Wissensbibliothek
Seen: Stille Wasser im Binnenland
Wann entsteht ein See?
Seen entstehen auf wasserundurchlässigem Grund, wenn die Zuflüsse gar nicht oder nicht in genügender Menge abfließen können. Das Wasser stammt teils aus Niederschlägen, teils aus ober- oder unterirdischen Zuflüssen und wird durch Verdunstung oder Abflüsse wieder abgegeben. Ein See ist laut Definition eine ständig oder zeitweise mit Wasser gefüllte und von Land umschlossene Hohlform, die nicht unmittelbar mit dem Meer verbunden ist.
Vor allem große Seen haben Einfluss auf das lokale Klima. Durch ihre Fähigkeit, Wärme zu speichern, mildern sie die klimatischen Extreme. Zudem speichern sie Wasser aus Niederschlagsperioden und reichern umgekehrt in Trockenzeiten die Umgebung mit Luftfeuchtigkeit an.
Wo gibt es weltweit die meisten Seen?
Die meisten heutigen Seen haben ihren Ursprung in der Eiszeit und liegen in Regionen, die noch vor 10 000 Jahren vom mächtigen Inlandeis bedeckt waren. Die Eismassen hinterließen nach ihrem Rückzug aus den vergletscherten Gebirgen Talkessel und Bodenmulden, in denen sich Schmelzwasser sammelte. Im Flachland stauten Endmoränen das Wasser und bildeten riesige Seenplatten.
Becken, in denen sich Seen bilden können, entstehen aber auch durch Bewegungen der Erdkruste wie Bruchbildung und Faltung, durch Verwitterung und Abtragung oder durch Vulkanismus und Meteoriteneinschläge. Beispiele für tektonische Seen sind viele Seen im Ostafrikanischen Grabensystem wie der Tanganjika- und der Malawisee, aber auch das Tote Meer und der Baikalsee.
Wind kann in Wüsten Senken ausblasen. Reichen diese bis zum Grundwasserspiegel, bilden sich kleine Seen. An Küsten entstehen durch die Abschnürung flacher Meeresgewässer Strandseen, die durch Niederschläge zu Süßwasserseen werden.
Welcher ist der größte See?
Der größte See der Welt ist ein Salzsee: das Kaspische Meer. Mit einer Fläche von rd. 386 500 km² übertrifft es die Nummer zwei, den Oberen See (Lake Superior) in den USA, um mehr als das Vierfache. Mit rd. 245 000 km² bilden die Großen Seen im Grenzgebiet von Kanada und den USA – neben dem Oberen See der Michigansee, Huronsee, Eriesee und Ontariosee – die größte Süßwasserfläche der Erde. Auf Platz drei der Weltrangliste steht der Victoriasee in Ostafrika mit 69 484 km².
Größter See Europas ist der 17 703 km² große Ladogasee in Russland, der seine Größe der letzten Vereisungsperiode zu verdanken hat. Dies trifft auch auf die größte Konzentration von Seen zu, die Finnische Seenplatte. Die mehr als 60 000 Seen nehmen fast 10 % der Fläche Finnlands ein.
Der Volta-Stausee in Ghana ist mit 8442 km² bislang der flächenmäßig größte Stausee; vom Stauvolumen her führt mit 180 000 Mio. m³ der Karibasee an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe. Geradezu winzig nimmt sich dagegen der Stausee der Bleilochtalsperre in Thüringen aus: Mit 9,2 km² Seefläche und einem Stauvolumen von 215 Mio. m³ ist er immerhin der größte deutsche Stausee.
Übrigens: Auch wenn er im Hinblick auf die Fläche nicht zu den größten Seen zählt, hat der russische Baikalsee zwei Superlative vorzuweisen: Er ist der tiefste See der Erde und enthält das meiste Süßwasser.
Warum müssen Seen sterben?
Über die Atmosphäre, Zuflüsse oder das Grundwasser, aber auch durch Einleitungen ungeklärter Abwässer wird der See – sofern kein ausreichender Wasseraustausch stattfindet – im Lauf der Zeit mehr und mehr mit Nährstoffen angereichert. Durch das verstärkte Wachstum von Phytoplankton und die Zersetzung des abgestorbenen organischen Materials erstickt er regelrecht und verlandet. Je größer sein Volumen und je schwebstoffärmer seine Zufuhr, desto länger lebt er. Geologisch betrachtet sind die meisten Seen der Erde daher junge wie auch kurzlebige Erscheinungen.
Ein anderes Schicksal erwartet viele Endseen in den Trockengebieten der Erde. Erreicht der Wasser zuführende Fluss sein Ziel nicht mehr, weil z. B. das Flusswasser umgeleitet wird, trocknet der See allmählich aus oder versalzt. Ein trauriges Beispiel dafür liefert der Aralsee in Zentralasien, der vor etwa 40 Jahren noch der viertgrößte See der Erde war und seitdem zunehmend von der Bildfläche verschwindet.
Wussten Sie, dass …
der salzhaltigste See nicht das Tote Meer, sondern der Assalsee im ostafrikanischen Djibouti ist? Er liegt rd. 173 m unter dem Meeresspiegel. Sein Salzgehalt ist mit knapp 35 % etwa zehnmal so hoch wie der der Ozeane.
auch der »gefährlichste« See in Afrika liegt? 1986 starben in Kamerun rd. 1700 Menschen an den Folgen einer Kohlendioxidvergiftung. Das gefährliche Gas war aus dem Nyossee entwichen, der in der Caldera eines erloschenen Vulkans liegt.
der 8300 km² große Titicacasee in 3810 m Höhe gleich mehrere Superlative aufweist? Der Andensee ist größter Hochlandsee der Erde, größter See Südamerikas und höchstgelegener schiffbarer See.
Von Helden und Räubern
Jedes Geschäft hat seine Helden. Auch – seien wir mal ehrlich – die an sich so selbstlose und einzig der Wahrheit verpflichtete Wissenschaft. Der Stoff, aus dem ihre Helden sind, ist dabei oftmals der gleiche: Jemand widerspricht mit ganz neuen Erkenntnissen der anerkannten Meinung, wird dafür über lange Zeit angegriffen,...
Verkannte Artefakte
Lange Zeit funktionierte die moderne Bioforschung hauptsächlich reduktionistisch: Man trennte die Komponenten, die einen interessierten, aus dem Gesamtsystem heraus und studierte sie isoliert in „Einzelhaft“. Erfolgreich war das allemal: Heerscharen von Forscherinnen und Forschern, die im Labor jahrelang Proteine gereinigt oder...