Lexikon
Honigbiene
Apis melliferaHonigbiene
Honigbiene
Königin - 2 cm
© wissenmedia/Johann Brandstetter/Arno Kolb
Honigbiene
Honigbiene
Drohne 1,7 cm
© wissenmedia/Johann Brandstetter/Arno Kolb
Honigbiene
Honigbiene
Arbeiterin 1,4 cm
© wissenmedia/Johann Brandstetter/Arno Kolb
Honigbiene: Bienenstaat
Honigbiene: Bienenstaat
Der Staat der Bienen besteht aus Arbeiterinnen, Drohnen und der Königin. Die Königin sorgt für den Zusammenhalt des Stockes und legt täglich 1500-2000 Eier. Drohnen befruchten die Königin, und die Arbeiterinnen suchen Nahrung, stellen die Waben her und führen auch alle übrigen Tätigkeiten im Stock aus.
© wissenmedia
Die eigentlichen Honigbringer sind die Arbeitsbienen. Sie nehmen mit den Mundwerkzeugen den Nektar aus den Blüten auf, der im Honigmagen in Honig umgewandelt und im Stock wieder herausgewürgt und in den Waben abgelagert wird. Am Hinterbein tragen sie das sog. Körbchen, eine mit Borsten versehene Vertiefung der Schiene (Tibia), die, mit Blütenstaub gefüllt, zum sog. Höschen wird. Mit einer Art Bürste an der Unterseite des dem Höschen folgenden Fersenglieds wird der Blütenstaub entnommen. Der gesammelte Blütenstaub (Pollen) wird zur Nahrung für die Larven verarbeitet. Gesammeltes Knospenharz (Kittharz, Propolis) dient als Dichtungsstoff und Bauhilfsmaterial. Das Wachs entsteht in Drüsen an der Bauchseite (Wachsspiegel). Einen Stechapparat aus hornartiger Scheide mit Widerhaken und Giftblase haben nur die Königin und die Arbeitsbienen am Hinterleib. Ein gegen Säugetiere gerichteter Stich kostet die Biene meist das Leben, weil der gesamte Stechapparat hängen bleibt, während andere Insekten ohne Schaden für die Honigbiene gestochen werden können. Die Entwicklungsdauer von der Eiablage bis zur fertigen Arbeitsbiene beträgt 21 Tage, die Gesamtlebensdauer etwa 6 Wochen im Sommer. Die Herbstbienen überwintern. Die Lebensdauer der Königin beträgt in der Regel 3– 4 Jahre. Der Lebenslauf der Arbeiterin ist streng festgelegt: Sie hat zunächst „Stockdienst“ (Säuberung von Zellen, Fütterung der Brut), „Wache“ am Flugloch (Fremdlinge werden am Duft erkannt und erstochen, in den letzten 14 Tagen ihres Lebens Sammeldienst. Dabei orientiert sie sich hauptsächlich mit Hilfe der Augen (Komplexauge), die kein Rot, wohl aber das dem Menschen unsichtbare Ultraviolett und alle anderen Farben sehen können.
Bienenwabe
Bienenwabe
Im zweiten Lebensabschnitt sind die Arbeitsbienen meist mit Bautätigkeiten beschäftigt. In dieser Zeit scheiden bestimmte Drüsen auf der Unterseite des Hinterleibs größere Mengen Wachs ab, die zur Errichtung der Waben und Brutkammern nötig sind.
© RCS Libri & Grandi Opere SpA Milano/Il mondo degli animali
Die Bienensprache wurde von K. von Frisch aufgeklärt; bei Futter in Stocknähe bis etwa 100 m wird im Stock ein sog. „Rundtanz“ aufgeführt, der von den Stockgenossen mitgetanzt wird, wobei sie sich auch den spezifischen Duft der Nahrungsquelle einprägen. Bei einer Futterquelle in mehr als 100 m Entfernung dient der „Schwänzeltanz“ als Verständigungsmittel: die Finderin der Nahrungsquelle tanzt mit Hin- und Herschwänzeln des Hinterleibs (Duftaussendung) achtförmige Figuren, deren Mittelachse die Richtung zur Futterquelle, bezogen auf den Sonnenstand, weist. Diese „Sprache“ ist bei verschiedenen Bienenarten und -rassen verschieden. Die Flugorientierung richtet sich nach Landmarken, dem Stand der Sonne und dem polarisierten Himmelslicht, die als Kompass dienen.
Die Tanzsprache der Bienen
Wenn die Pflanzenwelt in Blüte steht, beginnt für ein
Bienenvolk die wohl wichtigste Zeit im Jahr, denn um auch den kommenden Winter
wieder bestehen zu können, muss es sich jetzt einen neuen Nahrungsvorrat
anlegen. Die Bienen gehen auf Tracht, wie der Imker sagt.
Am Ende ihres ersten Lebensabschnitts haben die Arbeiterinnen bereits
in einem Orientierungsflug die nähere Umgebung des Stockes erkundet.
Sie lernten dabei den für ihren Standort typischen Verlauf der Sonnenbahn
kennen und sind dadurch als Sammelbienen später in der Lage, sich mit
diesem Himmelskompass im Gelände zurechtzufinden. Bei bedecktem Himmel
genügt ihnen aber auch ein kleines Fenster in der Wolkendecke, und sie
finden durch das Schwingungsmuster des polarisierten Lichts ihren Weg.
Damit ihre Suche nach Pollen und Nektar so erfolgreich und wirtschaftlich
wie möglich ist, haben diese hoch entwickelten Insekten eine eigene Tanzsprache
entwickelt, mit der sie wichtige Informationen untereinander austauschen:
Eine Sammlerin, die in unmittelbarer Nähe vom Stock eine reiche Tracht
entdeckt hat, gibt dieses Wissen durch einen einfachen Rundtanz an ihre Kolleginnen
weiter. Liegt die Futterquelle aber 20 bis 100 Meter weit entfernt, zeigt
die Tänzerin nun mit einem komplizierten Schwänzeltanz recht genau
an, wo die Nahrung zu finden ist. Die Biene durchläuft dabei eine gerade
Strecke, wobei sie mit ihrem Hinterleib schwänzelnde Bewegungen ausführt,
und kehrt dann in einem Halbkreis zum Ausgangspunkt zurück, läuft
wieder geradlinig und vollführt einen weiteren Halbkreis zur anderen
Seite. Über die gerade Strecke gibt die Tänzerin den Winkel zwischen
der Futterquelle und der Sonne an. Im dunklen Stock, wo die Bienen auf der
senkrechten Fläche einer Honigwabe tanzen, wird diese Richtung in Beziehung
zur Schwerkraft gesetzt. Zeigt der Schwänzellauf senkrecht nach oben,
wissen die anderen Sammelbienen, die der Tänzerin folgen, dass die Futterquelle
in Richtung zur Sonne liegt, zeigt der Schwänzellauf aber nach unten,
müssen sie bei ihrer Suche die Sonne im Rücken haben. Weicht der
Schwänzeltanz in einem bestimmten Winkel von der Senkrechten ab, so entspricht
dieser dem Winkel, den die Futterquelle versetzt zur Sonnenrichtung liegt.
Veränderungen des Sonnenstandes im Tagesverlauf werden dabei sowohl von
der tanzenden Biene als auch ihren Stockgenossinnen berücksichtigt.
Mit der Anzahl der Durchläufe in einer bestimmten Zeit geben
die Vortänzerinnen die Entfernung noch etwas genauer an, denn je schneller
sie tanzen, desto näher liegt die Futterquelle am Stock. Entfernungen
messen die Bienen durch ihren Energieverbrauch während des Fluges, weshalb
Bienen, die mit Gegenwind zu kämpfen hatten, im Stock größere
Entfernungen angeben.
Die Bienen informieren sich aber
nicht nur gegenseitig darüber, wo eine Futterquelle zu finden ist, sondern
bringen mit dem Temperament ihrer Vorführung auch die Menge und den
Zuckergehalt des Nektars zum Ausdruck und lassen die anderen an dem Blütenduft
teilhaben, der ihnen anhaftet, so dass die daraufhin ausfliegenden Sammelbienen
nun gezielt nach bestimmten Blüten suchen.
Hat sich ein Bienenvolk so stark vermehrt, dass im Stock der Raum zu klein wird, zieht die Königin mit einem Teil des Volkes aus und bildet ein neues Volk (Schwarm). Eine junge Königin, die inzwischen in einer Weiselzelle mit besonderem Futter herangezogen wurde, bleibt mit dem Rest des Volkes zurück. Überzählige Königinnen werden getötet. Die Zellen, sechseckige Säulen aus Wachs, werden entweder für die Ernährung der Made mit Futterbrei oder mit Honig als Nahrung für das Volk gefüllt, wobei die Brutzellen in Kreisen gleichalter Brut (im Brutnest) nahe dem Flugloch – meist unten – (im sog. Brutraum), die Honigzellen aber fluglochfern – meist oben (im sog. Honigraum) angeordnet sind. Die Zellen bilden im Verband plattenförmige zweischichtige Waben, deren Gesamtheit als Stock bezeichnet wird. Die Honigbienen sind ursprünglich Höhlenbewohner (hohle Bäume). Als Nutztier des Menschen werden die Honigbienen volkweise in besonderen Bienenwohnungen untergebracht (Körbe, Beuten, Kästen u. a.), die, auch transportabel, in Bienenständen zusammengefasst werden. Die Nutzung wird als Imkerei bezeichnet. Der geerntete Honig wird durch eingefütterten Zucker ersetzt. Das Bienengift ist ein Eiweißstoff, bewirkt Entzündungen und gilt von alters her als Heilmittel gegen Rheuma, Ischias u. a. Nervenentzündungen. Der Honigbiene verwandt ist die Indische Riesenbiene, Apis dorsata, die eine einzige, frei hängende, bis 1 m breite Wabe baut, die bis zu 70 000 gleichartige Zellen enthalten kann. Dagegen finden sich in der ebenfalls frei hängenden Wabe der Indischen Zwergbiene, Apis florea, bereits unterschiedliche Arbeiter-, Drohnen- und Weiselzellen.

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