Wissensbibliothek
Zypern: Geteilter Inselstaat im Mittelmeer
Landesnatur
Wie waldreich ist die Insel?
Infolge groß angelegter Aufforstungsmaßnahmen ist die ehemals waldlose Insel mittlerweile zu 18,5 % bewaldet.
Mit seiner gebirgigen Landschaft ähnelt Zypern dem benachbarten Kleinasien. Den Süden nimmt das ausgedehnte Bergland Tróodos mit dem Gipfel Olympos (1952 m) ein; im Norden erhebt sich ein 1000 m hoher Gebirgszug, der nach Nordosten in einer Halbinsel ausläuft. Dazwischen erstreckt sich die fruchtbare Schwemmlandebene Messaria. Das Klima ist geprägt von trockenheißen Sommern und feuchtmilden Wintern.
Bevölkerung
Gibt es mehr Griechen oder Türken?
80 % der Bevölkerung sind orthodoxe Griechen, 19 % islamische Türken, daneben gibt es Armenier und libanesische Flüchtlinge. Die türkische Minderheit lebte bis zur türkischen Invasion 1974 über die ganze Insel verstreut. Seitdem bewohnen die Griechen und Türken geschlossene Siedlungsgebiete, die durch die so genannte Attila-Linie voneinander getrennt sind. Der türkische Teil, in dem bis 1998 rd. 100 000 Anatolier angesiedelt wurden, befindet sich im Norden der Insel, der griechische Teil im Süden.
Wirtschaft
Welcher Inselteil hängt am Tropf der Türkei?
Der Norden. Nach der Teilung hat sich die Wirtschaft in beiden Hälften der Insel auseinander entwickelt. Obwohl die besten Landwirtschaftsgebiete und ein Großteil der Industrie unter türkische Herrschaft fielen, ist Nordzypern ohne die Hilfe der Türkei kaum lebensfähig. Demgegenüber ist das Pro-Kopf-Einkommen im griechischen Landesteil, in dem die Industrie und der Fremdenverkehr stark gefördert werden, etwa dreimal so hoch wie das Einkommen im türkischen Bereich.
In der Landwirtschaft überwiegt der Anbau von Getreide, Kartoffeln, Wein, Zwiebeln, Südfrüchten, Tabak, Oliven, Obst sowie Baumwolle. Schaf- und Ziegenhaltung ist weit verbreitet. Die Bedeutung des Bergbaus (Kupfer, Eisen, Chrom, Asbest) ist rückläufig. Schwerpunkt der Industrie sind Nahrungsmittel-, chemische und Textilindustrie. Der Fremdenverkehr nimmt stetig an Bedeutung zu. Die meistbesuchten Reiseziele liegen im griechischen Südteil der Insel und umfassen die Gebiete um Larnaka, Limassol und Pafos.
Geschichte
Warum war Zypern immer ein Zankapfel?
Infolge seiner seestrategischen Lage und seiner Bodenschätze wurde die Mittelmeerinsel zum Spielball unterschiedlicher Mächte.
Im 14./13. Jh. v. Chr. war Zypern ein Zentrum der mykenischen Kultur, um 1000 v. Chr. phönizisch, dann assyrisch, ägyptisch und persisch (540 v. Chr.). 333 v. Chr. kam es zum Reich Alexanders des Großen; 294–258 v. Chr. gehörte es zum Ptolemäer-Reich; 58 v. Chr. fiel es an die Römer, später an die Byzantiner, zeitweilig an die Araber. Auf die Herrschaft der Kreuzfahrer-Dynastie Lusignan (1192 bis 1489) folgte die der Venezianer; 1571 wurde Zypern schließlich von den Türken erobert. Durch türkische Einwanderung erhielt die Insel ein starkes muslimisches Bevölkerungselement. 1878 besetzte Großbritannien (bei formeller Anerkennung der türkischen Oberhoheit) Zypern und annektierte es 1914. Im Jahr 1925 wurde Zypern schließlich britische Kronkolonie.
1960 erhielt Zypern die Unabhängigkeit, die von Großbritannien, Griechenland und der Türkei garantiert wurde (Londoner Abkommen). Erzbischof Makarios wurde zum Staatspräsidenten gewählt.
Wie kam es zur Teilung der Insel?
Zu ersten blutigen Kämpfen zwischen den Volksgruppen kam es 1963, als Staatspräsident Makarios den verfassungsmäßig garantierten Status der türkischen Minderheit zugunsten der griechischen Mehrheit ändern wollte. Daraufhin entsandte die UNO 1964 eine Sicherheitstruppe.
Zehn Jahre später, am 15. 7. 1974, putschte die von griechischen Offizieren befehligte Nationalgarde gegen Makarios. Unter dem Eindruck eines drohenden Anschlusses Zyperns an Griechenland besetzten türkische Truppen 40 % des zypriotischen Territoriums. Durch Flucht, Vertreibung und Umsiedlung kam es zu großen Bevölkerungsverschiebungen. Der Norden erklärte sich 1975 einseitig zur unabhängigen »Türkischen Republik Nord-Zypern«, was international keine Legitimation fand. Als Präsident dieser Republik fungierte Rauf Denktaş. 2005 wurde er von Mehmet Ali Talat abgelöst.
Vermittlungsbemühungen der UNO und direkte Verhandlungen zwischen türkischen und griechischen Zyprioten konnten das Teilungsproblem nicht lösen. 2003 öffnete die türkisch-zypriotische Regierung überraschend die Grenze (grüne Linie) zwischen den Inselteilen. 2004 stimmten beide Bevölkerungsgruppen in getrennten Referenden über einen UNO-Plan zur Wiedervereinigung ab (Annan-Plan). Dieser fand nur auf türkischer Seite eine Mehrheit. Am 1. 5. 2004 wurde deshalb de jure zwar Gesamt-Zypern, de facto aber nur der griechische Teil in die EU aufgenommen.
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