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Comeback der Trachtenmode: Was steckt hinter Dirndl, Lederhose & Co.?

Mit der Trachtenmode ist eine Geschichte über Hunderte Jahre verbunden. Grundsätzlich lässt sich regionaler Lokalkolorit von traditioneller Bekleidung und Trachtenmode bestimmter Berufsgruppen unterscheiden. Dabei ist diese traditionelle Modebewegung länderübergreifend einem Wandlungsprozess unterzogen.

Moderne Trachtenmode beschränkt sich nicht auf eine festliche Garderobe fürs Oktoberfest.

Pixabay / Gellinger

Ursprünglich hielten die Einwohner bestimmter Regionen an ihren Trachten fest, um ihre Kultur und ihre Traditionen an die nächste Generation weiterzugeben und die Symbole ihrer Heimat zu versinnbildlichen. Nebenbei macht Trachtenmode auch den eigenen Familienstatus deutlich.

Wer hat die Trachtenmode in Bayern erfunden?

Zu den Klassikern der Trachtenmode gehört das Dirndl. Gerade in den letzten Jahren hat dieses Kleid ein wirkliches Comeback gefeiert, was nicht zuletzt an dem Kultstatus des Oktoberfests und seiner typischen Bekleidung liegen mag. Wer den eigentlichen Ursprung dieser Trachtenkleider erkunden möchte, geht zurück in das 15. und 16. Jahrhundert. Wie es der Name bereits erahnen lässt, war das Dirndl vor allen Dingen Arbeitskleidung von Mägden und Dirnen.

So ist das Dirndl oftmals nur eine Kurzform vom Dirndlgwand, das mit dem 19. Jahrhundert als Sommerkleid Einzug in die Städte hielt. Üblicherweise steht dieses Kleid in Verbindung mit einer klassischen Bluse und einer Schürze. Die unterschiedlichen Varianten und Kombinationen sowie eine attraktive Betonung der weiblichen Figur gehören zu den ausschlaggebenden modischen Vorteilen, die das Trachtenkleid so gefragt machen.

Im Prinzip gibt es bis heute keinen Erfinder der bayerischen Trachtenmode. Sie gehört vielmehr zum regionalen Brauchtum, in dessen Verbindung sich die Bewohner der Regionen ganz bestimmt gekleidet haben, um sich von der Nachbarschaft optisch abzusetzen. Heute lässt sich in den Trachtenumzügen das Brauchtum nochmals nacherleben.

Der Mythos um die Dirndl-Schleifen: verliebt, verlobt oder verheiratet?

Gerade die Flirtwilligen kennen den Mythos rund um die Schürze. Hier unterscheiden sich bestimmte Schleifenregeln. So ist die Positionierung der Schleife direkt am Dirndl der Schürze ein geheimer Code für den Beziehungsstatus. Grundsätzlich lassen sich vier unterschiedliche Formen unterscheiden. Wenn die Schürze links am Dirndl zusammengebunden ist, ist ihre Trägerin wohl ledig. Im Gegensatz dazu markiert die rechtsgebundene Schleife, dass die Dame bereits in festen Händen ist.

Überlieferungen haben ergeben, dass vorn angebundene Schleifen für Jungfrauen stehen und wiederum hinten zusammengebunden Knoten allen Witwen vorbehalten ist. Auch wenn vielen Besucher des Oktoberfestes wohl diese Tradition ein Begriff ist, reicht ihr Ursprung erst in das 19. Jahrhundert zurück. Es ist vielmehr ein alpenländischer Trend, der in Verbindung mit einem Knopf als zusätzliche Befestigung auf den Volksfesten getragen wurde.

Wann passt ein Dirndl perfekt?

Maßgeblich verantwortlich für ein perfektes Dirndl sind der Sitz und der Tragekomfort. Grundsätzlich bilden diese Kleider eine Komponente aus Bluse, Schürze, Rock und Leibl. Diese sollten nach Farbe und Musterung aufeinander abgestimmt sein. Handelt es sich um einen Einteiler, lässt sich das Vorderteil zumeist schnüren oder wird am Rücken verschlossen. Insbesondere das Mieder liegt eng am Körper und garantiert eine optimale Passform. Aber auch das Band am Rücken und die Unterwäsche sollte maßgeschneidert auf das Dirndl angepasst werden. Andernfalls ergeben sich unangenehme Falten. Die Kombination der Kleider mit Strass und Steinen ist letztendlich dem Geschmack der Trägerin überlassen. Insgesamt geht der Trend zu einer Reduktion der aufwändigen Details hin zu einer optimalen und angenehmen Passform.

Die Hosenträger einer bayerischen Lederhose sind vor allem ein Ort zum Protzen.

pixabay / Couleur

Lederhose: Bayrische Trachtenmode für den Mann

Die männliche Trachtenmode zielt auf die klassische Lederhose in Bayern, die mit Hosenträgern zu befestigen sind. Hinzu kommen eine Messertasche und ein Hosenplatz ebenso wie typische Stickereien. Dabei nehmen die Hosenträger eine zusätzliche Schmuckfunktion ein. Gerade die Brustbänder und die spezifischen Trachtenhosenträger sind mit Verzierungen versehen und verweisen heute auf die damaligen Gebirgsbauern. Dabei zeigen die Trachten aus Franken oder aus dem württembergischen Raum keinerlei Verzierungen.

Die Trachtenmode aus Leder ist zum Teil über viele Jahre hinweg haltbar und wird zum treuen Begleiter. Die älteste bayrische Lederhose hat Baptist Moser 1801 gefertigt. Sie ist bis zum heutigen Tage in nahezu einwandfreiem Zustand erhalten.

Stickereien, Applikationen und Embleme bilden den merklichen Unterschied. Darüber hinaus ist es möglich, die eigenen Initialen zu nähen oder das Wappen der Region sowie des Bundeslandes. Typisch und ursprünglich sind die ein Edelweiß-Blütenstickereien. Passend zur Lederhose tragen Herren in einigen Regionen eine Weste aus Samt zu einem kleinkarierten Hemd. Heute sitzen die Lederhosen um ein Vielfaches enger und betonen die maskuline Figur.

Wie sich Trachtenmode verändert?

Ein hochwertiges Dirndl kann aus Seide, Leinen oder Baumwolle bestehen. Es sollte vor allen Dingen atmungsaktiv sein. Das macht sich in einem angenehmen Tragekomfort bemerkbar. Da es sich eigentlich um Arbeitskleidung im alpenländischen Raum handelt, bleibt auch das Kleid weiterhin alltagstauglich und setzt vornehmlich auf den Landhausstil. Etwas aufwändiger gearbeitet mit herrlichem Samt und Brokat sind die Hochzeitskleider, die im Zeichen der Trachtenmode stehen.

Aus Taft und Tüll entstehen exklusive und kostspielige Modekollektionen, die es nicht von der Stange gibt. Darüber hinaus hat jede Region ihre ganz traditionellen Farben und Musterungen, Blümchen und Unistoffe. So werden heute traditionelle Kleider und Trachten mit modernen Details kombiniert, um neue Akzente zu setzen.

Viele der gegenwärtigen Lederhosen und Dirndl lassen sich weder einer Region noch einem Lokalkolorit zuordnen. Es handelt sich hier vielmehr um einen jahrhundertealten Kleidungsstil, der sich bis zum heutigen Tage bewahrt hat und dank seiner Flexibilität und seiner unterschiedlichen Facetten in jede Saison auch außerhalb des Oktoberfestes passt.

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