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Was ist das Projekt Biosphere?

Schon jetzt reden visionäre Wissenschaftler von der Kolonisation des Mars oder des Mondes. Da diese Planeten aber sehr lebensfeindlich sind, muss sich der Mensch zunächst eine künstliche Biosphäre (englisch Biosphere) schaffen, sprich ein geschlossenes Öko-System unter einer Kuppel.

Das ehrgeizige Projekt Biosphere 2, das zwischen 1991 und 1992 stattfand, sollte zum ersten Mal ein komplettes Umweltsystem simulieren. Die US-Gesellschaft Space Biospheres Ventures investierte 255 Millionen Mark, um in der Wüste Arizonas bei Tucson ein 140 000 Kubikmeter großes Gewächshaus zu bauen. Auf 9000 Quadratmetern sollten dort mehr als 4000 Pflanzenarten, mehrere hundert Fische, Insekten, Vögel und einige Hühner sowie Ziegen leben. Selbstverständlich durfte der Mensch nicht fehlen: Vier Männer und vier Frauen begaben sich am 26. 9. 1991 in das riesige, gläserne Forschungslabor. Ihr Plan: Zwei Jahre wollten die Wissenschaftler völlig isoliert von der Außenwelt in der Biosphere 2 überleben. »2« übrigens, weil mit der Biosphere »1« die Erde gemeint ist.

Die Biosphere-Wissenschaftler wollten untersuchen, wie ein geschlossenes Ökosystem funktioniert, und ob ein künstliches Öko-Gleichgewicht langfristig lebensfähig ist. Unter der Außenhülle schuf Space Biosphere Ventures sieben verschiedene Landschaften:

1. einen tropischen Regenwald,
2. eine Lagune,
3. ein Korallenriff,
4. einen flachen Ozean,
5. ein Wattenmeer,
6. eine Savanne,
7. eine Wüste,
8. einen tiefen Ozean ohne Sonnenlicht.

Das Sonnenlicht stellte übrigens die einzige Energiequelle der Station dar. Obwohl rund 5000 Sensoren und Computer das künstliche Leben beobachteten und sich die Wissenschaftler intensiv bemühten, musste 1992 das Experiment teilweise aufgegeben werden. Bereits nach dem ersten Versuchsjahr waren 15 bis 30 Prozent aller Pflanzen- und Tierarten ausgestorben. Der Grund: Durch die Dachkonstruktion fiel weniger Licht als zunächst erwartet. Außerdem befielen Krankheiten und Schädlinge wertvolle Feldfrüchte. In der Biosphere 2 wurde schließlich die Luft immer knapper, da immer weniger gesunde Pflanzen zur Photosynthese in der Lage waren. Als zusätzlich alle Bewohner nach einem Jahr einen deutlichen Gewichtsverlust verzeichneten, entschloss sich die Führung die Isolation abzubrechen und Außenluft hineinzupumpen.

Aufgeben haben die Ökologen jedoch nicht: Seit 1994 lebt ein Teil von Biosphere 2 als nicht-profitable Organisation weiter und ist Teil eines großen Versuchsprojekts der Columbia-University. Wer Interesse hat und zufällig in Arizona seinen Urlaub verbringt, kann sogar eine Führung durch bestimmte Sektoren von Biosphere 2 unternehmen.

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