Lexikon
indische Kunst
Malerei
Die indische Malerei ist Wand- und Miniaturmalerei. Die ältesten Fresken sind in der Jogimarahöhle (Orissa) und den Kulthallen 9–10 in Ajanta (1. Jahrhundert n. Chr.) erhalten. In Ajanta ist auch die klassische Malerei des 5.–7. Jahrhunderts n. Chr. belegt. Die Themen sind wie in den frühen Beispielen dem Legendenzyklus der Vorgeburten Buddhas entnommen, doch in überaus verfeinerter, bewegter Manier verarbeitet. Gegenüber der Schlichtheit und Natürlichkeit frühklassischer Gemälde fallen in den Bildern des 7. Jahrhunderts n. Chr. Üppigkeit des Dekors, Manieriertheit der Körperbewegungen und oft krasse Konturierung auf. Der gleichen Zeit gehören Fresken in Bagh, Badami und Sigiriya (Sri Lanka) an. Eigenwillig wirken die wenigen Beispiele von Wandmalereien des 8.– 16. Jahrhunderts in Ellora, Thanjavur, Sittanavasal und Hindupur. – Im Mittelalter begann die Zeit der Miniaturmalerei; die frühesten Zeugnisse sind Illustrationen auf Palmblättern in Bengalen (Palamalerei, 11. Jahrhundert) und jinistische Papierhandschriften in Gujarat (15. Jahrhundert). Unter den Mogulherrschern entstand im 16. Jahrhundert die anfänglich persisch-höfische, später zunehmend indisierte Mogulmalerei. Die westindische Gujaratmalerei wurde unter dem Einfluss des Mogulstils an den hinduistischen Provinzhöfen in Rajasthan und im Himalayagebiet in Lokalschulen eigenwillig fortentwickelt. Diese Hindu-Malerei, deren bevorzugtes Gebiet die Illustration musikinspirierter Stimmungen (Ragas, Raginis), der Krishna-Legende und altindischer Epen war, erreichte in den Werken der Schulen von Krishnanagar, Mewar und Bashohli ihren Höhepunkt.
Am Ende des 18. Jahrhunderts setzte der Verfall der Miniaturmalerei ein. Die moderne Malerei nahm um 1900 in der bengalischen Kunstschule unter Rabindranath Tagore einen verheißungsvollen Anfang. Wie er wirkten Amrita Sher-Gil (* 1913, † 1942) und Jamini Roy (* 1887, † 1972) im Sinn der altindischen Tradition. Heute entwickelt sich eine eigene Kunstsprache zwischen Tradition und Moderne, die die multikulturelle Gesellschaft Indiens widerspiegelt, aber auch von der Auseinandersetzung mit den Stilen und Inhalten der westlichen Kunsttradition geprägt ist; so u. a. bei Rajendra Dhawan (* 1936) oder Rameshwar Broota (* 1941).
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