Gabriele Pauli ist sicher nicht die erste Person, die die Ehe angezweifelt hat. Die hohen Scheidungsraten in Europa haben schon manch einen Schriftsteller oder Intelektuellen dazu veranlasst sich andere mehr oder weniger utopische Eheformen auszudenken. Vor kurzem habe ich im Buch "L'Encyclopédie du savoir rélativ et absolu" ein sehr ähnliches Konzept gelesen, in dem die Ehe auf sogar nur 5 Jahre beschränkt werden soll. Doch dieses Buch besteht aus lauter Artikeln, die sich mit Utopien, unbekannten Geschichtsfakten und ähnlichem beschäftigen. Sowas dann ein paar Wochen später in der Presse zu lesen hat mich dann natürlich doch ein wenig überrascht, vor allem, weil es aus dem Munde einer CSU-Politikerin kam.
Natürlich ist etwas Wahres dran, dass der heilig Bund der Ehe oft nur wenige Jahre dauert anstatt für alle Ewigkeit. Die Gründe sind von Mensch zu Mensch verschieden, doch die Statistiken existieren nun mal. Einige behaupten, dass die Ehe sogar etwas sehr Unnatürliches für den Menschen ist, da er sich von Natur aus normalerweise nicht auf einen Partner fixiert, mit dem er dann bis zu seinem Lebensende bleibt.
Trotzdem bin ich ein absoluter Gegener der Ehe auf Zeit. Man heiratet doch schließlich, weil man sich liebt und weil man wenigstens im Augenblick der Eheschließung sein ganzes Leben mit seinem Partner verbringen möchte. Mit dem Objektiv vor Augen, dass eine Ehe nichts langzeitig Bindendes ist und dass man sich nach 7 Jahren getrost von seinem Partner trennen kann, macht doch die ganze Ehe zu einem meiner Meinung nach sehr sinnlosen Akt, den man sich eigentlich auch sparen könnte und unverheiratet bleiben könnte. Schließlich gibt es auch genug Leute, die über Jahrzehnte zusammen leben und sie trotzdem nicht getraut sind.
Ein weiterer Punkt, der mich sehr stört ist, dass in der ganzen Angelegenheit wohl die Kinder vergessen worden sind. Wenn man verheiratet ist, dann beschließt man häufig nach einigen Jahren auch Nachwuchs zu zeugen. Die Situation ist doch absolut absurd, dass man nach drei Jahren ein Kind bekommt mit dem Wissen im Hinterkopf, dass man es mit dem Partner sozusagen nur noch vier Jahre aushalten muss. Natürlich bestünde die Möglichkeit die Ehe wieder zu verlängern, aber ich denke, dass eine Ehe auf Zeit auch noch mehr alleinerziehende Mütter mit sich bringen würde, beziehungsweise weniger Kinder, da Ehepaare, noch mehr als es heute schon der Fall ist, mit dem Kinderkriegen zögern würden.
Der Mensch sollte auch fähig sein, für eine wirkliche Ehe seinen Instinkten zu widerstehen und sich eben nicht alle 7 Jahre einen neuen Partner suchen. Schließlich sind wir doch Menschen, die ein Gewissen besitzen und die die Fähigkeit besitzen einige Instinkte zu unterdrücken. Und wem die Idee mit der Ehe auf Lebenszeit nicht gefällt, der ist auch nicht gezwungen zu heiraten. Im schlimmsten Fall kommt dann eben doch die Scheidung, aber wenn eine Ehe nicht mehr funktioniert, ist das Formale, was wohl das einzige wäre, was eine Ehe auf Zeit erleichtern würde, wohl das kleinste Übel von allen, auch wenn es in manchen Fällen sehr kostspielig werden kann.