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Chip im Ball

Ist es ein Tor? Oder ist es kein Tor? Beim Fußball lag die Beantwortung dieser Frage bisher allein beim Schiedsrichter. Damit scheint es bald vorbei zu sein. Denn nach einigen Fehlentscheidungen in der Vergangenheit – unter anderem bei der bei der WM 2010 mit dem für England nicht gegebenen Tor im Spiel gegen Deutschland – hatte die FIFA den möglichen Einsatz von technischen Hilfsmitteln untersuchen lassen. Das für Regelfragen zuständige International Football Association Board (IFAB) hat entschieden, die Torlinientechnologien GoalRef und Hawk-Eye bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2012, beim Confederations Cup 2013 und bei der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 einzusetzen. Diese Systeme („Chip im Ball"- und Torkamera-Technologie) zeigen dem Schiedsrichter an, ob der Ball die Torlinie mit vollem Umfang überschritten hat oder nicht. Wenn sich GoalRef und Hawk-Eye bewähren, sollen die Technologien überall auf der Welt zum Einsatz kommen.
von Michael Fischer, wissen.de, Juli 2012 (Quellen: FIFA und Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS)

Das GoalRef-System

 

Die GoalRef-Technologie kam bereits beim Freundschaftsspiel zwischen England und Belgien am 02.Juni 2012 zum Einsatz
Picture-Alliance GmbH, Frankfurt/Gerry Penny

Das GoalRef-System basiert auf einer Magnetfeld-Technik und ist vergleichbar mit einer Funk-Lichtschranke. Hinter Pfosten und Querlatte sind zehn Antennen positioniert, die ein schwach magnetisches Feld erzeugen und überwachen. Sobald sich der Ball der Torlinie nähert, wird das Feld von drei dünnen Spulen im Fußball beeinflusst. Ein Prozessor stellt anhand der Antennensignale eindeutig fest, ob das Leder die Torlinie mit vollem Umfang überschritten hat oder nicht.

„Man kann sich GoalRef als einen unsichtbaren Vorhang vorstellen, der hinter Querlatte und Torlinie gespannt ist. Sobald der Ball diesen Vorhang komplett passiert, wird ein Tor erkannt“, erklärt Ingmar Bretz, Projektleiter von GoalRe, das vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen maßgeblich entwickelt wurde. Diese Information sendet das System automatisch innerhalb einer Sekunde über verschlüsselte Funksignale in Echtzeit an die Schiedsrichter, deren Spezialarmbanduhren das Tor dann visuell und mittels Vibration anzeigen.

 

Das Hawk-Eye-System 

Die GoalRef-Technologie wird durch das aus England stammende Hawk-Eye-System ergänzt, das bereits im Tennis zum Einsatz kommt. Es arbeitet mit sechs bis acht Hochgeschwindigkeitskameras je Tor. Diese erfassen das Spielfeld aus verschiedenen Winkeln und können dadurch die exakte Position des Balles berechnen. Die Daten der Kameras werden dann an eine Videosoftware übertragen. Das System setzt aus diesen Daten ein grafisches Bild (3D) der Flugbahn des Balles zusammen. Die entscheidende Information – Tor oder kein Tor – wird den Schiedsrichtern innerhalb einer Sekunde übermittelt.

 

Was kostet die Technologie?

 

Mit der GoalRef-Technologie kann die Position des Balles exakt geortet und per Funksignal auf die Uhr des Schiedsrichters übertragen werden.
Picture-Alliance GmbH, Frankfurt/Daniel Karmann

Den Zeitpunkt für den Einsatz der Chip im Ball- und Torkamera-Systeme bestimmen Verbände wie der Deutsche Fußballbund (DFB) und ihre Profiligen selbst. Die zu erwartenden Kosten liegen in Millionenhöhe. In England soll die neuen Systeme angeblich bereits in der nächsten Premier-League-Saison 2012/2013 zum Einsatz kommen. 

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