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Sternenhimmel im September 2021
Mit dem September bahnt sich auch astronomisch das Ende des Sommers an. Weil die Erde der Sonne nun allmählich wieder ihre südliche Hälfte stärker zukehrt, werden die Tage bei uns immer kürzer und die Nacht gewinnt wieder überhand. Am 22. September gegen 21:21 Uhr ist es dann soweit: Die Sonne kreuzt den Himmelsäquator und markiert damit das Äquinoktium – die Tagundnachtgleiche. An diesem Tag ist die Nacht genauso lang wie der Tag.
Die Herbst-Tagundnachtgleiche läutet auch astronomisch den Herbst ein. Denn ab diesem Tag sind die Nächte bei uns wieder länger als die Tage und die "dunkle Jahreszeit" beginnt. Auf der Südhalbkugel unseres Planeten markiert der 22. September dagegen den Frühlingsbeginn und die Zeit, in der die Tage die Nacht zunehmend verdrängen.
Sternenpanorama mit den Highlights dreier Jahreszeiten
Doch wie zum Ausgleich leuchten zurzeit besonders viele schöne Sternbilder am Nachthimmel. "Der Nachthimmel im September ist für mich der wohl schönste des Jahres, denn bei oft noch angenehm sommerlichen Temperaturen lässt sich ein großes Panorama beobachten, das alle Jahreszeiten abbildet“, sagt Thomas Kraupe, Direktor des Planetarium Hamburg. „Wir sehen sowohl die Sterne des Sommers als auch solche, die für den Herbst typisch sind. Dazu kommen die Glanzlichter des Winters, die nach Mitternacht am Himmel funkeln."
In der ersten Nachthälfte dominieren noch die Glanzlichter des Sommers: Fast senkrecht über uns erstrahlen abends die beiden nördlichen Sterne des Sommerdreiecks – Wega und Deneb. Unterhalb von ihnen steht der etwas lichtschwächere Stern Atair, der die Südspitze des Sommerdreiecks markiert. Dieses riesige gleichschenklige Dreieck aus Wega, Deneb und Atair bleibt bis in den Dezember die ganze Nacht am Himmel. Im September ist es um 22 Uhr optimal in der Himmelsmitte hoch über der Südrichtung platziert.
Herbst-Aquarium und geflügeltes Pferd
Etwa gegen Mitternacht macht das Sommerdreieck dem „himmlischen Aquarium des Herbstes“ Platz. In ihm tummeln sich Sternbilder, die dem Element Wasser zugeordnet sind. Der Steinbock, in dem die beiden Planeten Jupiter und Saturn leuchten, war ursprünglich der „Ziegenfisch” – ein Wesen halb Fisch, halb Fleisch. Als Kalenderzeichen markierte es früher im arabischen Raum den Beginn der Regenzeit. Gleich über ihm steht die kompakte Sternenanordnung des Delfins und weiter östlich zeigen sich die beiden ausgedehnten, aber aus lichtschwachen Sternen bestehenden Sternbilder Wassermann und Fische sowie der Walfisch.
„Aus diesem ‚himmlischen Ozean‘ scheint auch das sagenhafte geflügelte Pferd Pegasus zu springen, dessen drei hellsten Sterne zusammen mit dem auffälligsten Stern der Andromeda das markante ‚Herbstviereck‘ bilden“, erklärt Kraupe. „Wie eine überdimensionale Vorfahrtstafel steht dieses große Sternenquadrat abends über dem Südosthorizont und erobert in der Mitte der Nacht die Südrichtung."
Am östlichen Himmels sind sogar schon die ersten Vorboten des Winters zu sehen: Der Stier mit dem Siebengestirn über seinem Nacken steigt auf, nach Mitternacht geht der prächtige Himmelsjäger Orion auf, gefolgt vom hellen Hundsstern Sirius.
Planeten: Drei "Abendsterne" nacheinander
Im September strahlen gleich drei Planeten besonders hell am Abendhimmel – Venus, Jupiter und Saturn. Aber auch die beiden äußersten Planeten Uranus und Neptun sind momentan besonders gut zu sehen – wenn auch nur mit Fernrohr und für geübte Beobachter.
Den Anfang macht die Venus, die schon bei Sonnenuntergang als heller Abendstern knapp über dem Südwesthorizont steht. Der Planet wirft genügend Licht zu uns zurück, um selbst am noch nicht ganz dunkeln Himmel sichtbar zu sein. Ein besonders schöner Anblick erwartet uns am 9. September: „Dann steht die schmale Mondsichel rechts über Venus und am darauffolgenden Abend links über ihr am Firmament“, erklärt Kraupe. „Uns bietet sich ein herrliches Bild, das man aber nur bei klarer Horizontsicht in der Abenddämmerung genießen kann.“
Der Star des Abendhimmels ist jedoch der Jupiter, der ebenfalls schon in der Dämmerung am Südosten zu sehen ist. Er wurde erst vor wenigen Tagen von unserer Erde überholt und scheint daher „rückläufig“ (westwärts) zu wandern. Gleichzeitig ist er uns dadurch zurzeit besonders nah und wird voll von der Sonne angestrahlt. Das macht ihn so hell – und bietet beste Voraussetzungen, um auch die großen inneren Monde des Gasriesen zu beobachten.
Direkt rechts vom promienten Jupiter schimmert sein „kleiner Bruder“ Saturn. Er befindet sich ebenfalls im Sternbild Steinbock, ist aber mit fast anderthalb Milliarden Kilometern etwa doppelt so weit von der Erde entfernt wie Jupiter.
Die Außenwelten: Neptun und Uranus
In diesem Monat sind auch beiden fernen Außenplanet Uranus und Neptun am Himmel zu sehen. Die beiden Eisriesen stehen etwa ab 23:00 Uhr am Himmel und leuchten fast die gesamte zweite Nachthälfte hindurch – allerdings sehr schwach. Doch von eine dunklen Standort aus und mit einem Teleskop oder einem Fernglas mit Stativ sind die winzigen Lichtpunkte zu erkennen.
Der äußerste Planet Neptun ist momentan deshalb so gut zu sehen, weil der Planet am 14. September in Opposition zur Sonne gelangt. „Daher ist es trotz des hellen Mondes die beste Zeit des Jahres, um ihn zu sehen“, so Kraupe. „Der bläulich-grün schimmernde Planet ist allerdings nur mit einem Fernglas oder Fernrohr zu finden. Er zeigt sich als winziges ‚Sternchen‘ im Wassermann, nahe der Grenze zu den Fischen." Uranus findet man im Osten unterhalb des Sternbilds Widder.