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BQ.1: Das Wichtigste zur neuen Corona-Variante

Das Coronavirus verändert sich weiter: Nach den zurzeit noch dominierenden Omikron-Varianten B.4 und B.5 ist jetzt eine neue Mutante von SARS-CoV-2 aufgetaucht: BQ.1. Diese Variante und ihre Unterformen breiten sich zurzeit schnell aus und könnten bis Mitte November rund die Hälfte aller Covid-19-Fälle in Europa ausmachen. Warum aber ist diese neue Omikron-Variante so erfolgreich? Und was bedeutet dies für jeden Einzelnen und für den weiteren Verlauf der Pandemie?
NPO, 11.11.2022
Omikron-Variante BQ1.1 von SARS-CoV-2

photoman, GettyImages

Wie die meisten Viren passt sich auch das Coronavirus SARS-CoV-2 immer besser an seine Wirte an – es mutiert. Viele dieser spontan auftretenden Veränderungen sind nutzlos oder sogar schädlich, aber es gibt immer wieder einige Mutationen, die dem Virus Vorteile bringen und die sich daher ausbreiten.

Einen der größten Sprünge hatte das Coronavirus Ende 2021 mit der Entstehung der Omikron-Variante gemacht. Sie unterscheidet sich durch rund 50 Mutationen von ihren Vorgängern. Diese verleihen diesem Virustyp eine höhere Übertragbarkeit und erlauben es ihm, unsere Immunabwehr in Teilen zu unterlaufen. Denn viele Antikörper, die unser Immunsystem durch eine frühere Infektion oder die Impfung entwickelt hat, können nun an den veränderten Spike-Proteinen der Omikron-Varianten nicht mehr andocken.

Weil aber die zelluläre Immunabwehr noch funktioniert, kann man sich mit Omikron und seinen zurzeit dominanten Subtypen BA.4 und BA.5 zwar auch als Geimpfter oder Genesener anstecken, erkrankt aber in der Regel nicht mehr schwer. Diese Entwicklung hin zu einer milderen, aber infektiöseren und immunflüchtigen Form ist für den Verlauf einer länger anhaltenden Pandemie typisch. Ebenso typisch ist auch, dass das Virus im Laufe der Zeit immer neuen Varianten bildet.

Wo kommt die neue BQ.1-Variante vor?

Eine dieser neuen Linien von SARS-CoV-2 ist seit Mitte Oktober 2022 als neue "Variant of Interest" (VOI) eingestuft: BQ.1. Diese aus Omikron BA.5 entwickelte Variante und ihre Subtypen breiten sich zurzeit weltweit immer weiter aus. "Es gibt Hinweise darauf, dass sich diese Variante in Zentral- oder Westafrika entwickelt hat und sich von dort aus nach Europa und in andere Teile der Welt ausgebreitet hat", berichtet die europäischen Seuchenbehörde ECDC.

Bis 30. Oktober wurde die BQ.1-Variante schon in 65 Ländern nachgewiesen. In Europa macht sie in einigen Ländern wie Frankreich, Island, Norwegen und Belgien schon zwischen 15 und 50 Prozent der analysierten Covid-19-Fälle aus. In Deutschland liegt der Anteil aber noch deutlich niedriger. Epidemiologen schätzen die Verdopplungsrate für den Anteil dieser neuen Omikron-Variante aber auf rund eine Woche. Diese schnelle Zunahme der BQ.1-Variante unter den gemeldeten Infektionsfällen deutet darauf hin, dass sie sich gegenüber der bisher dominanten Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 besser durchsetzen kann.

Was unterscheidet BQ.1 von bisherigen Omikron-Varianten?

Analysen zufolge besitzt BQ.1 zwei zusätzliche Mutationen in der Rezeptor-Bindungsstelle seines Spike-Proteins – also an der Stelle der stachelförmigen Oberflächenproeine, mit der das Coronavirus an unsere Zellen andockt. Ein Subtyp dieser Variante, BQ.1.1, hat eine weitere, dritte Mutation an dieser Bindungsstelle. Solche Veränderungen können einerseits die Bindungsfähigkeit an unsere Zellen verändern und damit die Infektiosität. Andererseits passen durch diese Mutationen möglicherweise Antikörper nicht mehr, die auf die frühere Form dieser Proteinabschnitte angepasst waren.

Erste Tests legen nahe, dass BQ.1 seine rasche Ausbreitung vor allem dem zweiten Effekt verdanken könnte: In Versuchen mit Antikörpern von Genesenen wirkten die Antikörper 3,8-mal schlechter neutralisierend auf die neuen Virusvarianten als gegen die gängige BA.5-Linie. Bei dem Subtyp BQ.1.1 fiel die Neutralisationswirkung sogar 6,7-fach schwächer aus, wie Wissenschaftler berichten. Auch einige therapeutische Antikörper, die zur Behandlung schwer erkrankter Covid-19-Patienten eingesetzt werden, wirken offenbar nicht mehr oder nur noch begrenzt.

Immerhin scheint die BQ.1-Variante keine schwereren Verläufe zu verursachen, wie Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Münster erklärt:  "Es sieht im Moment nicht danach aus, als würde die BQ.1- und die BQ.1.1-Variante aggressiver sein, also schwerere Erkrankungen hervorrufen, im Vergleich zur BA.5-Variante. Da scheinen wir Glück zu haben."

Was bedeutet dies für die Corona-Impfung?

Wer schon eine Booster-Impfung mit den bisher gängigen Impfstoffen erhalten hat oder sogar viermal geimpft ist, kann sich wahrscheinlich anstecken, wird aber vermutlich ähnlich wie bei BA.5 nicht schwer erkranken. Ludwig empfiehlt jedoch allen, die noch den ersten oder zweiten Booster benötigen, sich jetzt mit den an Omikron angepassten Impfstoffen immunisieren zu lassen;

„Die jetzt festgestellten neuen Varianten sind Abkömmlinge der BA.5-Variante. Deshalb macht es Sinn, den auf die BA.4- und BA.5-Varianten angepassten Impfstoff – und den haben wir ja ausreichend zur Verfügung – zu nutzen", erklärt der Virologe. "Dieser sollte relativ gut gegen die Infektion mit BQ.1- und BQ.1.1. schützen und wir sollten damit auch, soweit derzeit absehbar, gut über den Winter kommen.“

Generell empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO), dass man sich rund sechs Monate nach der letzten Impfung oder Corona-infektion erneut impfen lassen sollte. "Bei besonders vulnerablen Personen kann man bereits nach vier Monaten an eine Auffrischungsimpfung denken, das muss dann aber immer entsprechend im Einzelfall entschieden werden", so Ludwig.

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