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TV-Duell im US-Wahlkampf: Trump als Polit-Rüpel – Clinton hält dagegen
Mit Spannung wurde das erste TV-Duell von Donald Trump und Hillary Clinton erwartet. Denn beide müssen um Wähler kämpfen und liegen bisher in Umfragen nicht weit auseinander. Schon im Vorfeld erwartete man, dass Trump auch in der Fernseh-Debatte eher durch Populismus und markige Sprüche punkten würde als durch sachliche Aussage. Das schrille Auftreten Trumps hat denn auch heute Nacht so viele Zuschauer vor den Fernseher gelockt wie nie zuvor: Etwa 100 Millionen Amerikaner sollen das TV-Duell gesehen haben.
Trump: Markige Sprüche und Angriffe
Trump setzte im TV-Duell auf starke Vereinfachungen, besonders aber auf persönliche Angriffe gegen Clinton. Er machte sie für das Erstarken des IS verantwortlich, sprach von einer miserablen Außenpolitik Clintons und von „Desaster“. Die USA seien auf dem Weg zu einem „Dritte-Welt-Land“. Vor allem aber sprach er Clinton die Befähigung zur Präsidentschaft ab. Ihr fehlten dafür das Temperament und das Urteilsvermögen.
Zudem unterbrach Trump Clinton mehr als 40 Mal. Dieses schrille Verhalten hat nach Ansicht des Experten zwei Gründe. Erstens verschafft ihm der fortgesetzte Tabu-Bruch permanente Aufmerksamkeit. Die Massenmedien berichten darüber, wenn auch kritisch. Die Kritik ficht ihn aber nicht an, weil seine Anhänger den traditionellen Medien ohnehin nicht trauen. Hier sind Parallelen zu anderen Populisten unverkennbar. In Deutschland verfolgt die AfD eine ähnliche Strategie.
Zweitens lenkt Trump mit diesem Verhalten von sachlichen Themen ab. Das muss er auch, weil seine Sachkompetenz in zahlreichen innen- wie außenpolitischen Fragen nur gering ausgeprägt ist. „Er verfügt weder über ausreichende Sachkompetenz noch über politische Erfahrung“, so Brettschneider. Daher sei es für ihn vorteilhaft, von diesen Defiziten abzulenken.
Clinton: Sachlichkeit und Druck
Hillary Clinton hingegen versuchte, sachliche Aspekte in den Mittelpunkt zu rücken und sich so von Trump abzuheben. Über politische Erfahrung verfügt sie reichlich. Und Sachkompetenz kann sie ebenfalls vorweisen. Sie hat allerdings das Manko, dass sie immer wieder oberlehrerhaft wirkt, wenn sie Sachverhalte erklärt.
Diesen Eindruck konnte sie jedoch nach Einschätzung von Brettschneider dieses Mal vermeiden. Sie sei sehr gut vorbereitet gewesen, so der US-Experte, und habe oft lebensweltliche Beispiele verwendet. Auch habe sie ihrerseits Trump unter Druck gesetzt. „Das war ein harter Schlagabtausch“, so Brettschneider, bei dem sich keiner der beiden Kontrahenten einen wahlentscheidenden Fehler geleistet habe.