Lexikon
indische Kunst
Architektur
Die aus Ziegeln errichteten Stadtanlagen des 3.– 2. Jahrtausends v. Chr. (Harappa-Kultur) wie jene der historisch-frühindischen Zeit beweisen große städteplanerische Leistungen, lassen aber ihres Ruinencharakters wegen die Hochbauarchitektur nicht erschließen. Erste Beispiele echter Architektur sind die nach achämenidischem Vorbild unter Kaiser Ashoka (273– 232 v. Chr.) aufgestellten Ediktsäulen, deren 9–12 m hohe Schäfte von mächtigen Tierkapitellen gekrönt sind. Die indische Kunst brachte in der Folgezeit drei architektonische Gebilde hervor: monolithische Felsbauten, Stupas und Tempel.
Felshallen wurden vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in das 9. Jahrhundert n. Chr. in drei Phasen fortentwickelt: Die erste Phase (200 v. Chr.–200 n. Chr.) belegen die buddhistischen Anlagen um Mumbai (früher Bombay). Sie setzen sich aus jeweils einer Kulthalle und den Räumen des Klosters zusammen, wobei die Kulthallen die architektonisch entscheidenden Bauten sind. Im Zentrum der Apsis steht ein aus gewachsenem Stein geschlagener Stupa. Zwei Säulenreihen teilen die Halle längsseits in Hauptschiff und Seitengänge. Die bedeutendsten Hallen: Bhaja, Karli, Ajanta und Nasik. Reliefschmuck findet sich selten. Die zweite Phase des buddhistischen Felshallenbaus in Ajanta, Ellora und Aurangabad ist gekennzeichnet durch eine üppige ornamentale Dekoration der Außen- und Innenflächen und zahlreiche gemeißelte Darstellungen des Buddha und mahayanistischer Gottheiten.
Äußerlich unterscheidbar sind auch die Höhlen der sich zeitlich mit der vorangehenden überschneidenden dritten Phase (6.–9. Jahrhundert) in Mahabalipuram, Badami, Ellora und auf Elephanta. An den Kultbildern sind sie als hinduistische und jinistische Anlagen zu erkennen. Die Hallenwölbung ist säulengetragenen Flachdecken gewichen. Der Stupa wandelte sich vom Reliquienhügel zum künstlerisch gestalteten buddhistischen Kultdenkmal. Die Grundform war ein massiver, glockenförmiger Baukörper auf einer oder mehreren Terrassen. Die Anlagen von Sanchi, Bharhut und Amaravati (200 v. Chr.–200 n. Chr.) gehören der großartigen Zaun- und Torreliefs wegen zu den wichtigsten Denkmälern frühindischer Kunst.
Neben Stupas und Kulthallen spielte der buddhistische Freitempel eine untergeordnete Rolle; der Tempelbau war eine Domäne der Hindus und Jainas. Die frühesten Tempel entstanden im 4./5. Jahrhundert n. Chr.; die Grundform war eine viereckige Cella, vor der ein auf Säulen überdachter Eingangsraum lag. Die Cella als Raum für das Kultbild wurde bald durch Aufsetzen eines Turmstumpfes von der Eingangshalle abgehoben. Durch ständige Erhöhung des Turmstumpfes über der Cella entstand im Norden der im Mittelalter auf erhöhter Basis stehende Tempelturm. Dem Haupttempel wurden vielfach kleinere Tempel angefügt; die Eingangshallen erhielten untergeordnete Türmchen. Der südindische Tempel entwickelte statt des vertikal gegliederten nördlichen Turms den horizontal geschichteten Pyramidenturm mit Kultbild-Nischen bis zur Spitze. Die Vielzahl der Tempelbauten auf einem Platz führte zur Umgrenzung des Gebiets durch Mauern mit breiten, hoch aufragenden Torpyramiden. Eindrucksvollstes Beispiel der Spätphase ist der Tempelbezirk von Madurai.
Mit Ausbreitung des Islams im 11./12. Jahrhundert begann die Blütezeit der indo-islamischen Baukunst. Einen Höhepunkt erreichte die persisch-indische Mischkunst während der Mogulherrschaft (Mausoleum Taj Mahal).
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