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Weihnachtszeit ist Glühwein-Zeit

Klebrig-süß, stimmungsaufhellend und wärmend: Es gibt wohl kein Getränk, das heute so sehr mit der Vorweihnachtszeit verbunden ist, wie der Glühwein. Jedes Jahr lassen wir uns hierzulande rund 50 Millionen Liter dieses Heißgetränks schmecken - die meisten davon auf dem Weihnachtsmarkt. Woher aber stammt eigentlich die Tradition, Wein erhitzt und aromatisiert zu genießen? Wir kennen die Geschichte des Glühweins - und ein gutes Rezept.
DAL 13.12.2018

Der Winterklassiker Glühwein zählt zu den beliebtesten Vorweihnachtsgetränken der Deutschen und ist auch von Weihnachtsmärkten nicht mehr wegzudenken.

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Bereits die alten Römer und Griechen kannten eine Art Glühwein: Für ihr sogenanntes Conditum Paradoxum kochten sie Honig und etwas Wein mit unterschiedlichen Gewürzen ein. Der antike Feinschmecker Apicius empfiehlt in einem Rezept aus dem ersten Jahrhundert vor Christus zum Beispiel die Zugabe von Zimt, Lorbeer, Nelken und Safran. Die so aromatisierte Mischung wurde anschließend mit zusätzlichem Wein verdünnt.

Gewürzwein als Arznei

Durch dieses Verfahren sollte sowohl die Haltbarkeit als auch der Geschmack des damals oft sehr sauren alkoholischen Getränks verbessert werden. Im Mittelalter übernahm man später die Idee - und ging sogar noch weiter. Der nach dem griechischen Arzt Hippokrates benannte Gewürzwein Hypocras sollte nämlich nicht nur gut schmecken, sondern auch gegen diverse Leiden helfen.

Zutaten wie Zimt und Orangenblüten, Rosenwasser und Pfeffer wurden in Kombination mit dem Wein medizinische Wirkungen nachgesagt. Diese schmackhafte Therapie war allerdings hauptsächlich Königen und reichen Adligen vorbehalten. Denn Gewürze waren zu der damaligen Zeit sehr teuer.

Der für einen zünftigen Glühwein unbedingt notwendige Zimt war früher so kostbar, dass er nur für reiche Menschen erschwinglich war.

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Vier Loth Zimt

Rezepte für Glühwein, wie wir ihn heute kennen, sind in Deutschland erstmals aus der Mitte des 19. Jahrhunderts überliefert. Der Sachse August Josef Ludwig von Wackerbarth schrieb 1843 etwa folgende Kochanleitung nieder: Pro Kanne vier Loth Zimt, zwei Loth Ingwer, ein Loth Anis, Ein Loth Granatapfel, ein Loth Muskatnüsse, ein Loth Kardamom sowie ein Gran Safran, gesüßt mit Zucker oder Honig.

Im Laufe der Zeit erfreuten sich Getränke wie dieses immer größerer Beliebtheit - vor allem in der kalten Jahreszeit. Irgendwann erleichterten fertige Gewürzmischungen die Herstellung des Glühweins. Dank ihnen musste der Wein nur noch erhitzt und zusammen mit einem Teebeutel und etwas Zucker serviert werden. Insbesondere in Gaststätten wurde Glühwein oftmals nach diesem Schnellverfahren zubereitet.

Verzehrfertig in Flaschen

Noch leichter machte es den Gastwirten ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Glühweins: Ein Weinhändler namens Rudolf Kunzmann stellte 1956 in Augsburg erstmals verzehrfertigen Glühwein in Flaschen her. Dafür versetzte er Rotwein mit Zucker und den typischen Gewürzen und füllte ihn zum Verkauf ab. Kunzmanns Idee kam so gut an, dass bald auch andere Weinhändler Glühwein bei ihm abfüllen ließen.

Doch es gab ein Problem: Wein mit Zucker zu versetzen, war laut geltendem Recht verboten - und so musste Kunzmann eine saftige Geldbuße bezahlen, als das Ordnungsamt Wind von seinem Glühwein bekam. Dieser Rückschlag hielt den Weinhändler jedoch nicht davon ab, weiterzumachen. Sein Durchhalten wurde schließlich belohnt: Anfang der 60er Jahre wurde das Weingesetz geändert. Seither darf Wein zur Glühwein-Herstellung gezuckert werden.

Wer Zeit und Muße hat, kann das weihnachtliche Heißgetränk aber auch ganz einfach selbst zubereiten.

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Ein klassisches Rezept

Es ist vor allem Kunzmanns Erfindung zu verdanken, dass der Glühwein die Weihnachtsmärkte und inzwischen sogar die Supermärkte erobert hat. Ein wärmender Glühwein ist dank der fast überall erhältlichen Flaschen schnell gemacht. Wer etwas Zeit hat, kann das weihnachtliche Heißgetränk aber auch ganz einfach selbst zubereiten - und so individuell über Zuckergehalt, Würze und Weinqualität bestimmen.

Für klassischen, roten Glühwein braucht man:

  • 1 Flasche trockenen Rotwein
  • 1 Bio-Orange oder -Zitrone in Scheiben
  • 2 Stangen Zimt
  • 3 Gewürznelken
  • 2 - 3 EL Zucker oder Honig
  • zusätzlich nach Geschmack: 1 Vanilleschote, einige Kapseln Kardamom

Einfach selbstgemacht

Für die Zubereitung des Glühweins wird der Wein zunächst mit den restlichen Zutaten in einem großen Topf auf mittlerer Stufe erhitzt. Dabei ist es wichtig, dass die Flüssigkeit nicht über 80 Grad Celsius heiß wird - sonst verdampft der Alkohol und es kann das möglicherweise krebserregende Zuckerabbauprodukt Hydroxymethylfurfural entstehen.

Anschließend wird der Topf vom Herd genommen, die Wein-Gewürzmischung sollte nun mindestens eine Stunde lang durchziehen. Vor dem Servieren wird der Glühwein dann erneut erwärmt. Die Gewürze können beim Eingießen mithilfe eines Siebs abgefangen werden.

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