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Spechte: Zimmerleute des Waldes
Warum trommeln Spechte?
Es ist ihre Art der Verständigung. Da ihr Stimmorgan für einen echten Gesang nicht ausgebildet ist, ersetzt das Trommeln bei den Spechten den Reviergesang. Dafür schlagen die Vögel rasend schnell mit dem Schnabel gegen hohle Baumstämme oder dürre Äste. Jede Spechtart hat ihren eigenen Rhythmus. Ein geschulter Beobachter kann überdies genau heraushören, ob ein Konkurrent vertrieben werden soll, einem Partner die Bruthöhle gezeigt wird oder die Ablösung beim Bauen oder Brüten ansteht.
Die Hauptbeute der Spechte sind Insekten, die sie mit ihrem Meißelschnabel unter der Rinde oder aus Holz herauspicken und mit der Zunge aufnehmen.
Übrigens: Spechte sind perfekt an ein Leben auf Bäumen angepasst. Ihr keilförmiger Stützschwanz, dessen Federn mit fischbeinartig federnden Kielen versehen sind, gibt ihnen wie ein dritter Fuß beim Klettern den notwendigen Halt. Die kräftigen Kletterfüße mit einer Wendezehe, die je nach Kletterrichtung des Vogels gewendet werden kann, und steigeisenartig gekrümmte Krallen, die das Anfliegen und Klettern an senkrechten Flächen erleichtern, sind weitere hilfreiche Anpassungen an ihren Lebensraum.
Warum schadet das ständige Hämmern den Spechten nicht?
Weil ihr Schädel und ihr Schnabel so gebaut sind, dass die Kraft der Schläge abgefangen wird. Zum einen sind die Knochen, die das empfindliche Gehirn umgeben und schützen, dicker ausgebildet als bei anderen Vögeln. Außerdem befindet sich zwischen den Augen eine knöcherne Scheidewand, und das Stirnbein ist durch Knochenbälkchen verstärkt. Zum anderen fangen die kräftigen Muskeln, die Schnabel und Schädel verbinden, wie ein Stoßdämpfer die harten Stöße beim Aufschlagen des Schnabels ab. Gleichzeitig wird die Stoßenergie in Drehenergie umgewandelt.
Außer dem vielfältig einsetzbaren Meißelschnabel haben Spechte mit ihrer Zunge ein weiteres erstaunliches Werkzeug entwickelt. Sie kann weit herausgestreckt werden, beim Grünspecht (Picus viridis) beispielsweise über zehn Zentimeter, und so auch Larven in tiefen Bohrgängen erreichen. Außerdem ist sie mit einem klebrigen Drüsensekret überzogen und an ihrer Spitze mit Widerhaken besetzt, so dass die Larven und Insekten festkleben bzw. aufgespießt werden können. Einige der heimischen Spechte haben sich eine ungewöhnliche Nahrungsquelle erschlossen: Sie hacken ringförmig angeordnete Löcher in Baumstämme, bis sie die Leitungsbahnen erreicht haben. Der ausfließende zuckerhaltige Saft sammelt sich in den Einschlagstellen, die die Spechte immer wieder aufsuchen, um den nahrhaften Saft mit ihrer Zunge aufzulecken.
Warum sind die Schnäbel der Tukane so riesig?
Die großen Schnäbel erleichtern es ihrem Träger, im Dickicht verborgene oder an Zweigenden liegende Früchte zu erreichen, werden aber auch bei Angriffen auf andere Vögel, deren Nester geplündert werden sollen, als Waffe eingesetzt. Der große Schnabel leistet ferner beim Spielen gute Dienste: Unbeholfen zwischen den Zweigen umherflatternd, schlagen die Vögel die Schnäbel fest gegen die Äste, tragen mit ihnen regelrechte »Gefechte« aus oder werfen sich gegenseitig Beeren zu, die sie geschickt auffangen.
Übrigens: Die Schnäbel der Tukane sind zwar groß, aber sehr leicht, da sie aus wabenförmig verlaufenden Knochenfasern aufgebaut sind.
Können Tukane mit ihren großen Schnäbeln Nester bauen?
Nein, Tukane legen ihre Nester in Baumhöhlen an, die sie aber aufgrund ihres riesigen Schnabels nicht selbst bauen können, auch wenn sie zu den Spechtvögeln gehören. Deshalb sind sie auf natürliche Höhlen angewiesen oder auf Spechthöhlen, deren Eingang sie erweitern.
Übrigens: Tukane (Familie Ramphastidae) sind Bewohner der tropischen Urwälder Mittel- und Südamerikas, wobei ihr Hauptverbreitungsgebiet am Amazonas liegt. Die Grundfarbe des Gefieders ist bei den meisten Arten schwarz, wird aber durch bunte Stellen aufgelockert. Das farbige Gefieder und der oft vielfarbige Schnabel bieten im Kronendach der Bäume eine sehr gute Tarnung. Tukane leben paarweise oder in Gruppen von bis zu zwölf Tieren zusammen.
Welcher Vogel braucht Hilfe, um an seine Nahrung zu gelangen?
Der Schwarzkehl-Honiganzeiger (Indicator indicator). Hat er ein Bienennest entdeckt, so gebärdet er sich so auffällig, dass manche Tiere oder auch zufällig anwesende Menschen aufmerksam werden und dem hin und her fliegenden Vogel folgen. Dieser führt seine unfreiwilligen Helfer bis zum Bienennest, das er zwar ausfindig machen, aber nicht aufbrechen kann. Das besorgt vor allem der Honigdachs für ihn, der es mit seinen kräftigen Klauen aufreißt und den begehrten Honig frisst. Dem Honiganzeiger bleiben die Larven – und das Bienenwachs der Waben. Diese ungewöhnliche »Beute« können die Vögel dank eines Spaltpilzes im Darm verwerten, der das Wachs in Fettsäuren umwandelt.
Wussten Sie, dass …
Tukane auch »Pfefferfresser« genannt werden? Dabei ist lediglich für den Riesentukan (Ramphastus toco) belegt, dass er Paprikaschoten verzehrt.
nicht alle Spechte ihre Nahrung auf Bäumen suchen? Der Grünspecht findet sein Futter auf dem Erdboden, wobei er sich auf Ameisen spezialisiert hat.
andere Tiere von Spechten profitieren? Verlassene oder nicht genutzte Spechthöhlen werden gern von anderen höhlenbrütenden Vögeln, Fledermäusen und anderen Kleinsäugern als Brut- und Schlafplätze aufgesucht.
Was ist eine Spechtschmiede?
Das Esszimmer des Buntspechts (Dryobates major). Zwar verspeist er vor allem die Larven und Puppen von Borken- und Holzkäfern, die als Waldschädlinge gefürchtet sind, im Winter aber stellt er sich auf Nüsse sowie Kiefern- und Fichtenzapfen um. Um an die Samen zu gelangen, nutzt er seine »Spechtschmiede«: Ritzen oder Spalten, in die er die Zapfen festklemmt und dann mit dem Schnabel bearbeitet, bis die Samen freiliegen.
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