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Rost und Mehltau: Für Pflanzen gefährlich

Wie unterscheiden sich Echter und Falscher Mehltau?

Sie befallen Pflanzen auf unterschiedliche Weise. Das Myzel des Echten Mehltaus, der botanisch zu den Schlauchpilzen gehört, wächst auf der Oberseite der Blätter und lässt sich relativ leicht abreiben. Der zu den Cellulosepilzen gestellte Falsche Mehltau befällt dagegen die Blattunterseite, wo sich seine Sporenbehälter als graue oder grauviolette Beläge abzeichnen. Auf der Oberseite sind dagegen normalerweise nur kleine unscheinbare Verfärbungen sichtbar, die man nur bei genauem Hinsehen erkennt. In beiden Fällen sind die Pflanzenteile nach einiger Zeit so stark geschädigt, dass sie abfallen.

Echte Mehltaupilze befallen besonders häufig Rosen, Gurken, Kürbisse oder Möhren. Auch bei Landwirten sind Mehltaupilze gefürchtet, weil sie weder vor Getreide noch vor Weinreben Halt machen und erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen können. Zu zweifelhaftem Ruhm kam Phytophthora infestans, der Erreger der Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln, im 19. Jahrhundert: Er vernichtete mehrere Jahre hintereinander in Irland fast die gesamte Kartoffelernte und verursachte eine verheerende Hungersnot, der mindestens eine Million Menschen zum Opfer fiel – und noch einmal so viele verließen die Insel und wanderten nach Amerika aus.

Woran kann man Rostpilze erkennen?

Sie bilden auf ihren Wirtspflanzen rötliche oder braune Lager, die aussehen, als würde die Pflanze regelrecht rosten. Das Wirtsspektrum dieser Parasiten reicht von vielen Zier- und Nutzpflanzen bis hin zu einigen Getreidearten. Viele Rostpilze sind sehr aktiv und zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf den unterschiedlichsten Wirtspflanzen bis zu fünf verschiedene Sporengenerationen ausbilden können.

Der Getreide-Schwarzrost (Puccinia graminis) beispielsweise ist für seine Vermehrung auf Berberitzen (Berberis vulgaris) oder Mahonien (Mahonia aquifolium) angewiesen, auf denen im Frühjahr die erste Sporengeneration entsteht. Insekten verschleppen diese Sporen auf andere Berberitzen, wo es zu einer gegenseitigen »Befruchtung« unterschiedlicher Pilzstämme kommt. Damit setzt die Bildung der nächsten Sporengeneration ein, die jetzt Getreidepflanzen infiziert. Dort entstehen zunächst Sommersporenlager, in denen sich innerhalb weniger Tage bis zu 400 Sporen entwickeln können, die immer neue Getreidepflanzen befallen. Gegen Ende der Vegetationsperiode, also im Herbst, erscheint dann auf den Getreidepflanzen die letzte Sporengeneration: die schwarzen, dickwandigen Wintersporen, die auf dem Acker überwintern und erst im nächsten Frühjahr auskeimen.

Welche Pilze können Bäumen gefährlich werden?

Beispielsweise die Porlinge, die auch als Baumschwämme bekannt sind. Unter ihnen gibt es gefürchtete Parasiten, die in Wäldern und Obstplantagen große Schäden anrichten können und u. a. die Braun- oder Weißfäule verursachen. Ihre harten korkigen oder ledrigen Fruchtkörper können sehr unterschiedlich geformt sein: flach und einer Kruste ähnlich, konsolenförmig am Stamm wachsend, schmal wie ein Blatt, mit einem Stiel versehen oder dachziegelartig übereinander stehend. Sie sitzen manchmal mehrere Jahre an einem Stamm.

Porlinge leben oft in einer engen Gemeinschaft mit bestimmten Baumarten. So wächst der Birkenporling (Piptoporus betulinus) nur an Birken. Er verursacht Braunfäule, die das Holz braun färbt und faulen lässt, bis die kranken Bäume schließlich brechen. Der Wurzelschichtporling (Heterobasidion annosum) ist ein gefürchteter Forstschädling, der Fichten befällt. Er dringt vom Boden aus in die Wurzeln der Bäume und wächst dann in den Stamm ein; schließlich stirbt die Fichte ab. In Monokulturen kann er großen Schaden anrichten. Lärchen, Tannen und Fichten sind die Wirtsbäume des Lärchenschwamms (Lariciformes officinalis). – Die Indianer Nordamerikas und die ersten weißen Siedler nutzten ihn medizinisch als Chininersatz.

Wussten Sie, dass …

es unter den Porlingen auch Speisepilze gibt? Beispielsweise kann man den Gelben Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) und den Schuppigen Porling (Polyporus squamosus) essen, allerdings nur in jungem Zustand.

Was befallen Brandpilze?

Vor allem Gräser und damit auch Getreide. Brandpilze infizieren die jungen Pflänzchen ihrer Wirte, um dann deren gesamtes Gewebe zu durchwuchern. Die Hyphen wachsen dabei in bestimmte, für die jeweilige Brandpilz-Art typische Organe und bilden dort sehr schnell unzählige Brandsporen, die der befallenen Pflanze das typische »verbrannte« Aussehen verleihen. Die Poren der Brandpilze werden durch den Wind, ja sogar bei der Ernte verbreitet und können sehr viel später, wenn in ihrer Nähe wieder die richtige Wirtspflanze angebaut wird, erneut auskeimen und einen kleinen Sämling befallen.

Zu den bekanntesten Vertretern der Brandpilze gehören der Haferflugbrand (Ustilago avenae), der früher in den großen Monokulturen Nordamerikas manchmal Ernteeinbußen von bis zu 90 Prozent verursachte, und der Maisbeulenbrand (Ustilago maydis); gelangt er ins Viehfutter, soll er Aborte bei Rindern und Schweinen hervorrufen.

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