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Tod durch Selfie? Wenn Fotos die Gesundheit gefährden
Der Trend zum Selfie ist ungebrochen. Egal was man erlebt oder wo man ist – gibt es kein Selbstportrait davon, ist es, als hätte es nicht stattgefunden. Längst jedoch genügt das ganz normale Selfie vielen nicht mehr. Es muss immer spektakulärer, origineller und gefährlicher sein – damit bekommt man endlich die ersehnte Aufmerksamkeit im sozialen Netzwerk. Bleibt das gewünschte Feedback aus, verleitet dies einige Menschen dazu, sich im nächsten Anlauf einer noch abenteuerlicheren Situation auszusetzen.
Tierangriffe und verhängnisvolle Klippen
Die Folge: Allein 2015 gab es bei uns mindestens zwölf Todesopfer durch verunglückte Selbst-Fotografierer. Auch andernorts berichten die Medien regelmäßig über tragische und auch tödlich ausgehende Selfie-Unfälle. Viel befahrene Bahngleise, die unmittelbare Nähe zu wilden Tieren oder allzu spektakuläre Aussichtspunkte: Das sind nur einige Beispiele für die Art Kulisse, die einen wahren Selfie-Jäger zu einer kühnen Selbstinszenierung inspiriert.
So kam es etwa im Yellowstone-Nationalpark in den USA zu mehreren Bisonattacken, weil sich Touristen beim Posieren für Selfies zu dicht an die nordamerikanischen Wildrinder herangewagt hatten. Im Mai stürzte ein Mann aus Singapur bei einem Selfie von einer Klippe ins Meer. Er hatte bei dem Versuch, die Süd-Ost-Küste von Bali auf einem Urlaubs-Selfie zu verewigen, die Balance verloren. Der Mann konnte nur noch tot geborgen werden.
Selfie-Sticks verboten – zum eigenen Schutz
An manchen Orten hat die traurige Zunahme der Selfie-Unfälle schon zu Präventivmaßnahmen geführt. So ist der Europa-Park Rust im Sommer 2015 dem Vorbild der Disney-Parks gefolgt und hat zumindest den Einsatz von Selfie-Sticks verboten, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Nicht wenige Besucher hatten die Teleskopstäbe unter anderem mit in die Achterbahn genommen.
Die russische Polizei rief im Sommer 2015 eine Kampagne namens "Safe Selfie" ins Leben, nachdem das Innenministerium bis zur Jahresmitte bereits mehr als 100 Verletzungen und einige Todesfälle gezählt hatte. Auch in Indien reagierte man auf den Anstieg der Zwischenfälle: Behörden führten bei einem der größten religiösen Ereignisse der Welt, dem Pilgerfest Kumbh Mela, "No Selfie"-Zonen ein, um potenziellen Massenpaniken vorzubeugen, sollten sich an beliebten Fotomotiven zu viele Besucher drängen.
"Selfies und Selfie-Sticks werden immer beliebter - leider verzeichnen wir einen besorgniserregenden Anstieg der damit zusammenhängenden Vorfälle und Verletzungen", berichtet ein Experte der AXA-Reise-Versicherung. " Es ist nichts dagegen einzuwenden, Reiseeindrücke kreativ zu dokumentieren, aber man sollte dabei nicht die eigene Sicherheit und Gesundheit aufs Spiel setzen. Wir raten dazu, bei dieser Fototechnik ein wenig mehr Vorsicht walten zu lassen, egal ob im Alltag oder auf Reisen."