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Glenn Millers große Hits: Der Sound einer Zeit
Was war das Geheimnis von Glenn Millers Erfolg?
Der Schlüssel zur spektakulären Karriere von Glenn Miller (1904–1944) lag in der Erkenntnis, dass zum einen seine Band ein charakteristisches Klangbild benötigte, zum anderen die Arrangements der Lieder kompakt, klar strukturiert und dynamisch wirkungsvoll sein mussten. Miller entwickelte daher einen Bläsersatz, der die Farben einer Klarinette geschickt mit vier Tenorsaxofonen kombinierte, denen er wiederum drei, mit seiner eigenen vier Posaunen gegenüberstellte. Der Orchestersound war sanfter als bei Benny Goodman, deutlicher als bei Artie Shaw, zugleich kraftvoll und durch die Betonung des Two-Beat-Rhythmus zum Tanzen bestens geeignet.
Was machte »In The Mood« zu einem Hit?
»In The Mood«, eine Komposition von Joe Garland, gehörte bereits einige Zeit zum Repertoire von Artie Shaws Big Band, bevor Miller es adaptierte und umarbeitete. Er verkürzte es um mehr als die Hälfte, wiederholte das Eingangsmotiv immer wieder, blendete es weg, ließ es mit ganzer Kraft zurückkehren. Der Tenorsaxofon-Dialog zwischen Tex Beneke und Al Klink wurde kurz gehalten, der Fokus lag auf der Wirkung des Orchesters, nicht der Solisten. Das Konzept ging auf. Die Aufnahme von »In the Mood« vom 1. August 1939 wurde zum größten Hit der Swing-Ära.
Welchen musikalischen Hintergrund hatte Miller?
Alton Glenn Miller war ein Selfmade-Man. Geboren am 1. März 1904 in Clarinda, Iowa, zog er während seiner Kindheit mehrfach um. Jede der Stationen hinterließ Spuren in der Musikerbiografie. In Nebraska schenkte ihm sein Vater eine Mandoline, die er dann gegen ein Blasinstrument tauschte. In Missouri begann er, in der Stadtkapelle Posaune zu spielen. In Fort Morgan schließlich wurde er Mitglied der High School Band. Es folgten ein Studium an der Universität von Colorado, Privatstunden bei Joseph Schillinger, erste Jobs als Posaunist in den Orchestern von Ben Pollack (1924–1927), Paul Ash (1928) und Red Nichols (1929/30).
Wie begann der allmähliche Aufstieg?
Ab Mitte der 1920er Jahre war Glenn Miller bereits in New York und machte sich einen Namen als Studiomusiker für Benny Goodman (1929) oder auch für Frank Trumbauer (1934). Er wurde zunehmend als Arrangeur aktiv, bekam Aufträge von den Dorsey-Brüdern (1934), schließlich von Ray Noble (1935), dessen Orchester er organisierte und erfolgreich machte. So hatte Miller im Jahr 1937 genug Erspartes, um ein eigenes Ensemble aufzubauen, das aber mangels Erfolg nach wenigen Monaten wieder zerbrach. Erst der zweite Anlauf 1938 mit der bewusst veränderten Bläser-Sektion schaffte es, sich in der Gunst des Publikums nach vorne zu spielen.
Wie gelang der endgültige Durchbruch?
Zunächst spielte Miller mit seiner Band in diversen Ballsälen wie dem des Paradise Restaurant in Boston. Dann wurde das Orchester überraschend vom renommierten Glen Island Casino für die Sommersaison 1939 gebucht – der entscheidende Karriereschritt. Denn diese Monate genügten, um das Orchester perfekt abzustimmen und durch die Radioübertragungen aus dem Casino bekannt zu machen. Danach füllte das Orchester jeden Saal und konnte unter professionellen Bedingungen Platten aufnehmen.
Innerhalb weniger Jahre folgte ein Hit dem anderen: »In The Mood«, »Moonlight Serenade«, »American Patrol«, »Pennsylvania 6-5000«, »Chattanooga Choo-Choo«. Das Glenn Miller Orchester wurde zum bekanntesten Tanzensemble des Swings und spielte mehrere Filmmusiken ein.
Wie sah Millers Kriegseinsatz aus?
Nachdem Miller am 7. Oktober 1942 zur Armee einberufen worden war, absolvierte er die Grundausbildung im Eiltempo, um dann das Orchester der Luftwaffe aufzubauen und unermüdlich für die Truppenbetreuung zu arbeiten. Bei einem dieser Einsätze flog er am 15. Dezember 1944 bei schlechtem Wetter von England nach Paris mit einem Transportflugzeug, das jedoch nie am Zielort ankam. Es blieb mitsamt den Passagieren verschollen. Das Orchester spielte zunächst unter Ray McKinley, Jerry Grey und Tex Beneke weiter und existierte später unter Aufsicht des Glenn Miller Estate mit verschiedenen Leitern fort.
Wie oft erschien Glenn Miller in den Top Ten?
Von 1939 bis 1942 schaffte es das Glenn Miller Orchestra, 70-mal in den Top Ten der US-Hitparaden zu erscheinen. Unter den 31 Bestsellern des Jahres 1940 waren Schellacks wie »Tuxedo Junction«, von dem allein in der ersten Woche nach der Veröffentlichung 115000 Exemplare über den Ladentisch gingen. Miller selbst gehörte damals mit einem Wocheneinkommen von 20000 Dollar zu den Großverdienern der Unterhaltungsbranche, was ihn aber nicht davon abhielt, ständig neue Stücke zu schreiben oder zu arrangieren.
Wussten Sie, dass …
Miller 1943 mit seinem Armeeorchester innerhalb nur eines Jahres rund 800 Konzerte zur Truppenbetreuung gab, davon etwa 300 auf der Bühne, die übrigen in Radiosendungen?
sich um Millers Tod viele Spekulationen rankten? Von dem inoffiziell gestarteten Flugzeug und seinen drei Insassen fehlte jede Spur. Unklar bleibt, warum Miller, der schreckliche Flugangst hatte, trotz widriger Umstände in die Maschine stieg.

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