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Außereuropäischer Kommunismus: Export einer Ideologie

Wie installierte Mao den Kommunismus in China?

Der Führer der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), Mao Zedong (1893–1976), rief nach Beendigung eines seit 1945 andauernden Bürgerkriegs 1949 die Volksrepublik China aus. Die Kommunisten gingen nach der Machtübernahme gegen Andersdenkende mit brutaler Härte vor und besetzten den unabhängigen Staat Tibet. Mitte der 1950er Jahre wurden die Interessengegensätze zwischen China und der das Land bis dahin stützenden Sowjetunion so groß, dass es zum offenen Zerwürfnis kam. 1966 initiierte Mao die so genannte Kulturrevolution, die darauf abzielte, eingefahrene Strukturen und Bürokratien aufzubrechen und den revolutionären Geist zu stärken. Darüber hinaus versuchte er damit aber auch, seine Macht im Land auszubauen, nicht zuletzt mit Hilfe brutaler Gewalt der Roten Garden gegen politische Gegner.

Welchen Kurs schlug China nach Mao ein?

Nach dem Tod Maos stieg ab 1977 nach und nach der 1967 von Mao politisch ausgeschaltete, später rehabilitierte gemäßigte Politiker Deng Xiaoping zum mächtigsten Mann im Staat auf. Er setzte sich vor allem für eine Liberalisierung der Wirtschaft und Verfassungsreformen ein. Allerdings blieb die KPCh weiterhin die alleinige politische Kraft im Staat. Die Studentenbewegung von 1989, die sich gegen die Korruption wandte und mehr Demokratie forderte, wurde auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking durch das Militär mit Gewalt niedergeschlagen – es gab etwa 3000 Tote.

Auch heute noch gehört China zu den Staaten mit den meisten Menschenrechtsverletzungen. Weltweit finden hier die meisten Hinrichtungen statt.

Was war das erste kommunistische Land Asiens?

In Nordkorea entstand unter Kim Il Sung ab 1946 das erste sozialistische Regierungssystem Asiens. Seine Demokratische Volksrepublik Korea wurde bis zu ihrem Zusammenbruch von der Sowjetunion unterstützt, danach von der Volksrepublik China. Die wirtschaftliche Situation des sich rigoros nach außen abschließenden Landes ist schlecht, es gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Von den USA wird Nordkorea nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 neben dem Irak und Iran zu den Staaten gezählt, denen die Unterstützung von Terroristen zuzutrauen sei.

Wie kam der Kommunismus nach Südvietnam?

Nach dem Ende des Vietnamkrieges dehnte das kommunistische Regime, ebenfalls unterstützt von der Sowjetunion, seine Herrschaft auch über den Süden aus (1976). Mitte der 1980er Jahre schlug die Regierung der Sozialistischen Republik Vietnam mit ihrer »Doi Moi«-Politik einen wirtschaftlichen Liberalisierungskurs ein, die Landwirtschaft wurde wieder privatisiert, und es wurden ausländische Investoren ins Land gelassen. Nach außen bemühte sich Vietnam verstärkt um bessere Beziehungen zu den USA, so dass 1994 die USA ihre Wirtschaftssanktionen gegen den sozialistischen Staat aufhoben. Alleinige Partei ist heute nach wie vor die KP.

Wie wurden Kambodscha und Laos sozialistisch?

In Laos und Kambodscha, Vietnams Nachbarländern, übernahmen ab 1975 ebenfalls Kommunisten die Macht. In Kambodscha errichteten die Roten Khmer unter Pol Pot ein Terrorregime, dem 1,5–2 Mio. Menschen zum Opfer fielen. Die Schreckensherrschaft wurde 1979 nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit Vietnam beendet. Der Guerillakampf der Roten Khmer gegen das von Vietnam installierte sozialistische Regime ging jedoch weiter. Seit 1993 ist Kambodscha wieder eine konstitutionelle Monarchie unter König Norodom Sihanouk (*1922). In der Demokratischen Volksrepublik Laos gibt es zwar nach wie vor eine sozialistische Einparteienregierung, doch hat es auch hier seit Ende der 1980er Jahre marktwirtschaftliche und politische Reformen gegeben.

Fasste der Marxismus auch in Afrika Fuß?

Ja, denn nach der Entkolonialisierung erschien der Marxismus vielen Staaten in Afrika als eine Ideologie der Befreiung, so dass sich in zahlreichen Staaten sozialistische Systeme entwickelten. Diese waren nicht immer von der Sowjetunion abhängig, sondern wandten sich oft der Bewegung der Blockfreien zu, einer Gruppe von Entwicklungsländern, deren Mitglieder selbst entscheiden wollten, mit wem sie kooperierten. Am ausgeprägtesten war der Sozialismus in Angola, Äthiopien und Mosambik. Heute bekennt sich jedoch kein Staat in Afrika offiziell mehr zum Sozialismus.

Welche Länder Lateinamerikas waren oder sind kommunistisch?

Nach sozialistischen Experimenten, wie in Chile (1970–1973) sowie der Herrschaft der Sandinisten in Nicaragua (1979–1990) blieb als sozialistischer Staat in Lateinamerika nur noch Kuba: In den 1950er Jahren hatte der heutige Staatspräsident Fidel Castro einen Guerillakrieg gegen den Diktator Batista geführt. 1959 übernahm Castro die Macht und errichtete eine sozialistische Republik. Der Wegfall der sowjetischen Unterstützung bereitete der Insel große Probleme und zwang Castro, sein Land marktwirtschaftlich zu öffnen.

Wussten Sie, dass …

die Versuche, die Vision einer klassenlosen Gesellschaft in die Wirklichkeit umzusetzen, von Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute etwa 100 Mio. Menschen das Leben gekostet haben? Allein unter der Herrschaft Stalins in der Sowjetunion starben Millionen von Menschen. Vor allem während der großen Säuberungsaktion von 1937/38 wurden schätzungsweise 690000 Personen liquidiert.

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