Lexikon
Mịnnesang
zusammenfassende Bezeichnung für die mittelhochdeutsche Liebeslyrik von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Beeinflusst wurde der Minnesang von der Vagantendichtung und der provençalischen Liebeslyrik (Troubadours). Die Texte sind seit dem 13. Jahrhundert aufgezeichnet worden und in z. T. prunkvoll illustrierten Handschriften erhalten: Große Heidelberger Liederhandschrift (Manessische Handschrift), Jenaer Liederhandschrift, Weingartner Liederhandschrift.
Zur dominierenden Strophenform des Minnesangs wurde die dreiteilige Stollenstrophe. Der Minnesang ist in einer großen Zahl literarischer Formen (Minneklage, Tagelied, Tanzlied) erhalten. Text und Musik sind im Minnesang nicht voneinander zu trennen. Verlässliche Notenaufzeichnungen gibt es jedoch erst für die Spätzeit. Minnesang wurde als höfische Dichtung von den Minnesängern selbst vorgetragen, z. B. an Fürstenhöfen und am Kaiserhof der Staufer.
Am Beginn des Minnesangs steht der donauländische Minnesang (rund 1150–1170) mit Vertretern wie dem Kürenberger, Meinloh von Sevelingen oder Dietmar von Aist. Hauptthema ihrer Gedichte ist die Sehnsucht nach Liebe, wobei – im Gegensatz zum späteren Minnesang – auch die Frau zu Wort kommt. Der hohe Minnesang (rund 1170–1190) ist u. a. mit den Namen Friedrich von Hausen und Heinrich von Veldeke verbunden. Gestaltet wird nun ein fiktives Dienstverhältnis zu einer idealen Frauengestalt, die dem Werbenden entzogen ist. Weder der Werbende noch die Umworbene sind konkrete Personen. Vielmehr wird die soziale Abhängigkeit des Minnesängers auf eine erotische Stufe gehoben. Bei Reinmar von Hagenau und Heinrich von Morungen (nach 1190) wird das Leiden an der Liebe zum Selbstzweck. Walther von der Vogelweide stellte dieses Programm zugunsten der niederen Minne in Frage, in der die Frau dem werbenden Manne wiederum gleichgestellt wird. Mit der Parodierung durch Neidhardt von Reuenthal (nach 1210), der das Liebeswerben in sozial niedere Schichten verlegt, findet der Minnesang sein Ende. Mit dem Verfall der höfischen Kultur und dem Aufstieg eines städtischen Bürgertums wird der Minnesang gegen Ende des 14. Jahrhunderts vom Meistersang abgelöst. Als letzter Minnesänger wird Oswald von Wolkenstein bezeichnet.
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