Lexikon
Faschịsmus
[
italienisch fascio, „Bund, Bündel“, von lateinisch fascis, Fasces
]die von B. Mussolini 1919 gegründete politische Bewegung, die zunächst aus Kampfverbänden (fasci di combattimento) bestand, sich 1921 als Partei (Partito Nazionale Fascista) formierte und 1922–1945 Italien beherrschte.
Der Name Faschismus wird schon seit den 1920er Jahren als Gattungsbezeichnung für ähnliche politische Bewegungen und Herrschaftssysteme außerhalb Italiens gebraucht, die sich selbst in der Regel nicht „faschistisch“ nannten oder nennen. Die Frage, welche Merkmale für den Faschismus wesentlich sind, wird unterschiedlich beantwortet. Es gibt enger und weiter gefasste Begriffsbestimmungen, aber auch die Auffassung, dass die Bezeichnung Faschismus auf das historische italienische System beschränkt werden sollte. Insbesondere die Übertragung auf den Nationalsozialismus ist in der Forschung umstritten.
Im weiteren Sinne kann der Faschismus definiert werden als ein politisches System, das gekennzeichnet ist durch antiparlamentarische, oft antisemitische, totalitäre Führerstaatstendenzen und sich vielfach einer sozialrevolutionären Ausdrucksweise bedient. Der an die Macht gelangte Faschismus lässt die bestehende Gesellschaftsordnung grundsätzlich unangetastet. Von Militärdiktaturen und anderen autoritären Regimes unterscheidet sich der Faschismus durch eine breitere Machtbasis, die durch zentral gesteuerte Massenorganisationen gesichert wird. Diese Massenanhängerschaft kommt vor allem aus dem kleinen Mittelstand, der sich zwischen den Machtblöcken der Wirtschaft und der Arbeiterbewegung bedroht fühlt. Der herrschende Faschismus strebt jedoch den Ausgleich mit der Wirtschaft an, während er demokratisch-unabhängige Arbeiterorganisationen zerstört. Meistens neigt der Faschimus zu einer (berufs)ständischen Ordnung. Charakteristisch für den Faschismus ist die erbitterte Gegnerschaft gegen Demokratie, Liberalismus und Sozialismus.
Mussolini, Benito: Massenkundgebung
Massenkundgebung
Der italienische Politiker Benito Mussolini spricht auf einer Massenkundgebung in Treviso.
© Corbis/Bettmann/UPI
Geschichte
Der Ursprung des Faschismus lag vor allem in der Situation nach dem 1. Weltkrieg. Revolutionen, Bürgerkriege, Wirtschaftskrisen und das Weiterbestehen antiparlamentarisch, antidemokratisch und nationalistisch eingestellter Führungseliten in Justiz, Verwaltung, Industrie und Politik führten z. B. in Italien, Rumänien, in Österreich u. Deutschland zur Bildung von faschistischen Gruppen. Während jedoch die Heimwehr Österreichs nur langsam Bedeutung erlangte, in Rumänien die Eiserne Garde niedergehalten werden konnte, kam es in Italien infolge des Machtzerfalls der demokrat. Einrichtungen anlässlich des sog. „Marsches auf Rom“ (28. 10. 1922) zur Diktatur Mussolinis. Er unterdrückte die demokratischen Parteien und die Arbeiterbewegung und errichtete eine Herrschaft, die alle Lebensbereiche beeinflusste; die Monarchie blieb zwar bestehen, war aber politisch ohnmächtig. Es herrschte weit gehende Identität von Partei und Staat. Der Duce (Führer) regierte autoritär, auch mit Hilfe der Parteimiliz (Schwarzhemden). Die Jugend wurde vormilitärisch ausgebildet, Arbeitgeber und Arbeitnehmer in berufsständischen Organisationen zusammengefasst, wodurch sie ihre Autonomie verloren.
Am 30. 1. 1933 wurde A. Hitler deutscher Reichskanzler. Von 1935 an arbeiteten Hitler u. Mussolini immer enger zusammen und verhalfen im folgenden Jahr durch Unterstützung Francos dem Faschimus auch in Spanien (Falangismus) zum Durchbruch. Nach 1939 entwickelten sich mit deutsch-italienischer Unterstützung die in den besetzten Ländern bereits bestehenden faschistischen Gruppen zu vorübergehender Bedeutung: in Norwegen unter Führung V. Quislings, in Ungarn F. Szálasis Pfeilkreuzler, in Kroatien unter A. Pavelić (Ustascha), in Frankreich unter J. Doriot, in den Niederlanden unter A. A. Mussert, in Belgien unter L. Degrelle. Die NSDAP stand auch mit den faschistischen Gruppen im übrigen Ausland in Verbindung (z. B. mit O. E. Mosley in England).
Nach dem 2. Weltkrieg lebten faschistische Tendenzen im Neofaschismus wieder auf.

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