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Tod der Geschwister Scholl
"Ich kann es nicht begreifen, dass nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. Ich kann es nicht begreifen und ich finde es entsetzlich." Diese Worte schreibt Sophie Scholl im September 1939, wenige Tage nach Kriegsbeginn, an ihren Freund. Es sind Zeichen ihres immer stärker werdenden Zweifels am Nationalsozialismus.
Wie ihr älterer Bruder Hans ist die junge Frau anfangs noch begeistert von dem Gemeinschaftsideal, das das Hitler-Regime propagiert, und engagiert sich in der nationalsozialistischen Jugendbewegung. Doch das ändert sich. Die Geschwister entdecken zunehmend Widersprüche zwischen der parteigesteuerten Fremdbestimmung und ihrem eigenen Denken. Ihre anfängliche Begeisterung schlägt nach und nach in Ablehnung um.
"Euer böses Gewissen"
Mit ihren Freunden Alexander Schmorell, Christoph Probst und Willi Graf sowie ihrem Mentor, dem Hochschulprofessor Kurt Huber, diskutieren sie nicht nur über Philosophie, Kunst, Literatur und Religion - sondern immer öfter auch kritisch über politische Themen. Es sind vor allem die zunehmende Radikalisierung des Regimes und die Brutalität des Krieges, die die studentische Truppe schließlich zum Handeln bewegen. Sie wollen ein sichtbares Zeichen des Widerstandes gegen jenes System leisten, das in ihren Augen immer verbrecherischer agiert.
Aus dem Freundeskreis wird ein Bündnis im Kampf gegen die nationalsozialistische Diktatur: Im Sommer 1942 beginnt die Gruppe in ihrer Münchner Heimat damit, unter dem Namen "Weiße Rose" Flugblätter gegen Hitler und das nationalsozialistische Regime zu veröffentlichten. Hans, Sophie und die Anderen fordern darin zunächst zum passiven Widerstand auf - schon bald aber auch zum Sturz der Regierung. "Wir schweigen nicht, wir sind euer böses Gewissen", schreiben sie in ihrem vierten Flugblatt.
Flugblätter und Parolen
Die fünfte Schrift erscheint bereits in einer Auflage von 5.000 bis 9.000 Exemplaren: "Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund", heißt es darin mit Blick auf die Kriegslage im Januar 1943. "Deutsche! Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehasste Volk sein?" Inzwischen verteilt die studentische Widerstandsgruppe ihre Pamphlete nicht mehr nur in München. Auch in anderen süddeutschen Städten sowie in Linz, Salzburg und Straßburg und sogar in Hamburg tauchen die Flugblätter auf.
Ab Februar 1943 tritt die "Weiße Rose" zudem durch nächtliche Aktionen an die Öffentlichkeit. Die Studenten malen auf Münchner Hausfassaden Parolen wie "Nieder mit Hitler", "Hitler Massenmörder" oder "Freiheit" - auch an ihrer Universität. Das im selben Monat veröffentlichte sechste Flugblatt wird der Gruppe schließlich zum Verhängnis.
Vom Hausmeister verraten
Geschrieben von Hochschulprofessor Kurt Huber, stellt es die Kriegspolitik Hitlers an den Pranger, der in Stalingrad allein auf deutscher Seite 300.000 Soldaten zum Opfer gefallen sind. Hans und Sophie verteilen die Schrift ihres Mentors unter anderem an ihrer Universität.
Was sie nicht wissen: Mittlerweile hat sich die Gestapo gezielt auf die Suche nach den heimlichen Flugblattschreibern gemacht und überwacht seit einer Woche auch die Hochschule. Als die Geschwister die Blätter am 18. Februar vom 2. Stockwerk der Uni in den Lichthof hinunterwerfen, werden sie vom Hausmeister ertappt und an den Gestapo-Beamten Robert Mohr übergeben.