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Aerographit - der leichteste Stoff der Welt
Aerographit - leichter als Aerogele
Was ist schwarz, elektrisch leitfähig, verformbar und doch stabil? Die Antwort: Aerographit, ein in Kiel und Hamburg entwickeltes Hightech-Material. Aerographit hält derzeit den Rekord als leichtester Stoff der Welt – ein Kubikzentimeter wiegt nur 0,2 Milligramm. Das Geheimnis von Aerographit liegt in seiner porösen Struktur, die von winzigen Graphitröhrchen in Form von Tetrapoden gebildet wird.
Bei einem Käse möchte zwar niemand, dass er in erster Linie aus Löchern besteht – bei Werkstoffen für die Industrie kann das aber durchaus erwünscht sein. Festkörper, deren Gehalt an Luft bei mindestens 99,98% liegt, werden als Aerogele bezeichnet; es gibt sie seit den 1930er Jahren. Sie bestehen aus winzigen kristallinen Strukturen und den entsprechenden Zwischenräumen. Deren Größe bewegt sich im Nanobereich – liegt also bei einem Millionstel Millimeter. Man kann Aerogele mit einem Schwamm vergleichen, allerdings mit einem, der sehr fein gewirkt ist und über eine überraschende Stabilität verfügt. Zudem sind Aerogele halbtransparent und erscheinen je nach Hintergrund mattweiß bis milchigblau.
Aerographit: 99,99% Luftanteil
Aerographit ist hingegen pechschwarz, weil es fast vollständig Lichtstrahlen absorbiert. Der von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) entwickelte Stoff bringt es sogar auf einen Luftgehalt von 99,99%, womit er viermal leichter ist als der bisherige Rekordhalter. Doch bei dem Gewicht handelt es sich nur um einen Aspekt. Die komplexe Struktur beschert Aerographit eine ausgesprochen große innere Oberfläche, womit es ideal für die Reinigung von Trinkwasser oder Atemluft ist.
In Li-Ionen-Batterien, die dann mit erheblich weniger Batterieelektrolyt auskämen, könnte das Material zum Umweltschutz beitragen. Doch auch in der Luftfahrt- und Satellitenelektronik wird sich Aerographit ausgesprochen nützlich machen. Auch für leitfähige Kunststoffe gibt es durchaus Anwendungsmöglichkeiten. Mitunter können viele Löcher im Käse eben doch Vorzüge haben.