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Bevölkerungswachstum und Migration: Probleme mit Zukunft

Seit wann wächst die Weltbevölkerung so schnell?

Etwa ab dem 18. Jahrhundert führten Fortschritte in der Medizin und bessere Lebensbedingungen dazu, dass die Bevölkerungszahlen überall auf der Welt stiegen.

Zuvor hatten Mangelernährung, Kriege und schlechte hygienische Bedingungen dafür gesorgt, dass die Zahl der Menschen über Jahrhunderte hinweg relativ gleich blieb. Um Christi Geburt lebten etwa 300 Mio. Menschen auf der Erde – und daran hatte sich auch 1600 Jahre später nur wenig geändert. Aber schon um 1800 erreichte die Zahl der Menschen die Milliardengrenze. Um 1900 lebten bereits 1,5 Mrd. Menschen auf der Welt, 1950 waren es 2,5 Mrd. Derzeit bevölkern über 6 Mrd. Menschen unseren Planeten.

Bis 2050 werden nach Schätzungen der UNO mehr als 2 Mrd. Menschen hinzukommen. 2100 wird es vermutlich über 9 Mrd. Menschen auf der Erde geben.

Welche Folgen hat das Bevölkerungswachstum für die Umwelt?

Es stellt eine große Belastung dar. Insbesondere die Notwendigkeit, den wachsenden Bedarf an Lebensmitteln und Energie zu decken, wird zu einer zunehmenden Bedrohung für den Lebensraum Erde.

Das Problem wird dadurch verschärft, dass seit den 1950er Jahren ein Großteil des weltweiten Bevölkerungswachstums auf die Entwicklungsländer entfällt. In fast allen diesen Ländern sind Wasser und Boden – zwei Grundvoraussetzungen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln – knapp. Weil es ums blanke Überleben geht, kann auf ökologische Bedenken kaum Rücksicht genommen werden. So wurden nach UNO-Angaben in der ersten Hälfte der 1990er Jahre ohne Ersatzaufforstung ca. 11 Mio. ha Wald, der für die Klimaregulierung wichtig ist, gerodet, um Brennholz zu gewinnen oder um auf den gerodeten Gebieten Ackerbau und Viehzucht zu betreiben.

Verändert der Fortschritt den Lebensstandard?

Für einen kleinen Teil der Menschen, besonders in den Industrieländern, sicherlich. Die Mehrheit auf dieser Welt kämpft jedoch nach wie vor hauptsächlich gegen Hunger und Armut. Man schätzt, dass heute weltweit fast 1 Mrd. Menschen unter den Folgen unzureichender Ernährung leiden.

Dabei würde die Menge der weltweit hergestellten Nahrungsmittel schon heute ausreichen, um alle Menschen zu ernähren. Jedoch haben von den Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft seit den 1960er Jahren (sog. Grüne Revolution) vor allem die westlichen Wohlstandsgesellschaften profitiert, wo heute ein Überangebot an billigen Nahrungsmitteln herrscht und sogar Überschüsse (z. B. Getreide) entsorgt werden müssen.

Warum wandern Menschen aus?

Vielfach können die Menschen ihr durch Armut, Hunger, Kriege oder Verfolgung gefährdetes Überleben nur sichern, wenn sie ihre Heimat verlassen.

Die Flüchtlingshilfsorganisation der UNO (UNHCR) schätzt, dass im 20. Jahrhundert insgesamt mehr als 200 Mio. Menschen aus diesen Gründen ihre Heimat verließen. Das Wachstum der Weltbevölkerung und die daraus resultierenden Probleme (z. B. Hunger, Wasserknappheit) könnten nach Ansicht von Experten zukünftig zu Flüchtlingsbewegungen führen, deren Ausmaß den Stand des 20. Jahrhunderts weit übertreffen.

Seit wann gibt es Migration?

Migration ist kein Phänomen der Neuzeit. Im 4. Jahrhundert löste z. B. der Einfall der Hunnen in Osteuropa die sog. Große Völkerwanderung aus, eine der bedeutendsten Wanderungsbewegungen Europas, in deren Verlauf u. a. das Weströmische Reich zerfiel.

Als Migration (von lateinisch migrare: ausziehen, auswandern) bezeichnet man jede räumliche Wanderungsbewegung, durch die sich der Wohnort eines Menschen dauerhaft ändert. Flucht ist streng genommen nur ein Sonderfall der Migration. Da aber die meisten Menschen ihre Heimat nicht ohne triftigen Grund verlassen, werden Migration und Flucht häufig gleichgesetzt.

Aus rechtlicher Sicht macht es einen Unterschied, weshalb jemand flieht bzw. in ein Land einreisen möchte. Einen Anspruch auf Asyl haben nur Menschen, denen wegen ihrer politischen Haltung, ihrer Abstammung oder ihrer religiösen Überzeugung im Heimatland Gefahr droht. Das bedeutsamste internationale Vertragswerk zum Status von Flüchtlingen ist die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951. In Deutschland ist das Recht auf Asyl darüber hinaus in Artikel 16a des Grundgesetzes verankert.

Wussten Sie, dass …

nach Schätzungen der UNO 2025 rd. 60 % der Weltbevölkerung in Großstädten leben werden – ein doppelt so großer Anteil wie in den 1950er Jahren?

sich die Zahl der Menschen im Großraum Mexiko-Stadt (ca. 18 Mio. Einwohner) seit 1950 versechsfacht hat?

der weltweite Wasserverbrauch nach Schätzungen der Weltwasserkommission in den nächsten 30 Jahren um 50 % steigen wird?

schon heute in vielen Entwicklungsländern ein Mangel an nutzbaren Bodenflächen besteht?

Geht uns das Wasser aus?

Im Jahr 2025 wird die Hälfte der Weltbevölkerung unter hochgradigem Wassermangel leiden. In etwa 30 Staaten – besonders in Nordafrika, im Nahen Osten und in Westasien – wird die Wasserknappheit ein lebensbedrohliches Ausmaß erreichen. Der Kampf um Wasservorkommen könnte in diesen Regionen sogar zu militärischen Auseinandersetzungen führen.

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