Lexikon
Fernsehen
Geschichte
1843 entdeckte der Schotte A. Bain das Prinzip, Bilder punkt- und zeilenweise elektrisch zu übertragen, konnte es jedoch nicht technisch verwirklichen. P. Nipkow erfand 1884 mit der Nipkowscheibe eine mechanische Vorrichtung zur Zerlegung eines Bildes in aufeinander folgende Punkte. Der russische Physiker B. Rosing erkannte 1906, dass man mit der Kathodenstrahlröhre, die K. F. Braun 1897 erfunden hatte, Bilder übertragen kann. Er wandelte mit der Nipkowscheibe die Bilder in elektronische Impulse um und benutzte zur Bilderzeugung eine Braun’sche Röhre, deren Elektronenstrahl, von den Impulsen der Nipkowscheibe gesteuert, in parallelen Zeilen über den Bildschirm lief. Im selben Jahr verwendeten in Deutschland M. Dieckmann u G. Glage die Braun’sche Röhre zur Wiedergabe von Bildern mit 20 Zeilen. Diese Versuche waren wohl die ersten funktionierenden Fernsehsysteme. 1919 gelang es D. von Mihály, mit einem selbst konstruierten oszillografischen Bildfeldzerleger einfache Schattenbilder und Buchstaben über mehrere Kilometer zu übertragen.
Ähnliches erreichte 1925 M. Dieckmann mit der Braun’schen Röhre. Die ersten öffentlichen Fernsehvorführungen fanden 1925 in Deutschland durch A. Karolus, in Großbritannien durch J. L. Baird und in den USA durch C. Jenkins statt. Sie stützten sich alle auf die Nipkowscheibe als Bildzerleger. Entscheidende Fortschritte machte das Fernsehen mit dem ersten elektronischen Bildabtaster, der Ikonoskopröhre, die 1923 von V. Zworykin erfunden wurde. Er konnte anfangs nur ein einfaches Kreuz übertragen, vervollkommnete seine Erfindung aber bis 1931. Seit 1934 wurde sie serienmäßig hergestellt. Zu dieser Zeit wurde bereits mit Farb-Fernsehen experimentiert. 1902 erhielt der deutsche Physiker O. von Bronk ein Patent für ein Farbbildverfahren, 1925 griff Zworykin die Idee erfolglos wieder auf. Erst 1928 konnte der Schotte J. L. Baird Farbfernsehbilder übertragen, indem er eine Nipkowscheibe mit drei in den Grundfarben Rot, Blau und Grün überdeckten Lochspiralen benutzte. Ihm gelang im selben Jahr die erste Fernsehübertragung über den Atlantik.
Fernsehversuchssendungen begannen 1928 in den USA mit einem Sender der Firma General Electric, 1929 bei der British Broadcasting Corporation in London und im selben Jahr unter der Leitung D. von Mihálys in Berlin. 1930 hatte auch M. von Ardenne einen elektronischen Leuchtschirmabtaster konstruiert, mit dem er Bilder sowohl aufnahm als auch wiedergab. Noch im selben Jahr stellte er das erste vollelektronische schwarzweiße Fernsehbild vor. Öffentliches Kommunikationsmittel wurde das Fernsehen in Deutschland mit der Einrichtung des regelmäßigen Fernseh-Programmdienstes am 22. 3. 1935 in Berlin. Kurze Zeit später wurden die ersten allgemein zugänglichen Fernseh-Empfangssstellen („Fernsehstuben“) in Berlin eröffnet. Bei den Olympischen Spielen 1936 gab es die ersten direkten Außenübertragungen. Im selben Jahr begann die Ausstrahlung öffentlich rechtlicher Programme in Deutschland, den USA und in Großbritannien, 1938 auch in Frankreich. Der 2. Weltkrieg unterbrach besonders für Deutschland die Entwicklung.
Es dauerte noch bis 1949, bis die Schatten- oder Lochmaskenröhre vollelektronische Farbbilder hervorbrachte. Eine Forschungsgruppe der RCA ermöglichte 1953 die Sendung von Farbfernsehen auf demselben Kanal wie Schwarzweißsendungen. Dieses Verfahren war das NTSC-System (National Television System Committee). H. de France entwickelte 1957 das SECAM-System (Système électronique couleur avec mémoire), das die Fehler von NTSC weitgehend ausschaltete. von 1961 an erarbeitete W. Bruch bei der Firma Telefunken das PAL-System (phase alternative line), das Übertragungs- und Farbfehler selbsttätig ausgleicht. Es wurde 1967 in der Bundesrepublik Deutschland eingeführt.
Die Einführung von Kabel- und Satellitenfernsehen Mitte der 1980er Jahre hat Qualität und Verbreitung des Fernsehbildes erhöht, dessen private Speicherung nun der Videorecorder ermöglichte.
Mit dem zum PAL-System kompatiblen PALplus erfolgte seit 1994 die Ausstrahlung im Breitbildformat 16:9 bei verbesserter Bildqualität durch stärkere Trennung von Luminanz- und Chrominanzsignal. Zur Vermeidung des Großflächenflimmerns wurde die 100-Hz-Technik entwickelt, mit der sich die Bildwechselfrequenz des Zeilensprungverfahrens verdoppelte. Die konventionellen Fernsehgeräte mit Kathodenstrahlröhren werden heute zunehmend durch Flachbildschirmgeräte mit Bautiefen von wenigen Zentimetern abgelöst, die auf der LCD- und Plasmatechnologie basieren.
Insbesondere die Entwicklung der Digital- und Computertechnik hat die gesamte Fernsehkette beeinflusst, von der Studio- und Produktionstechnik über die Sende- und Übertragungstechnik bis zur Empfangs- Aufnahme-, Speicher- und Abspieltechnik.
Wissenschaft
Im Wettlauf mit dem Beben
Wann genau ein verheerendes Erdbeben auftritt, kann auch modernste Forschung nicht vorhersagen. Doch mit ausgeklügelter Technik schaffen Wissenschaftler schnelle Frühwarnsysteme, die wichtige Zeit herausholen. von MARTIN ANGLER Island im Mai 2021. Ein Forscherteam aus Zürich versenkt mit einem Schlitten und einer Pistenraupe ein...
Wissenschaft
Die bewegte Erde
Das Innere unseres Planeten beeinflusst unser Leben: Es lässt Vulkane ausbrechen, sorgt für Erdbeben und erzeugt das schützende Magnetfeld. Wie lässt sich herausfinden, was Hunderte Kilometer unter uns geschieht? von KLAUS JACOB Im Januar 1912 veröffentlichte Alfred Wegener seine Theorie der Kontinentalverschiebung. Der...