Lexikon
Vitamịne
[
Singular das Vitamin; lateinisch
]Vitamine: Bedarf, Vorkommen, Aufgabe
Vitamin | Synonyme | Tagesbedarf | Vorkommen in | Aufgabe im Zellstoffwechsel | Störungen bei Unterversorgung |
A | Retinol, Axerophthol | 0,8 mg (Frauen) 1,0 mg (Männer) | Fisch, Leber, Eigelb, Milch, Butter | Förderung der Eiweißsynthese, Beeinflussung des Zellwachstums, Bestandteil des Sehpurpurs | Schleimhautschäden, faltige Haut, Akne, Nachtblindheit, Gewichtsverlust |
Vorstufe: β-Carotin | Karotten, Paprika, Rote Bete, Aprikosen | ||||
B1 | Thiamin, Aneurin, Antiberiberifaktor | 1,0 mg (Frauen) 1,0–1,3 mg (Männer) | Vollkornprodukte, ungeschälter Reis, Hülsenfrüchte, Leber, mageres Schweinefleisch, Kartoffeln, Hefe | Bestandteil eines Coenzyms beim Abbau der Kohlenhydrate: Beeinflussung der Schilddrüsenfunktion und der Nerventätigkeit | Beri-Beri-Krankheit, Wachstumsstörungen, Gewichtsabnahme, Nervenstörungen |
B2 | Riboflavin | 1,2 mg (Frauen) 1,2–1,5 mg (Männer) 1,5 mg (Schwangere) | Milch, Milchprodukte, Eier, Vollkornprodukte, Fleisch | Bestandteil des Coenzyms FAD: Übertragung von Wasserstoff | selten; Wachstumsstörungen, Gewichtsabnahme, Nervenstörungen, Schädigungen der Haut und der Schleimhäute |
Folsäure | Vitamin B9, B11, Vitamin M, Folat | 400 µg 600 µg (Schwangere, Stillende) | grünes Gemüse, Leber | Mitwirkung bei der Bildung von Blutkörperchen und Schleimhautzellen und dem Abbau von Homocystein | Schleimhautentzündungen, Störungen der Blutbildung, Begünstigung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen |
Nicotinsäure | Nicotin(säure)amid, Niacin, Vitamin B5, PP-Faktor | 13 mg (Frauen) 13–17 mg (Männer) 15 mg (Schwangere) 17 mg (Stillende) | Hefe, Vollkornprodukte, Fleisch, Milch, Milchprodukte, Eier | Bestandteil von Coenzymen des Kohlenhydrat-, Aminosäuren- und Fettstoffwechsels | Pellagra, Entzündung von Haut und Schleimhäuten, Durchfall, Erbrechen |
Pantothensäure | Vitamin B3 | 6 mg | Leber, Fisch, Hefe, Hülsenfrüchte, Kohl, Vollkornprodukte, Milch | Bestandteil von Coenzym A; wichtig für den Kohlenhydrat-, Aminosäuren- und Fettstoffwechsel | Hautschäden, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Übelkeit |
B6 | Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin | 1,2 mg (Frauen) 1,5 mg (Männer) 1,9 mg (Schwangere und Stillende) | Fleisch, Fisch, Innereien, Hefe, Gemüse, Vollkornprodukte | Coenzym bei mehreren Stoffwechselprozessen, vor allem Aminosäurenstoffwechsel | Hautschädigungen, Entzündungen an Mund und Augen, Nervenstörungen |
B12 | Cobalamin, Cyanocobalamin, Antiperniziosafaktor, Extrinsic Factor | 3 µg 3,5 µg (Schwangere) 4 µg (Stillende) | Fleisch, Innereien, Milch, Eier | Mitwirkung beim Aufbau von RNA, Bildung der roten Blutkörperchen, Einfluss auf den Eiweißstoffwechsel | Anämie, verminderter Gehalt an roten Blutkörperchen, verminderte Zellvermehrung, Störung des Eiweißstoffwechsels |
C | Ascorbinsäure | 100 mg 110 mg (Schwangere) 150 mg (Stillende) | Obst und Gemüse | Mitwirkung beim Aufbau des Bindegewebes, Unterstützung der Eisenaufnahme und des Immunsystems, Wirkung als Antioxidans | Skorbut: Bindegewebsschäden, Blutungen, Veränderung der Knochen- und Zahnsubstanz; Schwächung des Immunsystems |
D | Calciferol | 5 µg | Lebertran, Butter, Eigelb, Milch | Förderung der Calciumresorption, Verknöcherung des Skeletts | Deformierung der Knochen, Rachitis bei Kindern, Knochenerweichung und Osteoporose bei Erwachsenen |
E | Tocopherol | 12 mg (Frauen) 12–15 mg (Männer) 17 mg (Stillende) | Weizenkeimöl, Margarine, Leber, pflanzliche Öle, Eier | Antioxidans, Schutz vor freien Radikalen, Schutz vor der Oxidation von ungesättigten Fettsäuren | unbekannt |
Biotin | Vitamin H, B7 | 60 µg (Frauen) 30 µg (Männer) | Hefe, Leber, Nüsse, Hülsenfrüchte, Vollkorn- und Milchprodukte, Sojabohnen | Bestandteil eines Coenzyms: Übertragung von CO2-Gruppen | Hautprobleme, Appetitlosigkeit, Taubheit in Armen und Beinen |
K | Phyllochinon | 60–65 µg (Frauen) 70–80 µg (Männer) | Spinat, Kohlarten, Fleisch, Leber, Milch | Beschleunigung der Blutgerinnung, Knochenaufbau | Verzögerung der Blutgerinnung |
Eingeteilt werden sie nach ihrem Verhalten bei der Extraktion in fettlösliche Vitamine (Vitamin A, D, E, K) und wasserlösliche Vitamine (Vitamin C, die Vitamine der B-Gruppe und Biotin). Nur die fettlöslichen Vitamine können im Körper gespeichert werden, die wasserlöslichen können nicht gespeichert werden und müssen daher mit der Nahrung ständig zugeführt werden (mit Ausnahme von Vitamin B12, das wasserlöslich und dennoch speicherbar ist). Bei unzureichender Vitaminzufuhr kommt es zu bestimmten Ausfallerscheinungen, die als Vitaminmangelkrankheiten (Avitaminosen bzw. Hypovitaminosen) bezeichnet werden. Ihre Vorbeugung und Behandlung ist das Ziel einer Vitamintherapie: So wird z. B. die Beri-Beri durch Verabreichung von Vitamin B1, der Skorbut durch Vitamin-C-Gaben geheilt.
Bei gesunder, ausgewogener Ernährung ist der tägliche Vitaminbedarf des Menschen allerdings vollkommen gedeckt. Daher ist Vitaminmangel in den Industrieländern weniger ein Problem als in Entwicklungsländern. Dennoch gibt es bestimmte Faktoren, die Vitaminmangelerscheinungen auch in den westlichen Ländern begünstigen, wie Schwangerschaft und Stillzeit, einseitige Ernährung, übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum, Stress sowie bestimmte Krankheiten und Medikamente.
Eine Vitaminanreicherung (Vitaminierung) von Nahrungsmitteln kann dann zweckvoll sein, wenn sie einen durch Verarbeitungs- und Konservierungsprozesse bedingten Vitaminverlust der betreffenden Nahrungsmittel ausgleicht. Andererseits ist ein über den wirklichen Vitaminbedarf hinausgehender „Vitaminkonsum“ unnütz, zumal die Möglichkeit von Vitaminüberdosierungserscheinungen (Hypervitaminose) in bestimmten Fällen (Vitamin A und D) nicht ausgeschlossen ist.
Geschichte
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die bekannten Krankheitsbilder, die beim Fehlen von Vitaminen auftreten, als Vitamin-Mangelerscheinungen erkannt, wenn auch Skorbut schon im Mittelalter als ernährungsbedingte Krankheit der Seeleute bekannt war, die durch Verabreichung von Frischgemüse und Obst verhindert werden konnte. C. Eijkmann vermutete als Erster 1896, dass die Beri-Beri eine „Mangelkrankheit“ sei. Die Bedeutung von „Ergänzungsstoffen“ in der Nahrung für normale Wachstums- und Entwicklungsprozesse wurde in den folgenden Jahren deutlicher. Den Namen „Vitamin“ (aus dem Lateinischen vita = Leben und Amin) prägte C. Funk im Jahre 1912. Diese Bezeichnung bezog sich zunächst auf das als „lebensnotwendiges Amin“ erkannte Thiamin (Vitamin B1). Sie wurde später für alle Verbindungen ähnlicher Bedeutung beibehalten, obwohl diese in den meisten Fällen keine Amine waren. 1933 haben O. Warburg und R. Kuhn bestimmte Vitamine als integrierte Bestandteile von Enzymen definiert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man die wichtigsten Vitamine entdeckt. Eine neue Etappe der Vitaminforschung begann mit der Entdeckung des Riboflavins. Seitdem stehen molekularbiologische Untersuchungen im Vordergrund. Die meisten Vitamine wurden zwischen 1920 und 1980 rein dargestellt. Chemische Synthesewege sind für alle Vitamine inzwischen bekannt.

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