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Ein Risikobär
Eigentlich hatte Bayerns jüngster Einwanderer im Freistaat willkommen sein sollen. Der Braunbär, der vor wenigen Tagen von Österreich über die Grenze kam, sollte von den Experten des World Wildlife Fund Deutschland (WWF) gefangen, kurzfristig betäubt und mit einem Peilsender versehen wieder freigelassen werden.
Der Bär war aus einem Ansiedlungsprojekt im italienischen Trentino über den Reschenpass nach Oberbayern gekommen. Seit mehr als einer Woche war er im österreichischen Lechtal beobachtet worden, hatte in Weißenbach einen Baumstamm aufgebrochen, um an ein Nest wilder Bienen heranzukommen und wenig später in Pflach nahe der Grenze eine Bienenhütte ausgeräumt. Seit Samstag ist er in Bayern. Gesehen hat ihn hier noch keiner, doch hat das Tier seine Spuren hinterlassen und letzte Zweifel ausgeräumt, dass hier tatsächlich ein Braunbär unterwegs ist: in der Nacht zum Montag riss der ungewöhnliche Gast in Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen vier Schafe, sechs Hühner und vier Zuchttauben. Zuvor hatte man bereits in Graswang drei tote und mehrere verletzte Schafe auf einer eingezäunten Weide gefunden, war aber zunächst noch vorsichtig mit der Vermutung, dass dies ein Bär angerichtet haben muss. In Grainau aber ließen einige Fellreste und ein Tatzenabdruck keinen Zweifel mehr daran, wer hier gewütet hatte.
„Der Bär ist zu einem Problembären geworden“, begründete Schnappauf seine Meinungsänderung. Denn das Tier zeige kein normales Verhalten. Gewöhnlich sei ein Bär sehr menschenscheu. Doch dieser Bär hat sich nach Einschätzung von Experten mittlerweile ein auf Haustiere ausgerichtetes Futterverhalten angeeignet. Er habe zum wiederholten Male Schafe gerissen und sei in einen geschlossenen Hühnerstall eingedrungen. Experten sprechen in dem
Felix Knauer, Bärenexperte von der Universität Freiburg, ist ebenso der Ansicht:“ Es ist zu gefährlich, noch lange zu warten. „ Es sei nicht normal, dass ein Bär Schafe reiße, normalerweise blieben Bären im Wald. Auch Jörg Rauer, Bärenexperte der Umweltschutzorganisation WWF warnte:“ Er steigert sich immer mehr. Jetzt ist das Fass am überlaufen.“ Expertin Petra Kaczensky, die seit Jahren Bären in freier Wildbahn beobachtet gab zu Bedenken:“ Die große Gefahr ist: es rumpelt im Stall, man geht nachschauen und steht plötzlich dem Bären gegenüber.“ Unabhängig von der Freigabe zum Abschuss werden aber die Versuche fortgesetzt, den Bären doch noch lebend einzufangen.