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Endokrine Drüsen: Lieferanten der Steuerstoffe
Welche endokrinen Drüsen unterscheidet man?
Oberster Wächter im gesamten Hormonsystem ist der Hypothalamus. Ihm untergeordnet ist die Hirnanhangsdrüse. Die nachgeordneten endokrinen Körperdrüsen sind die Zirbeldrüse, die Schilddrüse und Nebenschilddrüsen, die Bauchspeicheldrüse und die Nebennieren sowie Eierstöcke und Hoden. Jede endokrine Drüse ist für die Ausschüttung mindestens eines Hormons zuständig. Obwohl die endokrinen Drüsen voneinander unabhängig erscheinen, so wird doch die Funktion der meisten Drüsen von der Hirnanhangsdrüse gesteuert.
Wozu dient die »negative Rückkopplung«?
Dieses Steuerprinzip im Hormonsystem befähigt die einzelnen Hormone, an ihrem Zielgewebe genau die beabsichtigte Wirkung zu entfalten. Dafür bedarf es einer präzisen Regelung der erforderlichen Hormonkonzentration. Die Produktion der meisten Hormone wird durch den Mechanismus der negativen Rückkopplung gesteuert, durch die eine unerwünschte Veränderung ins Gegenteil verkehrt wird. Eine erniedrigte Konzentration von Schilddrüsenhormon z. B. wird vom Hypothalamus entdeckt, der die Freisetzung eines stimulierenden Hormons durch die Hirnanhangsdrüse auslöst, was wiederum die Ausschüttung von Schilddrüsenhormon anregt.
Welche Rolle hat die Hirnanhangsdrüse?
Dieses kaum erbsengroße Organ, auch Hypophyse genannt, ist die wichtigste Drüse im Hormonsystem. Sie liegt im unteren Abschnitt des Zwischenhirns und ist durch den Hypophysenstiel mit dem Hypothalamus verbunden. Sie sondert mindestens acht verschiedene Hormone ab, die entweder Körperfunktionen wie das Wachstum direkt steuern oder zur Stimulierung anderer endokriner Drüsen dienen. Diese regen sie zur Produktion eigener Hormone an, wie im Fall des thyreoideastimulierenden Hormons (TSH), das in der Schilddrüse die Bildung von Thyroxin auslöst.
Die Hypophyse besteht aus zwei Teilen. Der größere Hypophysenvorderlappen setzt die meisten Hypophysenhormone frei, der kleinere Hypophysenhinterlappen nur zwei Hormone: Oxytocin und ADH, das antidiuretische Hormon. Oxytocin ist für die Wehenauslösung während der Geburt und für die Stimulation des anschließenden Milcheinschusses in die Brüste zuständig. Das antidiuretische Hormon (ADH) verstärkt die Wasserrückresorption aus den Nieren und verhindert so einen übermäßigen Wasserverlust des Körpers. Diese Hormone werden vom Hypothalamus gebildet und in den Hypophysenhinterlappen geleitet, wo sie gespeichert werden.
Trotz der offensichtlichen Bedeutung der Hirnanhangsdrüse unterliegt sie doch der Steuerung durch den Hypothalamus. Er kontrolliert nämlich nicht nur die Bildung der zu den Hypophysenhinterlappen geleiteten Hormone, sondern auch die Ausschüttung der im Vorderlappen gebildeten Hormone durch die so genannten »releasing factors« (Freigabestoffe oder Liberine). Diese Hormone werden im Hypothalamus gebildet und durch ein Pfortadersystem zum Hypophysenvorderlappen transportiert.
Warum ist die Zirbeldrüse nachtaktiv?
Sie sondert das Hormon Melatonin ab, dessen genaue Funktion noch nicht endgültig gesichert ist. Die Freisetzung von Melatonin wird durch die in der Umgebung herrschende Lichtintensität gesteuert. Dabei wird die Melatoninausschüttung durch Sonnenlicht gehemmt, durch Dunkelheit angeregt. Sie unterliegt somit einem 24-Stunden-Rhythmus mit nächtlichen Höchstkonzentrationen. Man nimmt an, dass Melatonin den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Die winzige Zirbeldrüse (Epiphyse) liegt im rückwärtigen Bereich des Mittelhirns.
Wozu benötigt die Schilddrüse Jod?
Die Schilddrüse (Glandula thyroidea) benötigt Jod zum Aufbau der Schilddrüsenhormone. Die Drüse liegt in der Halsregion direkt unterhalb des Kehlkopfs und bildet drei Hormone. Zwei dieser Hormone, Thyroxin und Trijodthyroxin, sind jodhaltig und werden beide als Schilddrüsenhormon bezeichnet. Schilddrüsenhormon bewirkt bei allen Körperzellen eine Steigerung des Energieumsatzes, eine Beschleunigung der Zellteilung und eine Erhöhung der Herzfrequenz. Es fördert außerdem das Wachstum sowie die intellektuelle Entwicklung und erhöht die Sensibilität des Organismus gegenüber dem vegetativen Nervensystem. Calcitonin, das dritte in der Schilddrüse gebildete Hormon, senkt die Kalziumkonzentration im Blut, indem es die Freisetzung des Minerals aus den Kalziumspeichern der Knochen hemmt.
Was bedeutet …
Hormontherapie? Dies beschreibt den Einsatz von Hormonen als Arzneimittel bei einem Hormonmangel, z. B. bei der Schilddrüsenunterfunktion und der Zuckerkrankheit. Auch zur Behandlung bösartiger Tumoren werden manchmal Hormone verwendet.
Hormonersatztherapie? Die Behandlung von Frauen in den Wechseljahren mit einer Kombination von Östrogen und Progesteron soll die abnehmende Produktion von Geschlechtshormonen ausgleichen. Sie erfolgt bei stärkeren Beschwerden und einem erhöhten Osteoporoserisiko.
Hormonentzugsblutung? So wird medizinisch korrekt die Periodenblutung genannt, die darauf beruht, dass im weiblichen Zyklus der Spiegel der Eierstockhormone zu einem bestimmten Zeitpunkt abrupt sinkt und die Ausstoßung der Gebärmutterschleimhaut (»Blutung«) bewirkt.
Was produzieren die Nebenschilddrüsen?
Das Parathormon. Es wird von den vier winzigen Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroidae) hergestellt, die im hinteren Teil der Schilddrüse liegen. Parathormon (PTH) wirkt dem von der Schilddrüse abgegebenen Calcitonin entgegen. Das Parathormon setzt Kalzium aus dem Knochen frei, beschleunigt somit den Knochenabbau und bewirkt dadurch eine Erhöhung der Kalziumkonzentration im Blut. Gemeinsam mit Calcitonin, das die Kalziumkonzentration im Blut senkt, regelt es den Kalziumhaushalt.
Wofür wird die Bauchspeicheldrüse benötigt?
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas), die teilweise unter und hinter dem Magen liegt, besteht aus einem exokrinen Teil, der für die Bildung von Verdauungsenzymen zuständig ist, und aus einem endokrinen Teil, der zwei Hormone bildet, die eine wichtige Aufgabe bei der Steuerung der Glucosekonzentration im Blut haben. Glucose (Traubenzucker) ist ein wichtiger »Brennstoff« für alle Körperzellen, der zur Produktion von Energie verwendet wird. Nur so können die Zellaktivitäten aufrechterhalten werden.
Die in den so genannten Langerhans-Inseln produzierten Hormone Glucagon und Insulin arbeiten als Gegenspieler bei der Steuerung der Glucosekonzentration im Blut zusammen. Sinkt der Glucosespiegel ab, wird in der Bauchspeicheldrüse zusätzliches Glucagon freigesetzt. Es stimuliert die Leber zur Umwandlung ihrer Glykogenspeicher in Glucose, die dann zur Wiederherstellung der normalen Glucosekonzentration ins Blut abgegeben wird. Nach einer Mahlzeit gelangt über den Darm Glucose ins Blut, die anschließend in Energiedepots eingebaut werden soll. Mit der steigenden Glucosekonzentration erhöhen sich deshalb auch die Bildung von Insulin und die Aufnahme von Glucose in die Muskelzellen, die es daraufhin in Glykogen umwandeln und als Energiereserve speichern oder sofort nutzen.
Welche Aufgaben übernehmen die Nebennieren?
Sie regulieren zahlreiche Stoffwechsel- und Alltagsabläufe. Die paarig angelegten Organe sitzen wie Käppchen oben auf den Nieren auf. Jede Drüse besteht aus einem äußeren Teil, der Nebennierenrinde, die Steroidhormone bildet, und einem inneren Teil, dem Nebennierenmark, wo die Hormone Adrenalin und Noradrenalin produziert werden.
Die Nebennierenrinde (Glandulae suprarenalis) sondert drei Arten von Steroidhormonen ab: Glucocorticoide, beispielsweise Cortisol, sind an der Steuerung der Glucosekonzentration und am zellulären Stoffwechsel beteiligt. Diese Salz bindenden Hormone haben eine entzündungshemmende Wirkung und helfen dem Körper bei der Bewältigung von Stresssituationen wie sie durch Operationen, Verletzungen oder Infektionen entstehen. Mineralocorticoide wie Aldosteron steuern die Natrium- und Kaliumkonzentration in Körperflüssigkeiten. Die Nebennierenrinde produziert außerdem kleine Mengen männlicher Sexualhormone – so genannte Androgene.
Welche sind die spezifischen Drüsen von Frau und Mann?
Es sind die Eierstöcke bzw. Hoden. Sie gehören zu den Geschlechtsorganen und bilden die Steroidhormone Östrogen und Progesteron (in den Eierstöcken) und Testosteron (in den Hoden). Außerdem geben sie Geschlechtszellen in Form der weiblichen Eizellen und der männlichen Samenzellen ab. Die Produktion von Ei- und Samenzellen sowie der Sexualhormone wird von anderen Hormonen, den Gonadotropinen gesteuert (die Gonaden oder Keimdrüsen stimulierenden Hormone). Diese werden im Hypophysenvorderlappen gebildet. Mit dem Beginn der Pubertät steigt die Konzentration der Gonadotropine, wodurch die Bildung der Steroidhormone in Eierstöcken und Hoden stimuliert wird. Dies führt wiederum zur Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale, also der weiblichen Brust, sowie der männlich tiefen Stimme und der geschlechtsspezifischen Behaarung. Außerdem beginnt die Produktion von Ei- und Samenzellen.
Wie hilft das Hormonsystem bei Stress?
Wenn wir körperlich bedroht werden oder unter Stress stehen, stimulieren Nervenimpulse aus den Motoneuronen des Sympathikus die Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin aus dem Nebennierenmark. Über das Blut bewirken die beiden Hormone sehr schnell eine Steigerung der Glucosekonzentration, eine bessere Durchblutung der Skelettmuskeln und eine Erhöhung der Herzschlag- und Atemfrequenz. Diese ganzen physiologischen Veränderungen befähigen den Körper, sich einer Bedrohung zu stellen oder zu fliehen.
Was bezeichnet der Internist als …
Hyperthyreose? Die »Schilddrüsenüberfunktion« mit gesteigerter Produktion der Schilddrüsenhormone führt zu einer Vergrößerung der Schilddrüse (Struma), zu vermehrtem Schwitzen, beschleunigtem Herzschlag, Nervosität und Hervortreten der Augäpfel aus den Augenhöhlen.
Hypothyreose? Bei einer »Unterfunktion der Schilddrüse« wird ungenügend Schilddrüsenhormon gebildet. Zu den typischen Symptomen zählen Antriebsarmut, aufgedunsenes Gesicht mit wachsartiger, fahler Haut und glanzloses und struppiges Haar.
Typ-I-Diabetes? Bei dieser Form der »Zuckerkrankheit» besteht die Störung des Zuckerstoffwechsels in einer Unterproduktion von Insulin infolge Zerstörung entsprechender Zellen der Bauchspeicheldrüse (»Jugenddiabetes«).
Typ-II-Diabetes? Der so genannte »Altersdiabetes« beruht primär auf einer Insulinresistenz, d. h. es wird genug Insulin produziert, die Insulinempfindlichkeit der Zellen ist jedoch herabgesetzt, so dass das vorhandene Insulin nicht wirken kann.
Cushing-Syndrom? Die zu »hohe Konzentrationen an Corticosteroiden im Blut« durch Schädigung der Hypophyse führt bei Betroffenen u. a. zu einer auffälligen Fettverteilung: Man spricht vom »Vollmondgesicht« und der Stammfettsucht, bei der sich Fett v. a. um die Hüfte anlagert.
Saisonale Depression? Diese Depression tritt meist bei Lichtmangel im Winter durch Überproduktion von Melatonin durch die Zirbeldrüse auf.
Hypophysenadenom? Dieser vom Hypophysenvorderlappen ausgehende »gutartige Tumor« kann als erstes Symptom Sehstörungen durch Druck auf den Sehnerv hervorrufen.
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