass die Wettkämpfenden die Menschenrechtsverletzungen der Regierung nicht legitimieren sollen. "Wenn die Welt eine solche katastrophale Menschenrechtssituation ignoriert, wird es für die Opfer noch schwieriger, für Gerechtigkeit zu kämpfen", erklärt Renee Xia, Direktorin von Chinese Human Rights Defenders.

Genting Olympic Resort in Zhangjiakou, der Austragungsort Freestyle-Ski- und Snowboard-Wettbewerbe.

GettyImages, Mirko Kuzmanovic

Winterspiele als Klimasünde?

Doch auch die Ausrichtung der Winterspiele in einer trockenen Region wie Peking bekommt viel Kritik. Bei dem Gedanken an olympische Winterspiele stellt man sich klirrende Kälte und viel Schneefall vor, doch damit kann Pekings Klima in keiner Weise dienen. Die Durchschnittstemperaturen in der nordchinesischen Stadt liegen im Februar zwar etwa bei zwei Grad Celsius, doch es fällt so gut wie nie Niederschlag.

Denn nicht weit von Peking beginnt die Wüste Gobi, die der chinesischen Hauptstadt ein regelrechtes Wüstenklima beschert und die Stadt in der Vergangenheit des Öfteren mit Sandstürmen heimsuchte. Um die extreme Trockenheit in Peking zu bekämpfen, werden aus dem Süden Chinas schon in Nicht-Olympiazeiten große Mengen Wasser in Richtung Norden umgeleitet. Der Aufwand für die Wasserbeschaffung und der Energie- und Wasserverbrauch für die Erzeugung des Kunstschnees auf den Skipisten dürfte enorm sein. Zwar beteuert Zhai Lijian, Sprecher der chinesischen Staats- und Parteiführung, dass alle 26 Wettkampfstätten mit grünem Strom betrieben würden, doch überprüfen lässt sich diese Aussage nicht. Experten aus dem Ausland vermuten eher das Gegenteil und bezeichnen die Winterspiele in China als wenig nachhaltig und umweltschädigend.

Für den Bau des neuen nationalen Ski-Alpin-Zentrums und der Bob- und Rodelbahn in Yanqing wurde eine große Fläche im Kerngebiet eines Naturschutzgebietes planiert und bebaut. Große Teile des zuvor dort stehenden Waldes sind dafür gerodet worden. Aber wie kurzlebig solche extra für Olympia gebauten Sportstätten sind, zeigt sich am Beispiel der Winterspiele 2006 in Turin. Die norditalienischen Gemeinden blieben auf hohen Schulden und ungenutzten Sportstätten sitzen. Und die Zerstörung der Natur bleibt dabei ein langfristiges Problem.

 

Omikron geht auch mit an den Start

Trotz der Pandemie und der sich auftürmenden Welle der Omikron-Variante hat die chinesische Regierung an der Veranstaltung der Winterspiele festgehalten. Um die Null-Covid-Politik Chinas nicht zu gefährden, ergriff die Regierung mehrere Maßnahmen. Es wird eine sogenannte Olympia-Blase erschaffen, in der sich Teilnehmende und Helfer frei bewegen dürfen. Jeglicher Kontakt mit der Außenwelt soll jedoch unmöglich gemacht werden, um die chinesische Bevölkerung vor Ansteckungen zu schützen. Jede Person in der Olympia-Blase muss zusätzlich einen täglichen PCR-Test machen.

Bei der Anreise werden alle, die in die Olympia-Blase möchten, auf eine Corona-Infektion getestet. Trotzdem gab es inzwischen schon 287 (Stand 04.02.2022) positive Corona-Tests bei den Einreisenden, darunter auch einige Athleten. Sogar bei 26 Personen, die sich bereits im hermetisch abgeriegelten Olympia-System befanden, stellte man Corona-Infektionen fest. Nur nach zwei negativen,  im Abstand von 24 Stunden durchgeführten PCR-Tests, dürfen die Betroffenen das in solchen Fällen obligatorische Quarantäne-Hotel wieder verlassen. Für manche Teilnehmer könnte das den indirekten Ausschluss von den Olympischen Winterspielen bedeuten.

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