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Travel-Trends: So reist die Generation Z
Babyboomer, Generation X oder Millennials – in der Marktforschung wird der Genetationenbegriff gerne genutzt, um Menschen verschiedener Altersstufen nach ihrem individuellen Konsumverhalten einzusortieren. Die jüngste Generation, die nun in das kaufkräftige Alter kommt, ist die Generation Z oder Gen Z. Der Begriff beschreibt alle Leute, die zwischen den Jahren 1997 und 2012 geboren wurden.
Man sagt der Generation Z nach, dass sie technologieaffin, tolerant und weltoffen ist und reichlich konsumiert. Die Digital Natives verändern dabei nicht nur den Mode- oder Musikmarkt – sie wirbeln auch die Reisebranche ordentlich auf. Das zeigt eine Studie, in der die Forschenden knapp 1.000 Deutsche zu ihrem Reiseverhalten, Reisebudget und Reisetrends befragten. „Alte Regeln werden gebrochen, neue Muster etabliert“, erklärt Alexander Dyskin von der Unternehmensberatung Simon-Kucher.
Reisen zu niedrigen Preisen
Und während die Generation Z viele Dinge anders macht, als ihre älteren Brüder, Eltern oder Bekannten, fällt die Entwicklung beim Budget besonders drastisch aus – denn die 18- bis 25-Jährigen geben zum Reisen ganze 14 Prozent weniger Geld aus als vorherige Generationen. Da die Generation Z fast 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht, führen die Einsparungen der jungen Reisenden sogar dazu, dass auch die gesamten deutschen Ausgaben für Reisen um 3,5 Prozent zurückgehen.
„Dies liegt aber nicht zwangsläufig an einer geringeren Zahlungsbereitschaft. Im Gegenteil: Die Gen Z legt mehr Wert auf Erlebnisse als auf materiellen Besitz. Sie ist allerdings spontan, flexibel und technikversiert genug, um budgetfreundliche Optionen zu finden. Das Ziel: Maximale Erlebnisse zu minimalen Preisen“, so Dyskin.
Die Gen Z macht häufiger Urlaub
Reisemuffel sind die jungen Menschen dementsprechend nicht – sogar eher im Gegenteil. Trotz kleiner Budgets reisen die Vertreter der Gen Z sogar deutlich häufiger als ältere Generationen. „Die Gen Z verreist fast neunmal so oft wie die Babyboomer“, berichtet Dyskin. „Die Reisebranche hat also weiterhin gut zu tun.“
Ursache für die Reiselust der jungen Erwachsenen hängt aber nicht nur mit einer anderen Einstellung der Generation Z zusammen. Ihre höhere Reisefrequenz könnte auch daher kommen, dass unter 25-jährige oft weniger Verpflichtungen haben als später im Leben – schließlich haben jüngere Menschen oft noch keinen festen Job, keine eigenen Kinder oder Haustiere und sind auch seltener in einer festen Beziehung. Es hält sie entsprechend auch weniger davon ab, die Zelte zu Hause ab- und am Reiseziel wieder aufzubauen.
Solotrips liegen im Trend
Zudem liebt die Generation Z das Solotraveln. Dies zeigt eine Studie der Europäischen Kommission – hier befragten Forschende die Gen Z, in welcher Konstellation sie am liebsten die Welt erkunden. Dort gaben 16 Prozent der Deutschen an, dass sie lieber alleine reisen als mit anderen. Jeder vierte Gen Z-ler verreist sogar mindestens zweimal pro Halbjahr ohne Begleitung. Dies könnte laut den Autoren daran liegen, dass die Gen Z durch das Reisen ihrem sozialen Umfeld entflieht und außerdem Selbstvertrauen aufbaut.
Allerdings gab auch fast die Hälfte der deutschen Gen Z-ler an, dass sie wahrscheinlich von Familienmitgliedern begleitet werden, wenn sie reisen. „Dies ist vielleicht nicht überraschend, angesichts des Alters der Befragten, die wahrscheinlich noch in Betracht ziehen, mit ihren Eltern in den Familienurlaub zu fahren“, erklären die Autoren.
Nur 18 Prozent der Deutschen suchen Urlaubsort nach Nachhaltigkeit aus
Doch ist die Reiselust der jungen Generation nachhaltig? Schließlich stoßen Flugzeuge bei jedem Flug große Mengen CO2 aus und auch lange Roadtrips mit dem Auto oder Camper-Van sind nicht unbedingt umweltfreundlich. Zudem misst nicht mal jeder fünfte Deutsche der Nachhaltigkeit des Reiseziels eine besondere Bedeutung zu. Mehr als 30 Prozent beachten das Thema gar nicht. „Insgesamt hinkt Deutschland beim Thema Nachhaltigkeit als Reisekriterium hinterher“, so Dyskin.
Doch die jungen Gen Z-ler legen vergleichsweise viel Wert auf einen nachhaltigen Urlaub. Umweltfreundliches Reisen ist ihnen zumindest laut Selbstauskunft wichtiger als Millennials, der Gen X und den Babyboomern, denn während ein Viertel der Gen Z-ler beim Reisen gerne ihren CO2-Fußabdruck minimieren möchte, interessiert sich jeder fünfte Millennial für umweltfreundliche Trips. Bei den älteren Generationen ab 42 Jahren sind es sogar nur noch je etwa 15 Prozent.
Was die Generation Z zum Reisen inspiriert
Doch was genau inspiriert die Gen Z-ler zu ihren zahlreichen Trips? Neben den Empfehlungen von Bekannten, Reisebewertungsseiten wie TripAdvisor und Lonely Planet oder Social-Media kann man Gen-Z-Reisende anscheinend auch mit Treueprogrammen für sich gewinnen. Denn während der kostenlose Zugang zu Zusatzleistungen andere Generationen kaum interessiert, lässt sich jeder vierte der jungen Menschen zwischen 18 und 25 von solchen Bonusprogrammen überzeugen.
Auch überraschend: Dokumentationen, Serien und Filme wie Game of Thrones oder Harry Potter inspirieren viele junge Menschen, ein bestimmtes Reiseziel anzuvisieren. Aus diesem Grund entstand beispielsweise nach der Veröffentlichung der Kult-Serie „Game of Thrones“ ein riesiger Hype um die kroatische Stadt Dubrovnik. Es besuchten sogar so viele Touristen und Backpacker die kroatische Stadt, dass sich einige Menschen für eine tägliche Besucherobergrenze einsetzen.