Lexikon

Jesuten

lateinisch Societas Jesu, Abkürzung SJ; Gesellschaft Jesu
katholischer Orden, 1534 von Ignatius von Loyola gegründet und von Papst Paul III. 1540 bestätigt. Er breitete sich im 16. Jahrhundert in Europa aus und war vor allem das Instrument der Gegenreformation. Als Missionare waren und sind die Jesuiten in Asien, Afrika und Südamerika tätig. Besondere Bedeutung erlangte hierbei der sog. Jesuitenstaat in Paraguay.
Jesuiten: Ausweisung aus Haarlem
Ausweisung der Jesuiten aus Haarlem
Ausweisung der Jesuiten aus Haarlem 1578, Kupferstich von Franz Hogenberg um 1605. Genf, Reformationsmuseum
Gott Kriegsdienst leisten
Gott Kriegsdienst leisten
Nach Prüfung ihrer Regeln erteilte Papst Paul III. der Gemeinschaft des Ignatius von Loyola), 1540 die Bestätigung (Auszug):

Der Text der besagten Regel lautet so:

Wer in unserer Gesellschaft, die wir mit dem Namen Jesu bezeichnet wissen wollen, unter dem Banner des Kreuzes Gott Kriegsdienst leisten und allein dem Herrn und seinem Statthalter auf Erden, dem römischen Bischof, dienen will, soll nächst dem feierlichen Gelübde steter Keuschheit sich vor Augen halten, dass er einer Gesellschaft angehört, die hauptsächlich dazu gegründet ist, auf Förderung der Seelen in christlichem Leben und christlicher Lehre und auf Ausbreitung des Glaubens durch öffentliche Predigt und Dienst am Wort Gottes, durch geistliche Übungen und Werke der Liebe und namentlich durch Unterweisung der Knaben und Ungelernten im Christentum, sowie geistliche Tröstung der Christgläubigen beim Beichtehören vorzüglich hinzuarbeiten...
Wissen sollen alle Genossen und... täglich beherzigen..., dass diese Gesellschaft... unter treuem Gehorsam gegen den Papst... und seine Nachfolger Gott Kriegsdienst leistet...
Da im Vorstehenden sich nichts findet, was nicht fromm und heilig wäre, so... bestätigen und bekräftigen Wir es mit apostolischer Autorität... und haben die Genossen unter Unsern und dieses heiligen Stuhles Schutz genommen.
Jesuitenorden: Gesellschaft Jesu
Jesuitenorden: Gesellschaft Jesu
1534 wird der Jesuitenorden begründet, 1540 vom Papst anerkannt. Ziele aus der Satzung:

Wer auch immer in unserer Gesellschaft, die wir mit dem Namen Jesu ausgezeichnet wünschen, unter der Fahne des Kreuzes den Kriegsdienst Gottes leisten und lediglich dem Herrn sowie dem römischen Papst, seinem Statthalter auf Erden, dienen will, der soll sich nach feierlichem Gelübde der Keuschheit in seiner Seele vorstellen, dass er ein Teil der Gesellschaft sei, die gegründet ist vorzüglich zur Förderung der Seelen im christlichen Leben und in der christlichen Lehre, zur Verbreitung des Glaubens durch öffentliche Predigten, zum Dienst am Wort Gottes, durch geistliche Übungen und Werke der Liebe, namentlich durch Unterweisung der Knaben, und der Unwissenden im Christentum und durch das Hören der Beichte, zur geistlichen Tröstung der Christgläubigen."

Der große Einfluss der Jesuiten auf Kirche und Staat im 17. und 18. Jahrhundert rief so starken Widerstand hervor, dass Klemens XIV. unter dem Druck der romanischen Staaten den Orden 1773 auflöste.
Ausweisung und Verbot der Jesuiten
Ausweisung und Verbot der Jesuiten
Die Ausweisung der Jesuiten aus Portugal 1759 ist der Auftakt zum Kampf der romanischen Staaten Portugal, Spanien und Frankreich gegen diesen Orden. Hintergrund ist der Wunsch der Monarchen, den Einfluss der seit der Gegenreformation im 16. Jahrhundert immens einflussreichen, aber absolut papsttreuen Jesuiten zu brechen, um eventuell mögliche Einmischungen der Kurie in ihre Landespolitik unmöglich zu machen. 1773 muss Papst Klemens XIV. den Orden aufheben, der bis 1814 verboten bleibt. Er rechtfertigt zwar die Ausweisungen, doch spricht aus dem Erlass auch der Druck, der von den romanischen Staaten auf ihn ausgeübt wurde. Sein Verbot leitet die Ära der Säkularisation der Kirche ein:

§ 2 ... [Die Jesuiten brachten so viel Streit und Entzweiung in die Kirche, dass sie] die Herzen der Gläubigen zu Parteilichkeit, Hass und Feindschaft entzündeten. Man brachte es endlich so weit, dass selbst diejenigen, deren traditionelle Frömmigkeit und Großmut gegen die Gesellschaft allgemein gerühmt wurde, nämlich unsere in Christo geliebtesten Söhne, die Könige von Frankreich, Spanien, Portugal und von beiden Sizilien, sich genötigt sahen, die Ordensglieder aus ihren Staaten zu verbannen und zu vertreiben, weil sie dieses für das einzige und notwendige Mittel ansahen, um zu verhindern, dass sich die Christen im Schoße der heiligen Mutter Kirche einander selbst reizten, angriffen und zerrissen ...
§ 24 ... Da Wir nun durch die Gnade Gottes auf den Stuhl Petri gesetzt wurden, so gelangten sogleich auch diese Bitten, Forderungen und Wünsche an Uns, welche dann zu gleicher Zeit von verschiedenen Bischöfen und anderen durch Würde, Wissen und Gottesfurcht ausgezeichneten Männern unterstützt wurden ...
§ 26 ... Aus diesen wichtigen Beweggründen also und aus anderen Ursachen, welche Uns die Regeln der Klugheit und eine gute Leitung der allgemeinen Kirche nahe legen und die Wir großmütig für Uns behalten ..., löschen Wir nach reiflicher Überlegung, aus sicherer Kenntnis und kraft Apostolischer Vollmacht die erwähnte Gesellschaft aus ..., schaffen sie ab und heben auf und beseitigen alle und jede ihrer Ämter..., Häuser, Schulen, Kollegien, Hospize ..., in welchem Reiche, in welcher Provinz und unter welcher Botmäßigkeit sie auch immer liegen mögen..."
1814 wurde der Orden durch Pius VII. wieder eingeführt. In Deutschland war er 18721917 verboten.
Die Jesuiten sind in einer militärisch straffen Organisation zusammengefasst und werden streng und sorgfältig ausgewählt (Ausbildung der Professen 17 Jahre). Sie tragen kein eigenes Ordenskleid und haben kein gemeinsames Chorgebet. Geistliche Übungen führen zu einer starken Zucht des eigenen Willens. Zu den drei üblichen Ordensgelübden kommt als 4. noch der unbedingte Gehorsam gegenüber dem Papst hinzu. Die Jesuiten werden von einem Jesuitengeneral, dem 4 Generalassistenten beratend zur Seite stehen, von Rom aus geführt. Die Mitglieder der SJ (rund 20 100) werden unterschieden in: Professen, Koadjutoren (Priester und Laienbrüder), Scholastiker und Novizen. Die Jesuiten widmen sich besonders der Mission, Erziehung, Wissenschaft und Großstadtseelsorge. Ihr Wahlspruch: „Omnia ad maiorem Dei gloriam“ (lateinisch, „Alles zur größeren Ehre Gottes“).
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